Spendenbereitschaft bei lang anhaltenden Krisen
Der Krieg in der Ukraine hält schon eine Weile an. Nehmen die Spendenbereitschaft und Aufmerksamkeit nach einer Weile ab?
Anne Dreyer: Die Aufmerksamkeit der Menschen und der Medienberichterstattung geht von der humanitären Not weg, und hin zu politischen Themen. Es ist anders als in den ersten Wochen, wo viel über die geflüchteten Familien und die Zerstörung ihrer Heimat berichtet wurde. Nach zwei Jahren nehmen Solidarität und Spendenbereitschaft ab, während die Menschen in der Ukraine weiterhin unsere Unterstützung brauchen.
Wie steuern Sie dagegen? Wie motivieren Sie Menschen zum Spenden?
Anne Dreyer: Wir steuern dagegen, indem wir darüber berichten. Wir lenken den Blick auf die Menschen in den vielen Kontexten, in denen wir arbeiten. Wir arbeiten in rund 90 Ländern und versuchen, durch unsere Berichterstattung auf Social-Media, in Pressemitteilungen, Interviews und auf unseren Webseiten zu zeigen, wie es Menschen geht, wie sie unter Krisen leiden und wie wir helfen können. Es ist wichtig zu zeigen, dass mit Spenden etwas bewirkt werden kann. Man kann Menschen helfen, beispielsweise Frauen eine sichere Geburt zu ermöglichen oder Kleinbauernfamilien den Folgen des Klimawandels zu trotzen. Wir zeigen, dass Spenden viel bewirken.
Wie ist die aktuelle Spendenbereitschaft? Reicht es aus?
Anne Dreyer: Wir brauchen auf jeden Fall weitere Spenden für die Ukraine. Im Moment reicht es nicht. Der Bedarf ist größer als die Mittel, die zur Verfügung stehen. Es braucht mehr Unterstützung für die Ukraine und für viele andere Krisen weltweit, wie im Sudan, wo Menschen auf der Flucht sind und es große Hungersnöte gibt. Wir brauchen auch dort die Unterstützung durch Spenden.
Geldspenden oder Sachspenden?
Sind nur Geldspenden wichtig? Was ist mit Sachspenden?
Anne Dreyer: Bei Brot für die Welt können Sie Geld spenden und Ihre Aufmerksamkeit. Sachspenden nehmen wir nicht an, da die Logistik oft teurer ist als der Wert der Sachspenden. Lokale Märkte haben bereits das Notwendige, und wir müssen sicherstellen, dass die Hilfe bei den Bedürftigen ankommt.
Wie ist die Haltung von Brot für die Welt gegenüber den Menschen, denen geholfen wird?
Anne Dreyer: Unsere Haltung ist geprägt von Augenhöhe. Wir unterstützen lokale Organisationen, ihre Hilfe vor Ort zu leisten. Die Hilfe ist bereits vor Ort, und wir unterstützen die Partner, Hunger und Armut zu bekämpfen und Familien zu unterstützen.