Filmtipp

Roadmovie über Freunde: Camino a La Paz

2 Männer im Auto
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Lakonisch, genau beobachtet und warmherzig: In „Camino a La Paz“ wird der Roadmovie zur Pilgerfahrt. Ein Buddy-Movie als Bildungsroman.

Das Telefon klingelt. Sebastián hebt ab: „Nein, hier ist kein Fahrdienst. Ich bin ganz sicher, ich wohne hier…“. Seit dem Einzug in die neue Wohnung steht das Telefon nicht mehr still mit Anfragen nach Taxifahrten. Sebastián ist genervt. Doch eines Tages antwortet er kurzentschlossen souverän: „Magellan-Agentur. Guten Abend“. Damit ist der Startschuss für den Fahrdienst mit seinem Peugeot 505 gesetzt.

Fahrer Sebastián (Rodrigo de la Serna) fährt Jalil (Ernesto Suárez) 3.000 Kilometer

Eines Tages steigt ein älterer Herr in das Auto ein. Die beiden haben keinen guten Start miteinander. Den einen stört das Rauchen, den anderen der Knoblauchgeruch. Und doch verlangt der Fahrgast beim nächsten Mal explizit von Sebastián chauffiert zu werden. Kurze Zeit darauf schlägt Jalil Sebastián einen Deal vor. Er müsse seinen älteren Bruder im bolivianischen La Paz besuchen, könne aber aus gesundheitlichen Gründen weder ein Flugzeug noch einen Bus nehmen. Sebastián winkt ab - zu viel Aufwand, zu weit… Doch dann lässt er sich auf darauf ein.

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Zügig geht es von Buenos Aires los. 3.000 Kilometer liegen vor ihnen. Zunächst können sie sich auf fast nichts einigen - die Musik, die Fahrgeschwindigkeit, die Häufigkeit der Stopps. Nachdem Sebastián einen Hund anfährt, besteht der muslimische Jalil darauf, den Hund mitzunehmen. Fortan ein weiterer Fahrgast.

Als Jalil auch noch eine junge Frau einlädt ein Stück mitzufahren, platzt Sebastián der Kragen. Aber gegen Jalils unerschütterliche Hartnäckigkeit und Hilfsbereitschaft kommt er nicht an. Und so beschert Irma den beiden einen unbeschwerten, fröhlichen Abend im Kreise ihrer Familie, als sie dort müde und hungrig ankommen.

Auf der Reise geraten die beiden noch in diverse unvorhergesehen Situationen und Sebastián verliert fast alles, was ihm wichtig ist. Aber er gewinnt dafür etwas anderes: Eine Freundschaft und die Erfahrung, dass das Leben aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann. Auch wenn er manchmal vielleicht mit der Ansicht des anderen nicht ganz mitgehen kann, so nötigt ihm die Haltung doch Respekt und ein tieferes Verständnis ab.

Film-Infos Camino a la Plaz

Spielfilm

Titel: Camino a la Paz

Regie: Francisco Varone

Drehorte: Argentinien, Deutschland, Niederlande 2015

Länge: 85 Minuten

Website Camino a la Plaz

Eine der berührendsten Szenen des Films ist, als Jalil zu ihm sagt: „Ich möchte dir etwas schenken. Aber wenn du es annimmst, darfst du es nicht mehr zurückgeben.“ Sebastián fragt ihn verwundert: „Sie haben kein Geld. Beide Hunde gehören mir. Was wollen Sie mir geben. Knoblauch?“ Jalil schüttelt den Kopf. „Nein. Ich biete dir das Geschenk an, Muslim zu sein.“ Sebastián nimmt dies zwar nicht an, aber es bewegt etwas in ihm.

Roadmovie mit Tiefgang

Der Film überlässt viel der Fantasie der Zuschauer*innen, indem er immer wieder Details der Handlung ausspart. Oft wird eine Situation nur skizziert und dann das Ergebnis präsentiert. Auch die Dialoge lassen Raum zum Weiterdenken. Sie ermöglichen den Zuschauer*innen über den Film hinaus eine ganz eigene Reise.

Leichtfüßig thematisiert der Film unterschiedliche Lebensentwürfe, lässt Begegnung trotz Fremdheit stattfinden. Auf engstem Raum werden existentielle Themen des Lebens verhandelt. Die sympathischen Hauptdarsteller tragen dabei mit ihrem unaufgeregten Spiel den Film.

Für sein Spielfilmdebüt hat der 1978 in Buenos Aires geborene Werbefilmer, Drehbuchschreiber und Regisseur Francisco Varone zwei der besten argentinischen Schauspieler gewonnen, die er überzeugen konnte sich auf ein anstrengendes Abenteuer einzulassen. Denn der Film wurde chronologisch gedreht. Wenn die beiden Hauptdarsteller am Ende erschöpft aussehen, ist das auch den tatsächlichen Reisestrapazen geschuldet.

„Camino a la Paz“ in der Evangelischen Medienzentrale Frankfurt ausleihen oder streamen

Du kannst den Film in der Evangelischen Medienzentrale ausleihen. Du erreichst die Kolleg:innen unter dispo(at)medienzentrale-ekhn.de oder telefonisch unter 069/92107-100.

Öffnungszeiten: Mo, Di, Do von 9-12 Uhr und 13-16 Uhr

Du kannst die Filme aus der Medienzentrale auch online im Medienportal streamen.

Dieser Tipp ist Teil einer Kooperation zwischen der Evangelischen Medienzentrale Frankfurt und indeon.de

Für den 72-jährigen Theaterschauspieler Ernesto „Flaco“ Suárez, der wie seine Filmfigur Jalil tatsächlich aus Mendoza stammt, war es nach über 50 Bühnenrollen die erste Kinorolle seines Lebens. Rodrigo de La Serna als Sebastián hat bereits in mehreren argentinischen und nordamerikanischen international erfolgreichen Filmen mitgespielt, wie zum Beispiel in „The Motorcycle Diaries“ von Walter Salles. 

Pilgerfahrt durch Lateinamerika

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit schreibt in ihrer Begründung zur Wahl des „Film des Monats“ treffend: „In ‚Camino a La Paz‘ wird der Roadmovie zur Pilgerfahrt. Ein Buddy-Movie als Bildungsroman.

Der Film überzeugt durch seine lakonische, genau beobachtete und warmherzige Erzählweise. Dem argentinischen Regisseur Francisco Varone gelingt es, der Reisebeschreibung eine spirituelle Dimension abzugewinnen, ohne dass er irgendwelchen dramaturgischen Klischees folgt. Fast beiläufig zeichnet er dabei auch das Bild eines Kontinents der, genau wie sein junger Held, offenbar nicht so recht weiß, wo es hingehen soll und wird.“

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