Filmtipp

Rohingya: Film Midwives zeigt Unterdrückung

Sonnenaufgangs-Landschaftsansicht mit Silhouetten alter Tempel, Bagan, Myanmar
Gettyimages

Zwei Hebammen in Myanmar: eine ist Buddhistin und eine Muslima. Der Film spielt dort, wo Muslime verfolgt werden. Ein Film über Empathie und Hoffnung.

von Florian Riesterer

Im Jahr 2016 beginnt das Militär von Myanmar mit der Vertreibung der Rohingya-Muslime. Bei der ethnischen Säuberung werden Dörfer zerstört, Zehntausende Rohingya ermordet. Fast eine Million fliehen ins Exil.

Vier Jahre vor der Vertreibung brach der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt im Jahr 2012 erneut auf. Als die ersten Nachrichten darüber an die Öffentlichkeit dringen, macht sich Filmemacherin Snow Hnin Ei Hlaing, selbst in Myanmar geboren, auf den Weg in ihre Heimatstadt, um herauszufinden, woher dieser Hass kommt.

Freundinnen über Religionsgrenzen hinweg: Hla (links) erklärt Nyo Nyo, warum sie für Buddha Kerzen anzündet.
JIP Film und Verleih
Freundinnen über Religionsgrenzen hinweg: Hla (links) erklärt Nyo Nyo, warum sie für Buddha Kerzen anzündet.

Hlaing begegnet der Buddhistin Hla, Hebamme und Besitzerin einer improvisierten Klinik. Bei ihr angestellt, ist die Muslima Nyo Nyo, die von ihr lernt. Behandeln darf sie ausschließlich andere Muslime.

Schon in den ersten Szenen wird klar, wie entrechtet Nyo Nyo ist und welchen Vorurteilen sie Tag für Tag begegnet. Der Regisseurin gelingt es, ungeschönte Dialoge einzufangen. Hla wirft ihr vor, nicht genug zu lernen oder äußert sich kritisch über die „Kalar“, wie die Rohingya abwertend genannt werden. An ihrer Freundschaft zu Nyo Nyo, die liebevoll Hlas alte Mutter bis zu deren Tod pflegt, ändert das aber nichts.

Dokumentation zeigt schmerzhafte Bilder aus Myanmar

Bisweilen schmerzhaft sind die Bilder, die die Filmemacherin vom Konflikt in Myanmar einfängt. Eben noch erheben sich urwaldbedeckte Hügel mit buddhistischen Pagoden aus dem Morgendunst. Dann skandieren Teilnehmende einer Demonstration.

Haut ab, ihr Terroristen habt unser Land gestohlen.

Währenddessen spazieren sie durch den strömenden Regen. Aus dem Fernseher rieselt reinste Propaganda.

„Wir leiden wie welkende Orchideen, sie nehmen uns unsere ethnische Reinheit weg“, singt eine Schnulzensängerin. Auch die Unterstützer der Muslime bekommen zusehends Druck. Hla und ihr Mann müssen ihre Klinik aufgeben, halten sich mit dem Verkauf von Fisch über Wasser. Nyo Nyo träumt sich weg in die einstige Hauptstadt Rangun zu ihrer Schwester.

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Film-Infos Midwives

Dokumentarfilm

Regie: Snow Hnin Ei Hlaing

Drehort: Kanada Deutschland Myanmar; 2022

Länge: 91 Minuten

Filmwebseite „Midwives“

Trotz aller Widrigkeiten durchzieht den Film „Midwives“ nicht Hoffnungslosigkeit, sondern Zuversicht. Das liegt an den beiden Freundinnen, die sich respektieren und helfen.

Regisseurin Hlaing fängt Glücksmomente ein, Bilder vom gemeinsamen Kleiderkauf der Freundinnen, unbeschwertes Lachen auf dem Rücksitz eines Mopeds. Nyo Nyo bewirtet Hla beim islamischen Opferfest Eid, Hla erklärt Nyo Nyo, weshalb sie für Buddha so viele Kerzen anzündet.

Am Ende steht ein starkes Plädoyer für Freundschaft, Menschlichkeit und die eigenen Träume – ganz ohne Kitsch. Die Regisseurin gibt in ihrem unheimlich bewegenden Langfilmdebüt den Rohingya, aber auch verfolgten Minderheiten andernorts, eine starke Stimme. Die evangelische Filmjury kürte Midwives zum „Film des Monats“ Januar 2023.