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Erst Single und mit der Liebe plötzlich Stiefmutter

Wie ist es eine Stiefmutter zu sein? Marica Schroeter-Francesevic  weiß es
Bettina Ditzen

Böse Stiefmutter gibt es in Geschichten ohne Ende. Doch wie erleben sie ihre Rolle? Marica Schroeter Francesevic erlebt als Stiefmutter eine emotionale Achterbahnfahrt.

von Bettina Ditzen

Marica und ihr Mann lernen sich bei der Arbeit kennen. Die gegenseitige Anziehung spüren beide sofort. Jedoch schwirren Marica neben den Schmetterlingen im Bauch plötzlich viele Gedanken durch den Kopf. Denn der Mann ihres Herzens ist bereits verheiratet und dreifacher Familienvater. Komplikationen scheinen vorprogrammiert. Doch sie glaubt: „Wenn zwei Menschen einfach füreinander geschaffen sind, dann kann man es damit aufnehmen.“

Als Stiefmütter und Ehebrecherin emotionale Zerrissenheit erlebt

Plötzlich Mutter: Marica Schroeter-Francesevic erging es so
Bettina Ditzen
Marica Schroeter-Francesevic jat sich in einen verheirateten Mann verliebt und wurde zur Stiefmutter.

Für Marica und ihren Partner ist klar, wenn ihre Beziehung eine Zukunft haben soll, muss er sich von seiner Frau trennen. Eine schwere Entscheidung. „Es war für ihn eine Horrorvorstellung, nicht mehr bei seinen Kindern zu sein“, erzählt die 43-Jährige. Alltägliche Dinge, wie seinen Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, ihnen vorzulesen oder sie abends ins Bett zu bringen, fallen mit einem Schlag weg.

Dazu kommen die Schuldgefühle, die Kinder traurig zu machen. Zudem sorgt sich die Gesellschaft in so einer Situation nicht nur um die verlassenen Kinder, sondern auch um die betrogene Ehefrau. Marica und ihr Partner müssen sich Vorwürfe aus dem Freundeskreis gefallen lassen. Dennoch stehen sie zueinander. Das gibt Marica Halt: „Einfach so verlässt man nicht seine Kinder und zerstört seine Familie. Es bedeutet, dass er mich liebt.“

Im Märchen sind Stefmütter ganz anders

Nach einem Jahr Beziehung ziehen Marica und ihr Partner in eine gemeinsame Wohnung. Erst nach einem weiteren Jahr lernt sie seine Kinder kennen. Vor dem ersten Treffen ist Marica nervös.

Ich wollte nicht die böse Stiefmutter sein,

sagt sie mit einem Lächeln. Doch es ist eine Herausforderung.

Schließlich hat Marica keinerlei Erfahrung mit Kindern. „Ich dachte, ich könnte für sie toll kochen und überlegte mir ein leckeres Gericht mit gesunden Zutaten.“ Die Rechnung geht nicht auf. Den Kindern schmeckt es nicht. Schnell wird Marica klar, dass sie ihre eigenen Erwartungen anpassen muss. So kocht sie einfachere Essen: Nur Pommes oder Schnitzel ohne Soße. Das klappt.

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Die Hochzeit macht alle Hoffnungen zunichte

Auch die Beziehung zwischen Marica und ihrem Partner funktioniert und wird immer ernster. Die beiden beschließen zu heiraten. Damit beginnt ein neues Kapitel. Nicht nur für Marica und ihren Mann, sondern auch für die drei Kinder. Zwar kennen diese Marica zu dem Zeitpunkt schon eine Weile und haben oft die Wochenenden oder auch Ferien gemeinsam verbracht. Doch mit der Hochzeit verschwindet das letzte Stückchen Hoffnung der Kinder, dass doch alles wieder gut werden wird. „Mama und Papa gehören für Kinder einfach zusammen“, sagt Marica. „Da darf man den Kindern nicht böse sein.“

So wird Marica Stiefmutter, noch bevor sie selbst ein Kind bekommt. Hin und wieder fühlt sie sich in ihrer neuen Rolle wie das fünfte Rad am Wagen. Vor allem, wenn es um Themen geht, für die naturgemäß ihr Mann die erste Ansprechperson ist.

Marica Schroeter-Francesevic: Plötzlich Stiefmutter: Von Liebe, Patchwork und anderem Chaos. Ein humorvoller Roman für Mütter und alle die es (nicht) werden wollen. Kampenwand Verlag 2024: 382 Seiten; 14, 90 Euro

In anderen Situationen muss sie selbst Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, wenn sie mit den Kindern gemeinsam im Supermarkt einkauft und sich fragt: Dürfen die Kinder nun eine Cola haben, oder nicht? Eine Kugel Eis oder zwei? „Es gibt keinen Ratgeber für Stiefmütter“, sagt sie. Manchmal wählt sie einen Film aus, den sie völlig harmlos findet. Der aber für die Kinder aus pädagogischer Sicht vielleicht etwas zu früh kommt. Dabei meint sie es nur gut und will den Kindern gefallen.

Doch sie erkennt: „Ich bin nicht die zweite Mutter, ich darf Fehler machen.“ So gewinnt sie eine neue Perspektive auf ihre Rolle als Stiefmutter und baut mit der Zeit eine enge Beziehung zu den Kindern auf. „Ich bin für die Kinder eine Freundin und Vertraute und das ist mir wichtig“, erklärt sie.

Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter Leni ist die Patchworkfamilie für Marica perfekt. „Die Geschwister haben sich unglaublich gefreut und waren die ersten, die es wussten“, erzählt sie. Und: „Es hat alle noch mehr zusammengeschweißt.“ Denn von Anfang an sind ihre Stiefkinder auch als Babysitter aktiv. „Es gibt kein ‚halb‘ in unserer Familie. Leni ist einfach ihre Schwester“, erklärt sie. Für Marica ist das ein großes Geschenk.

Persönliche Erfahrungen teilen

Marica hat durch ihre Erfahrungen als Stiefmutter viel gelernt. Das wirkt sich auch auf die Erziehung ihrer eigenen Tochter aus. So reagiert sie auf gewisse Situationen viel gelassener. Sie hat sie ja schließlich mit den anderen drei Kindern bereits durchgemacht.

Inspiriert durch ihre persönliche Geschichte, verfasste sie außerdem einen Roman. Es ist keine Biografie, doch an manchen Stellen blitzt der Alltag ihrer Patchworkfamilie durch. Marica möchte mit ihrem Buch nicht nur ihre Erfahrungen teilen, sondern auch ein Thema in den Vordergrund rücken, über das in der Gesellschaft bisher wenig gesprochen wird. „Wer will denn schon Stiefmutter werden? Jeder stellt sich vor, eine Familie zu gründen, ohne Ex-Frau, ohne Kinder. Bei mir ist es eben anders gelaufen. Aber es hat sich gelohnt,“ sagt sie strahlend. „Ich liebe meine Patchworkfamilie.“