Fürchte dich nicht

Was an der Angst fasziniert

Erschrockene Frau im Nebel
indeon-Logo in blau DOSSIER
gettyimages/urbazon

Warum fürchten wir uns vor dem Dunkeln? Was zieht uns zu den unheimlichen Orten dieser Welt? Im Dokumentarfilm suchen wir die Antworten.

Was fasziniert uns Menschen an Angst und Gruseln? Warum sehen wir uns Horrorfilme an? Und wieso gruseln wir uns nachts, auf Friedhöfen oder im dunklen Wald?

Das haben wir, Chefredakteur Andreas Fauth und Videoredakteur Jörn von Lutzau und ich, Fynn Hornberg, uns gefragt. Aus diesen Fragen ist der Dokumentarfilm „Fürchte dich nicht, glaube nur“ entstanden (du kannst dir die Doku hier anschauen). Hierfür haben wir „gruselige“ Orte besucht und natürlich haben wir auch Experten befragt, warum wir Angst lieben, obwohl sie uns eigentlich vor Gefahren warnt.

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Lost Places: Der Charme am morbiden

Die Ruine vom Hotel in Remagen von innen. Graffitis an den Wänden kleine Bäume wachsen im Erdgeschoss.
Aaron Kniese
Seit Jahren verfällt das ehemalige Luxushotel in Remagen am Rhein. Ein belieber Spot für „Lost Placer“.

Verlassene Orte umgibt ein Reiz des Verbotenen: Marode Häuser, zerfallene Ruinen und potenziell gefährliche Orte. Auch die Waldburg in Remagen gehört dazu. Das ehemalige Hotel ist ein sogenannter Lost Place. Niklas aka Gozop (so nennt er sich auf Instagram) gehört zu den Menschen, die gerne dahin gehen, wo sonst kaum eine Menschenseele unterwegs ist. Verlassene Orte ziehen ihn und seine Kamera magisch an. Auch wenn es dunkel ist. Das ist dann auch für den „Lost Placer“ etwas „gruselig“.

Autor und Journalist Bernd Harder geht unheimlichen Phänomenen nach. Er betont, Lost Places seien sichere Orte. Aber das „Gefühl, sich etwas auszusetzen“, ohne etwas befürchten zu müssen, sei „etwas Tolles“.

Faszination verlassene Orte: Lost Places

Mysteriöse Lichter im Brieselanger Forst

Kris und Marco suchen in ihrer Freizeit nach Angst und Grusel
Jörn von Lutzau
Kris und Marco suchen in ihrer Freizeit nach Angst und Grusel

Deswegen zieht es auch viele Menschen in den Brieselanger Forst. Der kleine Wald westlich von Berlin ist für geheimnisvolle „weiße Lichter“ bekannt. Spukt es dort etwa? Die beiden „paranormalen Experten“ Kris und Marco reizen solche „übernatürlichen Phänomene“. Sie wollten herausfinden, was es wirklich mit den Lichtern auf sich hat (Spoiler: Autos und Jugendliche mit Laserpointern spielen eine Rolle).

Für Bernd Harder ist klar: Geister existieren nicht. Das Erlebnis, im dunklen Wald unterwegs zu sein, steht im Vordergrund. Also der Reiz, sich zu gruseln, obwohl eigentlich nichts passieren kann. Das kennst du vermutlich auch - beispielsweise wenn du Horrorfilme schaust.

„Geisterjäger“ suchen nach „Lichtern“ im Briselanger Forst

Filmkulisse im stillgelegten Krankenhaus

Krankenhausflur mit Geräten
Jörn von Lutzau

Verlassene Krankenhäuser gehören für den Thrill im Film dazu. Genau damit kennen sich die „Flatliners“ aus. In Berlin vermieten sie Requisiten und Kulissen. Ein stillgelegtes Krankenhaus wird bei ihnen zum Drehort - inklusive Fake-Medikamente und Fake-Leichen für die Drehs bei ihnen an.

Für Geschäftsführer Jörg Falugo ist das Krankenhaus aber schon wie sein zu Hause und kein Ort, an dem er sich gruselt. „Davor habe ich keine Angst, auch nicht nachts“, erklärt der Geschäftsführer. Was wohl auch daran liegt, dass er jede Ecke in dem Krankenhaus „in- und auswendig“ kennt.

