soziale Ungleichheit

Arm und reich – was die Bibel sagt

arm und reich Symbolbild Füße
gettyimages/erllre

Die einen haben sehr viel, die anderen zu wenig. Ein uraltes Problem. Schon die Bibel beschreibt es.

Mein Haus, mein Auto, mein Boot. Was heute wie in dieser Sparkassen-Werbung für manch einen als erstrebenswert gilt, war unter den ersten Christen gar nicht gut angesehen. In der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem teilten die Gemeindemitglieder alles miteinander.

Es herrschte eine Gütergemeinschaft, so beschreibt es die Apostelgeschichte. Die ersten Christen verkauften ihren Besitz wie Häuser und Äcker. Von diesem Geld „gab man einem jeden, was er nötig hatte“ (Apostelgeschichte 4,35).

Hananias und Saphira fallen tot zu Boden

Zu den ersten Christen gehörten auch das Ehepaar Hananias und Saphira.  Auch sie verkauften ihren Acker, behielten allerdings heimlich einen Teil des Geldes für sich. Unbemerkt blieb das nicht. Petrus sprach zuerst Hananias darauf an: „Warum hast du den heiligen Geist belogen und etwas vom Geld für den Acker zurückbehalten?“ (Apostelgesichte 5,3). Die Bibel berichtet, dass Hananias daraufhin tot zu Boden fiel  – die Apostel begruben ihn.

Drei Stunden später kam seine Frau herein. Von den Geschehnissen hatte sie nichts mitbekommen. „Sag mir, habt ihr den Acker für diesen Preis verkauft?“, fragte Petrus. Sie bestätigte: „Ja, für diesen Preis.“ Auch sie fiel tot um und über die ganze Gemeinde, so berichtet die Bibel es, kam eine große Furcht (Apostelgeschichte 5, 11).

Wer Arme schlecht behandelt, muss mit Gottes Zorn rechnen

Schon die Bibel beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen arm und reich. Denn bereits vor über 2000 Jahren war Armut ein Problem. Witwen und Waisen, Tagelöhner und Sklaven, sie alle waren arm. Ihnen, das machen die biblischen Erzählungen deutlich, steht Gott besonders zur Seite.  

So findet sich in der Bibel das Verbot, arme Menschen schlecht zu behandeln. Wer dies doch tut, muss mit Gottes Zorn rechnen. „Ihr sollt Witwen und Waisen nicht bedrücken. Wirst du sie bedrücken und werden sie zu mir schreien, so werde ich ihr Schreien erhören. Dann wird mein Zorn entbrennen, dass ich euch mit dem Schwert töte und eure Frauen zu Witwen und eure Kinder zu Waisen werden (2. Mose 22, 21 – 23).

Wer reich ist, steht in der Verantwortung zu helfen

Das sind harte Worte. Und sie passen so gar nicht zu einem lieben und sanftmütigen Gott. Wie kann das sein?

Die Geschichten, in denen Menschen von Gottes Zorn getroffen werden und tot umfallen, sind vielleicht nicht unbedingt wörtlich zu verstehen. Vielmehr machen sie mit drastischen Worten in aller Deutlichkeit klar: Wer viel hat steht in der Verantwortung denen gegenüber, die weniger haben.

Das hängt mit zwei Gründen zusammen: Zum einen geht aus den biblischen Texten hervor, dass Arme in der Gesellschaft häufig schlecht behandelt wurden. Etwa, weil Händler ihnen gegenüber Wucher betrieben haben. Oder, weil sie ihre Löhne nicht ausbezahlt bekamen und reiche Menschen auf ihre Kosten noch reicher wurden (Jakobus 5, 3 – 4).  

Zum anderen hat es einen Sozialstaat im heutigen Sinn zu biblischen Zeiten nicht gegeben. Wer arm war, der war auf die Almosen von Wohlhabenden angewiesen. Nur auf diese Weise konnte das Überleben der Armen gesichert werden. 

„Almosen“ bedeutet „Gerechtigkeit“

Dazu findet sich in der Bibel eine Reihe von Sozialgesetzen. Dazu gehören etwa ein allgemeiner Schuldenerlass alle sieben Jahre (5. Mose 15, 1 – 11) oder ein Zinsverbot (2. Mose 22,24). Das Almosen-geben (das Wort lässt sich aus dem Hebräischen mit „Gerechtigkeit“ übersetzen) hat in der Bibel einen hohen Stellenwert.

 Weh euch Reichen!

Denn ihr habt euren Trost schon gehabt“ (Lukas 6,24)

Auch, wenn einige Bibelstellen zum Thema radikal klingen: Die Bibel spricht sich nicht grundsätzlich gegen Reichtum aus. Abraham, Hiob, König Salomo – zahlreiche Geschichten im Alten Testament zeigen, dass Reichtum auch als Ausdruck vom Segen Gottes gesehen werden kann.

Kommen Reiche in den Himmel?

„Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt“, sagt Jesus im Lukasevangelium. Pfarrer Martin Vorländer klärt, was es damit auf sich hat.

Problematisch wird es, wenn Reichtum auf Kosten der Armen erworben wird. Das kritisiert die Bibel.  Auch, wer seinen Besitz hortet, anstatt ihn mit anderen zu teilen, kommt nicht gut weg.

Dazu erzählt Jesus im Neuen Testament folgendes Gleichnis: Ein reicher Kornbauer hat so viel geerntet, dass seine Scheunen zu klein sind, um die Ernte zu sammeln. Daraufhin lässt er die Scheunen abreißen und größere bauen. Er denkt, danach Ruhe zu haben durch seinen großen Vorrat – Gott allerdings bezeichnet ihn als Narr. Denn „So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“ (Lukas 12, 16 – 21).

Reichtum macht nicht glücklich, helfen schon

Macht Reichtum glücklich? Wohl eher nicht. Denn schon die Bibel stellt fest: „Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt (Prediger 5,9) und: „Die Fülle lässt den Reichen nicht schlafen“ (Prediger 5,11). Wer aber den Armen hilft, der tut damit nicht nur etwas Gutes, sondern er ehrt damit auch Gott (Sprüche 14,31). Den Armen wiederum, so sagt Jesus es, wird das Reich Gottes gehören (Lukas 6, 20 – 21).