Es gibt Rollen, die sind schwer zu ertragen. Jungen und Männer, die von sexueller Gewalt betroffen sind oder waren, „stehen unter einem starken Druck, kein Opfer zu sein“, sagt Barbara Behnen. Sie ist eine der Leiterinnen der Beratungsstelle Wildwasser in Gießen.
Deswegen vertrauen sie sich niemandem an, akzeptieren das Gefühl von Einsamkeit und Alleinsein. All das, um nicht als „Weichei“ oder „Muttersöhnchen“ dazustehen.
Für Jugendliche ist das die Hölle.
Barbara Behnen
Vielen Jugendlichen fällt es auch schwer, etwas als Gewalt zu erkennen, was in ihrer Freundesgruppe passiert, erklärt Emily Köhler. Die Sozialarbeiterin bei Wildwasser in Gießen erklärt, dass auch demütigende sexuelle Handlungen dazu gehören. Als Beispiel nennt sie den durch die Gruppe verursachten Zwang. Etwa gemeinsam zu masturbieren, sich in die Hoden zu zwicken oder mit Gegenständen penetrieren zu lassen. Das würde abgetan als „burschikoses“ Benehmen in Jungsgruppen.
Neben der Beratung für Einzelne und eine Selbsthilfegruppe für Betroffene hat der Verein Wildwasser deshalb auch sein Präventionsangebot ausgebaut. Emily Köhler besucht Schulklassen und Wohngruppen. Dort findet sie gemeinsam mit den Jugendlichen heraus, was für sie Partnerschaft bedeutet, welche Werte sie haben und auch, wo ihre Grenzen liegen.