Zum Reiz am Grusel in Film und TV

Der Friedhof in Stahnsdorf als Filmkulisse der Netflix-Serie DARK

Bekannt aus der Netflix-Serie „Dark“- Die Friedhofskapelle in Stahnsdorf
Jörn von Lutzau
Bekannt aus der Netflix-Serie „Dark“- Die Friedhofskapelle in Stahnsdorf

In Filmen sind Angst und Grusel mit dem Ende auch wieder vorbei (Albträume ausgeschlossen). „Danach entspannen wir uns, weil wir wissen, dass wir an einem sicheren Ort sind“, erklärt Harder. Deswegen hat uns auch der Südwestkirchhof in Stahnsdorf gereizt. Die charakteristische Holz-Kapelle auf dem Friedhof kennst du vielleicht aus der weltbekannten Netflix-Serie „DARK“. Olaf Ihlefeldt ist seit über 30 Jahren der Friedhofsleiter dort.

Für Olaf Ihlefeldt ist der Stahnsdorfer Friedhof mehr als eine Filmkulisse. Er hat eine lange Geschichte und ist für ihn überhaupt nicht gruselig. Das will er auch anderen Menschen zeigen. Deshalb bietet er Führungen über den bekannten Friedhof an.

Berühmte Friedhofskapelle - nicht nur aus „DARK“

Steigende Mieten und teurerer Lebensmittel bereiten den Menschen Sorgen

Portrait Christian Hirsch
Jörn von Lutzau

Im Film können wir unseren Ängsten lustvoll begegnen. Doch im Alltag können wir sie nicht einfach ausschalten. Manche Parteien nutzen die existentiellen Ängste der Menschen, um ihre Politik entsprechend zu gestalten. Wie die sogenannte Alternative für Deutschland (AfD). Besonders die Angst vor dem sozialen Abstieg treibe die Menschen in diese Richtung, berichtet Autor Christian F. Hirsch.  Der ehemalige Funktionär ist aus der Partei ausgestiegen.

Vom AfD-Mitarbeiter zum AfD-Aussteiger und Kritiker

Angst begleitet unseren Alltag und nicht jeder Mensch fürchtet sich vor denselben Dingen. Prinzipiell sind Ängste evolutionär sinnvoll, aber manchmal auch krankhaft. Angstforscher Borwin Bandelow unterscheidet zwischen drei Hauptformen: Panikstörung, generalisierter Angststörung und sozialer Phobie.

  • Eine Panikstörung bedeutet, dass ohne erkennbaren Grund ein starkes Angstgefühl auftritt. Dazu gehören auch körperliche Symptome, wie Schmerzen in der Brust, Schwitzen, Taubheitsgefühlen bis hin zu Atemnot und Erstickungsgefühle. Und zwar in völlig harmlosen Situationen.
  • Menschen mit einer generalisierten Angststörung machen sich ständig Sorgen. Die Angst ist ein Dauerzustand, der sich auch auf den Schlaf auswirken kann. Die Symptome ähneln oft jenen einer Depression.
  • Bei einer Sozialen Phobie hat die Person Angst vor negativer Bewertung anderer. Anders als bei extremer Schüchternheit haben diese Menschen Angst, dass andere ihre Symptome bemerken oder versuchen, direktem Kontakt komplett aus dem Weg zu gehen.

Bei einer einfachen Phobie haben Menschen vor einer bestimmten Sache Angst. Zur einfachen Phobie zählen auch Höhenangst, Angst vor tiefem Wasser sowie vor dem eigenen Erbrechen.

Angst ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von Gefühlsregungen. Sie alle beruhen auf einer Verunsicherung des Gefühlslebens. Welche Ängste treiben dich um? Schreib uns auf Social-Media:

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Facebook

Fast jeder Mensch hat ein oder zwei Phobien. Die meisten Menschen lassen sie nicht behandeln, weil die meisten Angstgründe gut vermieden werden können.

Wofür Angst gut

„Fürchte dich nicht“

Kennst du diesen Spruch aus der Bibel? Dabei geht es um Jesus aber auch darum, auf Gott zu vertrauen. Egal wie viele Ängste es in unserem Leben gibt, die Botschaft soll den Menschen ihre Ängste nehmen.

Deswegen haben wir für unsere Doku dieses Bibelzitat auch als Untertitel gewählt. „Fürchte dich nicht“ ist ein Appell an alle Menschen, sich nicht einschüchtern zu lassen.