„Am Frankfurter Flughafen leben circa 50 wohnungslose Menschen", erklärt Streetworkerin Kristina Wessel. Es seien nicht immer dieselben, aber der Flughafen sei ein Zufluchtsort und ein Zuhause. Gerade in der kalten Jahreszeit kann er ein Unterschlupf sein. Oder Menschen sammeln hier Pfandflaschen, um sich so etwas dazu zu verdienen. Drei Mitarbeitende der Diakonie kümmern sich hier um die Menschen, die Hilfe benötigen.
Das Büro der Diakonie-Mitarbeitenden ist in der Ankunftshalle auf der Empore direkt über den Anzeigetafeln des Flughafens. Von hier aus starten die Rundgänge der Streetworker und der ausgebildeten Krankenschwester. Die Rundgänge sind immer unterschiedlich, was Länge und Orte angeht. indeon-Reporterin Charlotte Mattes hat einen Rundgang begleitet.
Die Mitarbeitenden der Diakonie machen ihre Rundgänge immer im im Zweier-Team, denn das sei laut Wessel Standard bei der Streetwork. Neben dem Sicherheitsaspekt sei auch der Austausch wichtig, um dann gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Von der Empore aus fahren wir mit der Rolltreppe in die Ankunftshalle, Menschen mit Koffern eilen an uns vorbei.
Streetworkerin Kristina Wessel erklärt, dass wir heute zum Busparkplatz 36 gehen werden. Denn sie seien auf der Suche nach einer Person, die vermutlich draußen schlafe. „Wir haben Hinweise von Fraport-Mitarbeitern bekommen. Die Person haben wir noch nicht dort angetroffen, allerdings haben wir durchaus eine Vermutung, wer dort schläft“, erklärt die 38-Jährige. Die zwei Frauen waren schon einmal hier und haben einen Schlafsack und einen Flyer der aufsuchenden Sozialarbeit hingelegt.
Wir fahren mit der Rolltreppe noch ein Stockwerk tiefer.
Wir laufen weiter in Richtung des Parkplatzes. Da steht ein orangener Container. An einem Zaun hängen fein säuberlich Kleidungsstücke auf Bügeln. Unter einer roten Decke ist weiteres Hab und Gut versteckt. Die zwei Frauen laufen um den Container herum. Doch es ist niemand hier. Streetworkerin Kristina Wessel vermutet, dass dieser Ort der Teil eines Lagers sei, von einer Frau, die sie schon kennen würden. Kathrin Höhl ergänzt: „Was mich hieran bewegt, ist die Ordnung, die die Leute auf der Straße haben. Was zeigt, hier sind echte Menschen mit echten Bedürfnissen.“
Kathrin Höhl arbeitet seit einem Jahr für die Diakonie Frankfurt und Offenbach am Flughafen. Ihr falle es manchmal schwer, das hier Erlebte, nicht mit nach Hause zu nehmen. Das Abgrenzen sei teilweise schwer und die Akzeptanz, dass sich manche Menschen in einen Leberschaden trinken würden oder einen Multiorganschaden. Sie begründet es damit, dass sie aus der Medizin komme und da immer bis zum Letzten für Menschen gehe.
Wir sehen sehr viel Elend und können eben nur bedingt helfen.
Streetworkerin Kristina Wessel
Ihre Kollegin Kristina Wessel ergänzt noch: „Wir motivieren die Menschen, aber können nur so viel tun, wie der einzelne zulässt.“
Wieder im Flughafengelände angekommen, läuft ein Mann mit Krücken und einem verbundenem Fuß mit Schiene an uns vorbei. Kathrin Höhl spricht ihn an und er entfernt sich mit ihr in Richtung Büro. Kristina Wessel erklärt mir, dass sie diesen Mann schon sehr lange kennen, es aber sehr schwierig sei, dass er Hilfe annehme. Es sei ein riesiger Erfolg, dass er mit ihrer Kollegin von der aufsuchenden Sozialarbeit mitgelaufen sei, um neue Krücken anzunehmen.
Als wir Krankenschwester Kathrin Höhl wieder treffen, hat sie ein Lächeln auf den Lippen und erklärt: „Wir sind Zeugen eines kleinen Wunders geworden“. Der Mann habe Besuch von seinem Bruder gehabt und neue Kleidung von ihm erhalten. Er habe neue Gehstützen gebraucht und weil ich welche da hatte, hat er sich sehr gefreut. Außerdem habe er sich noch einen Termin beim Bürgeramt geben lassen. „Auf einmal kann er annehmen, was monatelang nicht ging und das freut mich jetzt sehr.“
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