Traditionen

Welche Songs dürfen bei Beerdigungen gespielt werden?

Autobahn in die Hölle, Treppe in den Himmel. In der Mitte ein Sarg. Musik-Instrumente um den Sarg herum
red/canva

„Highway to Hell“ oder „Stairway to Heaven“ auf der Beerdigung: Was geht und was geht nicht?

Hast du dir schon mal überlegt, was auf deiner Beerdigung gespielt werden soll? Die Auswahl ist groß: Gesangbuchlieder, Klassische Musik, aber auch Pop und Schlager hören wir auf den Trauerfeiern. Aber gibt es da sowas wie „richtige“ und „falsche“ Lieder? Wer entscheidet das überhaupt? Die Frage nach dem eigenen Soundtrack für die Beerdigung finde ich spannend.

Ich persönlich weiß noch nicht wirklich, was auf meiner Beerdigung laufen soll, aber ich habe ja hoffentlich auch noch Zeit. Ich hör zwar viel HipHop, aber das will ich meinen Angehörigen dann nicht antun. Außerdem singe ich selber viel klassische Musik. Also vielleicht was Klassisches. Bach-Kantaten find ich schön. „Verleih uns Frieden gnädiglich“ wär doch ganz angebracht. 

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Kleiner Spoiler: Die alten Gesangbuchlieder zur Beerdigung sind bei vielen Menschen mittlerweile out. Klar, im Zeitalter von Spotify und co. könnten die Angehörigen auch den Lieblings-Song der verstorbenen Person in der Trauerkapelle über die Bluetooth-Anlage ballern. Was spricht dafür, was dagegen?

Was darf auf der Beerdigung gespielt werden?

Wie sich junge Menschen ihre Beerdigung vorstellen

Ich mach mir hier meine Gedanken über die Musik auf Beerdigungen. Unser FSJler Christian ist schon ein bisschen weiter, er hat andere junge Menschen gefragt, wie sie gerne beerdigt werden wollen. Über seine eigene Beerdigung hat er sich dabei auch Gedanken gemacht und das Ganze in einem Protokoll fest gehalten.

Gibt’s da Regeln? Wie findet Gott das, wenn ich will, dass zum Beispiel „Highway to Hell“ mich auf meinem letzten Weg begleitet?

Um das zu erfahren, hab ich mit einigen Pfarrer:innen aus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) gesprochen. Die müssen’s ja wissen. Schließlich machen sie die Beerdigungen und Trauerfeiern.

Kurze Erklärung vorweg: Was passiert, wenn eine Person (Mitglied in der evangelischen Kirche) stirbt:

  • Die Angehörigen machen einen Termin mit der Pfarrperson aus = „Trauergespräch“
  • Im Gespräch bekommen die Pfarrpersonen alle Infos, die sie für die Beerdigung und die Trauerfeier brauchen.

Da geht es dann um ganz viele persönliche Dinge, denn: Die Trauerfeier ist quasi ein kleiner Lebensrückblick. Wie hat die verstorbene Person gelebt? Was hat ihr Freude bereitet? Außerdem werden Anekdoten aus dem Leben erzählt. Da darf auch die richtige Musik nicht fehlen. Und das ist heute oft Musik, die die verstorbene Person gerne gehört hat oder Musik, die die Angehörigen mit der verstorbenen Person verbinden. Die kommt dann bei der Trauerfeier entweder aus der Stereo-Anlage oder wird live von (Kirchen-)Musiker:innen gespielt.

Pfarrerin Kerstin Lüderitz aus Diez sagt: „Prinzipiell kann auf einer Beerdigung erstmal alles an Musik gespielt werden, solange der oder die Verstorbene etwas Besonderes mit dem Lied verbunden hat.“ Einfach so aus Jux geht „Highway to Hell“ also nicht. Aber wenn die verstorbene Person ein absoluter AC/DC-Fan war, und „Highway to Hell“ sein Lieblings-Song, geht das schon. Dann kann Kerstin das in ihrer Traueransprache miteinbinden.

Schlager zur Beerdigung

Kerstin hat in den letzten Jahren den Trend weg von Harmonium und Orgel, hin zur Bluetooth-Anlage mitbekommen. „Immer mehr Menschen wünschen sich Schlager zu ihrer Beerdigung“, ist Kerstin aufgefallen.

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Keine Gewalt in Beerdigungs-Songs

Jan Spangenberg ist Pfarrer in Oberursel. Was Highway to Hell auf der Trauerfeier angeht, sieht er es ähnlich wie Kerstin: „Highway to Hell würde ich eher nicht spielen lassen, wenn, dann nur mit Einordnung in den Kontext.“ Auf die Frage, was Jan zulassen würde und was nicht, sagt er: „Bei gewaltverherrlichenden Songstexten ist für mich eine Grenze erreicht, das mache ich nicht mit.“

Ergibt auch Sinn. Gewaltverherrlichende oder diskriminierende Songtexte gehören meiner Meinung nach auch nicht auf eine Beerdigung. Langweilig wirds mit der Musik ja trotzdem nicht. Die Pfarrpersonen haben mir von ihren kuriosesten Beerdigungs-Songs erzählt.

Jan erinnert sich da an eine Story kurz nach der Ordination: „Da hatte ich eine Beerdigung eines Ex-Gefängnisinsassen. Das Trauergespräch habe ich mit seinen Ex-Gefängis-Kollegen geführt. Die meinten, dass sie sich um die Musik kümmerten. Ergebnis: Zum Beginn der Trauerfeier lief „Sexual Healing“ von Marvin Gaye.

Seitdem fragt Pfarrer Jan immer nach, welche Musik gewünscht wird und spricht die Musik mit den Angehörigen ab. 

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Welche Lieder sind bei der Trauerfeier okay?

Dass Roland Kaiser oder Helene Fischer immer häufiger auf Beerdigungen gespielt werden, überrascht mich jetzt kaum, wenn ich daran denke, welche Musik meine Großeltern z.B. beim Autofahren oder Mittagessen hören.

Und den Ansatz, dass jedes Lied okay ist, solange die verstorbene Person eine besondere Geschichte mit dem Song verbindet, find ich echt gut. Darum geht’s ja auch bei einer Beerdigung. Das vergangene Leben noch mal Revue passieren lassen. Und wenn da Musik und Text (Achtung Wortspiel) zusammenspielen, um die Angehörigen abzuholen, ist das doch super.