Adventszeit

Nikolaus: Liebe Eltern, wart ihr denn schön brav?

Mädchen mit Nikolausmütze vor rotem Hintergrund. Darauf die Frage: „Wart ihr auch brav, liebe Eltern?“
gettyimages/ideabug

Es ändert die Perspektive, zu Nikolaus in guter biblischer Tradition mal die Rollen zu tauschen.

Nikolaus stammt aus Myra in der heutigen Türkei. Geboren ist er um 270 nach Christus, gestorben sein soll er an einem 6. Dezember. Welches Jahr? Unklar! Er war jedenfalls ein Kind reicher Eltern. Schon in jungen Jahren wurde er Priester, dann Bischof.

Bischof Nikolaus bietet Stoff für Legenden

Es gibt viele Geschichten und Legenden um ihn herum. Sie erzählen davon:

  • wie er Gefangene befreit,
  • eine Stadt vor dem Hungertod rettet,
  • entführte Kinder freikauft.
Nikolaus mit Mütze und Stab
gettyimages/Silvia Kienesberger

Und natürlich davon, wie er drei Mädchen davor bewahrt, sich als Prostituierte verdingen zu müssen. Der Vater dieser Kinder ist bettelarm, weiß in seiner Not nichts Besseres, als seine Töchter zu verkaufen.

Nikolaus ist ein Kinderfreund

Nikolaus, der Kinderfreund, hört davon – und ist empört. Nachts wirft er reichlich Goldklumpen durchs Fenster. Gefahr abgewendet!

Nikolaus bringt also nicht nur Äpfel, Nüsse und Schokolade, sondern Goldstücke, die Leben retten.

Kein Wunder, dass dieser Bischof schon sehr lange als Heiliger verehrt wird. Er gilt als Schutzpatron der Armen, der Verfolgten und vor allem der Kinder. Denn sie leiden am meisten unter Armut und Gewalt. Das war damals so und ist heute noch so.

Nikolaus in der Kindheit

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Der Nikolaus von heute trägt einen roten Mantel, ihn ziert ein weißer Rauschebart, er kommt mit Sack und Rute.

Es gibt ein Foto von mir, das zeigt mich als Zweijährige auf dem Arm meiner Mutter. Vor uns ein großer, dicker rotgewandeter Nikolaus. Er guckt mich streng an. Ich blicke ängstlich, fast verzweifelt. Das ist kein schönes Bild.

Nikolaus fragt: Bist du brav gewesen?

Dabei beschützt Nikolaus doch alle Mädchen und Jungen. Wahrscheinlich hat dieser große Nikolaus auf dem Bild mich verschüchterte Kleine gefragt, ob ich auch brav gewesen bin. Mich! Eine Zweijährige! So war das damals. Und alle dachten, das sei in Ordnung so.

Und heute denke ich: Müsste der Nikolaus nicht vielleicht umgekehrt eher die Erwachsenen fragen: Warst du brav?

Hast du genug Zeit für dein Kind gehabt?

Hast du es beschützt, dich um sein Wohlergehen gesorgt? Oder hast du es vernachlässigt, missachtet, beiseitegeschoben? Wie wäre es, die Rollen zu tauschen?

In guter biblischer Tradition. In einem der Texte für die Adventszeit, im Magnifikat, singt Maria, die Mutter Jesu, von solcher Umkehr der Machtverhältnisse: „Gott stürzt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen“ (Lukas 1,52).