Kinderwunsch

Maybe Baby - Wollen wir ein Kind bekommen?

Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen oder nicht, ist oft nicht einfach
Gettyimages/gollykim

Mit dem Projekt „Maybe Baby“ beschäftigt sich der Landesverband der Evangelischen Frauen mit der Frage nach dem Kinderwunsch. Auch Autorin Johanna Dürrholz sucht in ihrem Buch nach Antworten.

Früher war die Sache klar: Ein Paar heiratet und gründet eine Familie, die Frau bekommt Kinder. Heute ist das längst nicht mehr so. Nur ein Grund ist, dass viele Frauen Karriere machen wollen und genauso viel leisten wie Männer. 

Und dennoch kann der Druck groß sein. Auf Familienfeiern, beim Klassentreffen, beim Besuch bei der Oma. „Wann ist es denn bei euch endlich soweit?“, fragt Oma zwischen Kaffee und Streuselkuchen. Auch für manche Eltern ist klar: Sie möchten gerne Enkelkinder haben. Dabei ist die Frage, ob man ein Kind bekommen möchte, eine private Entscheidung

Projekt „Maybe Baby“ der Evangelischen Frauen startet im September

Mit dem Projekt „Maybe Baby – will ich ein Kind?“ beschäftigt sich der Landesverband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau mit der Frage nach dem Kinderwunsch. Ab September sind Workshops geplant, Podiumsdiskussionen und eine Kampagne über Instagram. Auch Materialpakete zur Organisation und Durchführung eingener Veranstaltung lassen sich bestellen.

Hier eine Teilübersicht für bereits geplante Veranstaltungen: 

  • Auftakt-Talk „Mutter?!“ zu verschiedenen Sichtweisen auf Mutterbilder und daran geknüpfte Erwartungen als online-Podiumsdiskussion
  • Workshop „Will ich ein Kind?“, in dem die Teilnehmenden den eigenen Gefühlen nachspüren und auch unangenehme Fragen stellen können
  •  Workshop zum  Thema „Equal Care“ und gleichberechtigte Elternschaft
  • Podiumsdiskussion zu verschiedenen Formen von Elternschaft inklusive queeren und alternativen Perspektiven.

Die genauen Termine zu den Veranstaltungen werden noch rechtzeitig bekannt gegeben.

Buchtipp „Die K-Frage“: Entscheidungsfindung beim Kinderwunsch

Johanna Dürrholz ist Mitte 30 und stellt das in Frage, was für sie immer selbstverständlich war: das Kinder kriegen. Will sie ein Kind oder doch lieber nicht? Wie ihr geht es vielen jungen Frauen mitten im Job, und die eigene Antwort auf die Frage nach dem Kinderwunsch verändert das Leben maßgeblich. Darüber hat sich das Buch „Die K-Frage: Was es heute bedeutet, (k)ein Kind zu wollen“ geschrieben.

Wir Frauen wollen mitmischen, ganz oben, die gleiche Arbeit leisten wie Männer, die gleiche Job-Verantwortung tragen, gleich viel verdienen. Gleichzeitig ist das Zeitfenster, in dem wir uns fortpflanzen können, sehr kurz, gemessen an den gesellschaftlichen Vorgaben, die eine Verwirklichung im Job voraussetzen: Abitur, Studium, bis wir im Job angekommen sind, sind wir mindestens fünfundzwanzig Jahre alt, wollen dann ja noch ein bisschen Geld verdienen, womöglich die erste Beförderung einsacken“, beschreibt Dürrholz das Dilemma von Frauen - von Frauen mit Hochschulabschluss und ausreichend Geld wohlgemerkt.

Frauen haben das Gefühl, ihr altes Leben aufgeben zu müssen.

Die Entscheidungsfindung sei auch deshalb so schwierig, weil Frauen das Gefühl haben, dass sie durch ein Kind mehr verlieren als gewinnen könnten – und dass sie ihr altes Leben aufgeben müssen.

Anfang 30, so hat Dürrholz die Erfahrung gemacht, passt es oft beruflich für Kinder, aber biologisch neigt sich gerade dann die beste Zeit bereits dem Ende entgegen.

Was, wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt wird?

Das ist etwas, was ihr der Reproduktionsmedizinern Andreas Schmutzler aus Göttingen mitteilt. Er kennt Schicksale von Frauen, die alles dafür geben würden, ein Kind zu bekommen, aber es will und will nicht klappen. Er begleitet sie deshalb intensiv, auch pyschologisch, denn der Kinderwunsch kann belastend sein.

Auch Frauen, bei denen es auf natrülichem Weg nicht klappen will und Frauen, die ungewollt kinderlos sind, hat die junge Autorin gesprochen. Darunter auch Franziska Ferber.

Als endgültig feststand, dass Franziska Ferber nie ein Kind haben würde, habe sie sich geschworen ihr Leid anzunehmen und daraus etwas Positives zu machen. Nun begleitet sie Frauen durch den Kinderwunsch.

Buch-Infos

Johanna Dürrholz: Die K-Frage. Was es heute bedeutet, (k)ein Kind zu wollen; Dudenverlag; 208 Seiten; 18,50 Euro.

Aber wo kommt er eigentlich her, dieser Wunsch nach einem Kind, der bei manchen Frauen so stark ist, dass sie ihrem Körper und ihre Seele große Strapazen antun. Dürrholz geht dieser Frage nach, spricht mit Evolutionsbiologen. „Es interessiert mich, was aus evolutionsbiologischer Sicht dazu führen könnte, dass Menschen sich Kinder überhaupt wünschen. Dass sie sich reproduzieren wollen“, schreibt die Autorin.

Kind und Karriere?

Aber Dürrholz geht noch einen Schritt weiter als zu fragen, wie erfüllend Kinder für Menschen sein können. Sie hakt nach, wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Immer wieder hören Frauen doch, sie könnten alles haben, was sie sich wünschen.

„Ich habe das Gefühl, dass wir, geht es ums Kinderkriegen, als potenzielle Mütter oft noch eine Dimension mitbedenken müssen. Die sogenannte gläserne Decke, von der oft die Rede ist, wenn es darum geht, dass Frauen seltener in Führungspositionen kommen“, so die Autorin. Sie redet mit Katarina Barley. Die SPD-Frau ist als Politikerin viel unterwegs, ihre beiden Söhne wuchsen bei ihrem damaligen Mann auf, der Teilzeit arbeitete.

Johanna Dürrholz sagt, sie versucht, „die Ungerechtigkeiten zu erforschen und Denkanstöße in alle Richtungen zu geben“. Dürrholz, Jahrgang 1989, fügt an: „Ich wollte herausfinden, was man sich alles vergegenwärtigen sollte, bevor man sich für oder gegen ein Kind entscheidet.“ 

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