Leichtathletik

Spitzensportlerin dank Organspende: „Dankbarkeit rennt mit!”

Leichtathletin Bera Wierhake bei ihrem 1.500 Meter Lauf
V. Hombach
Leichtathletin Bera Wierhake hat bei den Deutschen Meisterschaften in Duisburg 2024 eine neue Bestzeit über 1.500 Meter gelaufen.

Als Baby kämpft Bera Wierhake um ihr Leben, heute kämpft sie um Medaillen. Eine Leberspende hat sie als Kleinkind gerettet.

Bera Wierhake ist 23 Jahre alt. Sie ist Top-Leichtathletin, Weltmeisterin und Weltrekordlerin. Bera (aus der Nähe von Heilbronn in Baden-Württemberg)  startet bei Wettkämpfen für transplantierte Sportlerinnen und Sportler. 2024 ist sie erneut Europameisterin geworden.

Sie will dazu ermutigen, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen.

Europameisterschaften für Menschen mit transplantierten Organen

Wieder einmal steht Bera ganz oben auf dem Treppchen. Über 1.500 und 5.000 Meter ist sie letzte Woche erneut Europameisterin geworden - bei den „European Transplant Sports Championships” in Lissabon, der EM der transplantierten Sportlerinnen und Sportler.

Eine Entwicklung, die niemand vorausahnen konnte. Denn nach ihrer Geburt kämpft Bera um ihr Leben. Sie hat eine seltene Gallengangsatresie. Das bedeutet, die Gallenwege sind nicht richtig angelegt. So staut sich giftige Gallenflüssigkeit in der Leber und zerstört das Organ.

Beras einzige Chance: Eine neue Leber. Eine Zeit des Wartens und Bangens beginnt. Im Alter von 9 Monaten bekommt Bera schließlich eine Leber transplantiert. Es ist das geteilte Organ eines Erwachsenen.

Wettkämpfe mit Spenderorgan

Bei den „World Transplant Games“ (und den vergleichbaren nationalen und europäischen Wettbewerben) treten ausschließlich transplantierte Amateursportlerinnen und -sportler sowie Dialysepatientinnen und -patienten an. Neben dem sportlichen Kräftemessen gehe es bei den Spielen vor allem darum, ein Bewusstsein für Organspende zu schaffen, Transplantierte, Lebendspender und Spenderfamilien zusammenzubringen und das Leben zu feiern.

Die Transplantation rettet ihr Leben.

Damals hätte keiner geahnt, dass Bera etwa 15 Jahre später als Läuferin bei einer Weltmeisterschaft an den Start gehen könnte und mit sieben Medaillen für Deutschland im Gepäck zurückkommt.

Es sind die sogenannten „World Transplant Games“ 2017 im spanischen Malaga, die Weltmeisterschaften der Transplantierten. Bera gewinnt viermal Gold, unter anderem über ihre Paradedisziplin, die 1.500 Meter. Dazu zweimal Silber und einmal Bronze.

Ohne Organspende wäre das Stadion leer gewesen!

Portraitfoto von Leichtathletin Bera Wierhake
seventyfour.studio

Wenn sie an ihre erste WM in Spanien zurückdenkt, bekommt sie heute noch eine Gänsehaut: „Kurz vor dem Start habe ich noch einmal auf die Tribüne geschaut. Da saßen rund 1.000 Leute, die waren alle transplantiert. Ohne Organspende wäre das Stadion leer gewesen!“

Die Athletin sagt: „In diesem Moment hat mich die Dankbarkeit überkommen.“ Sie betont, „uns allen wurde ein zweiter Start ins Leben geschenkt. Und dafür bin ich meinem Organspender so unendlich dankbar!“

Organspende beeinflusst Leistung lebenslang

Dadurch, dass sie mit einem neuen Organ lebt, muss sie regelmäßig Medikamente nehmen. Ihr ganzes Leben lang. Diese Medikamente beeinflussen ihre Leistung. In Australien hat sie mit 5 Minuten 18 Sekunden und 12 Hundertstelsekunden während der WM einen Weltrekord aufgestellt. Doch mit ihrer Zeit über die 1.500 Meter ist Bera weit entfernt von den Bestzeiten nicht transplantierter Top-Athletinnen. Der aktuelle Weltrekord der Kenianerin Faith Kipyegon liegt bei 3:49,04 Minuten.

Bera und ihre Goldmedaille von der Deutschen Meisterschaft der Transplantierte
seventyfour.studio
Bei der Deutschen Meisterschaft der Transplantierten in Duisburg holt Bera Gold

Bera will jede und jeden ermutigen, sich über das Thema Organspende Gedanken zu machen und mit Angehörigen darüber zu sprechen.

„Jeder spendet seine Organe“, sagt Bera.

Organspende als Nächstenliebe

Zum Thema Organspende hat die 23-Jährige eine klare Haltung. Auch Menschen, die nicht spenden wollen, würden auf eine gewisse Weise spenden.

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Dabei ist ihr aber wichtig: „Ich will niemanden in irgendeine Richtung drängen, weil es eine sehr persönlich Entscheidung ist, die jeder frei treffen sollte. Aber ich denke, Organspende kann eine Form von Nächstenliebe sein!“

Nach der erfolgreichen EM hat Bera bereits das nächste Ziel ins Auge gefasst: Die „World Transplant Games“ 2025 in Dresden. „Ich freue mich, wenn ich anderen Menschen mit meiner Geschichte Mut machen kann!“