Spenden

„Mister Zehnprozent“: Anonymer Spender sucht Mitstreiter

10-Porzent-Brote und von Schülern bemalte Sparschweine
Frank Heckert

Er möchte nicht erkannt werden, lebt bescheiden – und spendet jährlich zehn Prozent seines Einkommens. „Mister Zehnprozent“ ist ein Vorbild für andere.

Ein Ladebalken auf der Website zeigt an, wie viele Spenderinnen und Spender schon mitmachen. Aktuell steht er auf 37 Prozent. Noch 286 Menschen müssen bis zum 31. März 2025 gefunden werden, dann ist das Ziel erreicht. Denn erst wenn insgesamt 456 Menschen zusammengekommen sind, gibt der geheimnisvolle „Mister Zehnprozent“ seinen Spendenteil dazu – zehn Prozent seines zu versteuernden Einkommens. 20.000 Euro hat er in diesem Jahr ausgelobt.

„Zehn-Prozent-Aktion“: Jede Spende zählt

Pfarrerin Bea Stöhr (2.v.r.) mit Mitgliedern des Aktionskreises und einer Vertreterin einer Partnerorganisation
Frank Heckert
Pfarrerin Bea Stöhr (2.v.r.) mit Mitgliedern des Aktionskreises und einer Vertreterin einer Partnerorganisation

Es muss nicht gleich die Großspende im fünfstelligen Bereich sein. Schon 20 Euro vom Einkommen, zehn Euro von der Rente oder fünf Euro vom Taschengeld reichen. „Manche geben mehr, andere weniger, und das ist völlig in Ordnung. Bei uns zählt jede Spende“, sagt Pfarrerin Bea Stöhr. Sie ist Vorsitzende des Aktionskreises der „Zehn-Prozent-Aktion“ in Wiesbaden.

„Zehn-Prozent-Aktion“

Die „Zehn-Prozent-Aktion“ läuft jedes Jahr zwischen dem 01. April und dem 31. März. Spenden kannst du auf folgendes Spendenkonto:

Empfänger: Zehn-Prozent-Aktion
IBAN: DE31 5206 0410 0004 0444 44
BIC: GENODEF1EK1

Die „Zehn-Prozent-Aktion“ läuft dieses Jahr bereits zum 56. Mal. Angefangen hatte alles 1968, als ein wohlhabender Kaufmann aus Frankfurt die Aktion ins Leben rief. Er sicherte zehn Prozent seines jährlichen zu versteuernden Einkommens für Hilfsprojekte in Afrika und Lateinamerika zu. Allerdings nur, wenn sich eine bestimmte Zahl Gleichgesinnter findet, die dies ebenfalls tun.

Auch wenn die Spendenbereitschaft in den vergangenen Jahren etwas zurückgegangen sei, das Spendenziel haben die Organisatoren bisher jedes Jahr erreicht.

Nur in einem Jahr sei es knapp geworden, erzählt Bea Stöhr, 1997 war das. Damals hatten kurz vor Schluss noch fünf Leute gefehlt. Das Organisationsteam schwang daraufhin nochmal kräftig die Werbetrommel und auch Bea Stöhr machte mit. Seitdem engagiert sich die Pfarrerin regelmäßig bei der Aktion.

Ich kann mit meinen fünf Euro die entscheidende Person sein.

Mister Zehnprozent: Wer ist der anonyme Wohltäter?

Nachdem der erste „Mister Zehnprozent“ Anfang der 1980er Jahre nach Kanada auswanderte und sein Nachfolger vor wenigen Jahren verstarb, ist inzwischen der dritte „Mister Zehnprozent“ im Einsatz.

Aber wer ist der anonyme Wohltäter? Darüber möchte Bea Stöhr nichts verraten – das sei fester Bestandteil der Aktion. „Vom zweiten ‚Mister Zehnprozent‘ wollte ich den Namen gar nicht erst wissen, aus Angst, dass ich mich aus Versehen mal verplappere“, lacht sie.

Den „Zehnten“ geben

Grundlage der „Zehn-Prozent-Aktion“ ist das biblische Gebot, seinen „Zehnten“ abzugeben, also zehn Prozent seines Einkommens etwa zu spenden. Dieses Gebot existiert nicht nur im Christentum, sondern unter anderem auch im Judentum und im Islam.

Sie verrät nur so viel: „Das sind keine Profifußballer oder anderweitig prominente Menschen, sondern Leute wie du und ich. Auf der Straße würde man sie nicht erkennen“.

Einmal sei der zweite „Mister Zehnprozent“ nach dem Gottesdienst von seinem Gemeindepfarrer angesprochen worden, der ihn auf die Aktion aufmerksam machen wollte. „Da musste er schon schmunzeln“, erzählt Stöhr.

Allen dreien sei es nicht darum gegangen, sich als edle Geldgeber zu profilieren, sondern so zu geben, wie es auch in der Bergpredigt steht: „Die linke Hand soll nicht wissen, was die rechte tut.“ (Matthäus 6,3).

Es handele sich jeweils um engagierte Christen, die bescheiden leben und andere dazu motivieren wollen, Gutes zu tun.

Über zehn Millionen Euro für Hilfsprojekte weltweit

10-Prozent-Brot und Flyer der Hilfsprojekte
Frank Heckert
10-Prozent-Brot und Flyer der Hilfsprojekte

Und das mit Erfolg. Über zehn Millionen Euro sind seit der Gründung der Aktion zusammen gekommen, mit denen fast 300 Projekte in 74 Ländern auf der Welt gefördert wurden. Gemeinsam mit den Partnern „Brot für die Welt“, „Misereor“ und „missio“ werden in diesem Jahr unterstützt:

  • Mobile Kliniken und ärztliche Hausbesuche auf Haiti
  • Die Förderung ökologischer Landwirtschaft in Peru und Bolivien
  • Wundversorgung von Kriegskindern in Zentralafrika
  • Die Versorgung für lebensbedrohlich erkrankte Kinder in Wölfersheim.

Bei der Auswahl der Projekte gehe es darum, möglichst viele verschiedene Länder zu unterstützen und zu zeigen, wie groß die Not in der Welt ist.

Schon 28.766,06 Euro sind in diesem Jahr bisher zusammengekommen.

Wundersame Brotvermehrung als Symbol für das Teilen

Dankgottesdienst in Wiesbaden und Übergabe der 10-Prozent-Brote
Frank Heckert
Dankgottesdienst in Wiesbaden und Übergabe der 10-Prozent-Brote

Jedes Jahr zum Abschluss der Aktion veranstaltet das Organisationsteam einen Dankgottesdienst im Dekanat Wiesbaden. Das Geld wird an die Träger der Hilfsprojekte ausgezahlt.

Symbolisch steht dafür allerdings nicht wie oft üblich ein überdimensionierter Scheck, auf dem die Spendensumme noch aus der hintersten Reihe zu lesen ist. Stattdessen bekommen die Träger „Zehn-Prozent-Brote“ überreicht. Die sollen an das Vaterunser erinnern, in dem es heißt „unser tägliches Brot gib uns heute“, sowie an die Geschichte der wundersamen Brotvermehrung Jesu bei der „Speisung der 5000“ (Matthäus 14, 13 – 21).

Die „Zehn-Prozent-Aktion“, sagt die Pfarrerin, sei für diese Bibelgeschichte ein wunderbares Beispiel – die Brotvermehrung Jesu nennt sie ein „Wunder der erweichten Herzen“. „Jesus hat das Brot ja nicht einfach aus dem Hut gezaubert. Sondern er hat die Menschen so sehr gerührt, dass sie anfingen das, was sie haben, miteinander zu teilen.“