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„Podcast Echt gefragt - der Deeptalk"

Gabriele Stangl – Gründet erste Babyklappe weltweit an Klinik

Gabriele Stangl sitzt vor einem Mikro, sie lächelt und trägt einen Kopfhörer und trägt eine geblümte Bluse
privat
Gabriele Stangl hat die erste Babyklappe an einem Krankenhaus weltweit verwirklicht.

Gabriele Stangl hat im Jahr 2000 die erste Babyklappe auf der Welt an einem Krankenhaus verwirklicht. Sie musste gegen Widerstände kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen.

„Das sind keine Monster, die ihre Kinder abgeben, das sind verzweifelte Frauen“, macht Gabriele Stangl deutlich.

Die Pastorin und ehemalige Krankenhausseelsorgerin spricht weich, freundlich, fast mädchenhaft. In ihrer Stimme schwingt Milde und Fürsorge mit. Sie ist Autorin vom Buch „Herzenskinder", das im Februar 2023 erschienen ist.

Im Buch erzählt sie von den Sorgen, Ängsten und Beweggründen, der Frauen, die ihre Kinder in die Babywiege gelegt haben. So heißt die Babyklappe am Krankenhaus Waldfriede in Berlin, die sie am 12. September 2000 einweihen durfte.

Im Podcast „echt gefragt - der Deeptalk” mit Lotte Mattes erzählt sie auch über Adoption, wie bereichernd der Kontakt zu den Kindern aus der Babyklappe für sie ist und warum ihre Mutter eine stille Heldin für sie ist. 

So funktioniert eine Babyklappe

Gabriele Stangl steht vor der offenen Babyklappe und zeigt sie mit geöffneten Armen.
privat
Gabriele Stangl zeigt die Babyklappe, die im September 2000 am Krankenhaus Waldfriede in Berlin eröffnet hat.

Die Babywiege am Krankenhaus Waldfriede funktioniert mit einem Alarm. Sobald ein Baby in das Wärmebettchen in der Babwiege gelegt wird, vergehen eineinhalb Minuten, damit die Eltern anonym bleiben können.

Dann erfolgt ein Alarm, der beim Pförtner ankommt. Dieser informiert die Mitarbeitenden der Säuglingsstation, die sich umgehend um das Baby kümmern. In der Babyklappe liegt ein Brief an die Mutter, mit der Bitte zur Kontaktaufnahme.

Harte Widerstände gegen die Babyklappe

Gabriele Stangl musste monatelang Überzeugungsarbeit leisten, auch bei Ämtern, Behörden und Ministerien. Es sei harte Arbeit gewesen gegen die Vorbehalte zu argumentieren, gerade beim „gemeinen Volk“, wie sie es vereinfacht ausdrückt. Sie habe immer wieder zu hören bekommen, dass man es Frauen mit einer Babyklappe sehr einfach machen würde, ihre Kinder abzugeben.

Es gab auch Situationen an denen sie hätte zerbrechen können. Diese beschreibt sie ausführlich im Podcast „echt gefragt“. 

Vertrauliche Geburt seit 2014 per Gesetz

Seit dem 1. Mai 2014 gibt es ein Gesetz zur vertraulichen Geburt. Frauen können, wenn sie vorher ein Beratungsangebot wahrgenommen haben, annonym gebären. Das Gesetz schützt Frauen und hilft dabei, dass Kinder mit medizinischer Hilfe, sicher zur Welt kommen können. Die Identität der Frau bleibt geheim. Sie muss sie nur einmal während der Beratung preisgeben. Danach wählt sie ein Pseudonym für sich und kann auch den Vornamen ihres Kindes wählen. Sobald das vertraulich geborene Kind das 16. Lebensjahr erreicht hat, kann es seine Herkunft erfragen.

Hier bekommst du Infos zum Thema Adoption

Die gläubige Christin habe ihre Kraft jeden Tag aus dem Glauben geschöpft. Gott habe ihr die Kraft gegeben, die sie für diese Anstrengungen gebraucht habe. Ihrer Meinung nach sei das Leben das Wertvollste, dass es auf dieser Welt gibt. Um das Ziel immer weiter zu verfolgen, hätten ihr auch die Geschichten von verzweifelten Frauen Kraft gegeben. Da habe Gabriele Stangl mitbekommen, dass Frauen in die Versuchung geraten Babies auszusetzen. Mit der Babyklappe könne das Kind gerettet werden.

Gerade die, die hilflos seien, müsse man beschützen, betont die engagierte Pastorin. Da die Babyklappe neu war, gab es hierzu auch noch kein Gesetz und Gabriele Stangl konnte mit ihr dafür sorgen, dass Mütter anonym bleiben konnten. Das Gesetz, das die Anonymität der Mutter bei der Geburt sicher stellt, kam erst im Jahr 2014.

Als biblischen Bezug zur Babyklappe, nennt die Pastorin das Aussetzen von Moses. Sie sagt: „Die erste Babyklappe war das Körbchen von Moses. Man setzte das Baby aus, um es zu retten.“

Erstes Baby wird 2001 in die Berliner Babyklappe gelegt

Das erste Kind wurde im Jahr 2001 in die Babyklappe gelegt. Sie nannten es Lisa Wald, in Anlehung an das Krankenhaus Waldfriede. Gabriele Stangl macht im indeon-Podcast deutlich, dass sie von Adoption überzeugt ist. Sie habe das Konzept der teiloffenen Adoption als ein „Bonbon“ empfunden, das sie den Müttern anbieten konnte. Denn hier konnten die Mütter mitbestimmen, wo und bei wem ihr Baby zukünftig leben wird. 

Zuhause ist man dort, wo man geliebt wird. 

Gabriele Stangl ist in Großfamilie aufgewachsen

Gabriele Stangl hat viele Geschwister und sagt über sich, dass sie schon immer sehr babybegeistert gewesen sei. Ihre Mutter habe auch noch Enkelkinder gehabt, die sie großgezogen hat. „Es ist nie viel Geld dagewesen, aber immer nasse Windeln und Babygeschrei", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.

Cover vom Buch Herzenskinder, Ein Baby liegt schlafend mit den Händchen nach oben gestreckt in einem Bett. Darunter steht der Titel Herzenskinder.
adeo-verlag
„Das Schreiben dieses Buches hat mich so inspiriert, dass ich weiter schreiben möchte. Es wird im nächsten Buch um Geschichten von Frauen gehen.“

In ihrer Zeit als Krankenhausseelsorgerin hat die Österreicherin sehr viele Geburten begleitet. Währenddessen hatte sie intensive Momente mit den Müttern. Ihr Ziel war es immer, den Müttern zu helfen. Manchmal sind ihr die Tränen geflossen, wenn sie einer Mutter nicht so umfangreich helfen konnte, wie sie gerne wollte.

Die 62-Jährige vergleicht sich mit einer Doula. Also einer Frau, die werdenden Müttern während der Geburt zur Seite steht.

Sie selbst hat keine eigenen Kinder, auch, weil sie ihren Ehemann erst im Alter von 44 Jahren kennen gelernt hat. Aber sie genießt den Kontakt zu ihren „Herzenskindern“. Die nennen sie meistens einfach Gabi, einige besuchen sie regelmäßig und freuen sich auf Gabriele Stangls Kartoffelsuppe mit Würstchen oder auf ein Stück Torte.