Es ist der Kopf, der ihr den Gehorsam verweigert. „Der Bauch sagt 'mach', aber mein Kopf sagt 'nein'“, sagt Frieda nachdenklich. Sie hadert mit sich und den Grenzen, die ihr ihre Angst setzt. Sie wünscht sich so sehr, dass sie sich ihrer Angst erfolgreich stellen kann, aber das funktioniert oft nicht.
Wie mit jemandem reden, der gerade Angst hat?
„Man ist völlig ausgesaugt in dem Moment. Mama hat gesagt, dass manchmal, wenn ich Angst habe, man ganz schlecht mit mir reden kann. Man einfach nicht durchdringen kann. Dann kommt man einfach nicht zu mir durch.“
So war es eine Zeit lang Nacht für Nacht. Immer wieder schreckte Frieda aus dem Schlaf hoch. Weinte, wand sich, wirkte wie in einer anderen Welt. Ein Durchdringen nicht möglich. Irgendwann wurde die Angst, abends einzuschlafen, übermächtig groß. Eines Tages ging Frieda zu ihrer Mutter und sagte:
Mama, das kann nicht so weitergehen, wir brauchen Hilfe.
Seitdem geht sie in Therapie.
Woher die Ängste kommen, weiß Frieda nicht. Nur, dass sie nicht schon immer da waren. „Die Angststörung hat sich erst entwickelt“, sagt sie und fügt an: „Wir wissen nicht, wodurch die Angst gekommen ist.“
Frieda kennt ihren Körper, ihren Kopf sehr genau. Sie weiß, was ihr nicht hilft. Sie sucht ihren eigenen Weg. „Meine Therapeutin sagt, dass man mit Klopf-Übungen auf der Haut oder im Gesicht das Gehirn umprogrammieren kann. Aber ich weiß nicht, ob das so viel gebracht hat bisher.“
Atmen gegen die Angst? „Das hilft mir nicht“
Einmal saß sie beim Abendessen mit ziemlich schlechter Laune, wie sie lächelnd erzählt. Sie habe sich irgendwann im Zimmer verkrochen. Doch plötzlich sei aus dieser Wut Angst geworden. „Ich habe Stimmen gehört. Und plötzlich hatte ich eine Panikattacke.“ Ihre Therapeutin möge das Wort nicht, sie sagt, es sei „ein bisschen Angst“, erzählt Frieda und schüttelt den Kopf.
Sie solle durchatmen, wenn sie spüre, wie die Angst sich in ihrem Körper ausbreite. „Da muss man durchatmen? Ich atme den ganzen Tag durch“, sagt Frieda voller Empörung. Atmen oder leise vor sich herzählen helfe ihr nicht. „Mein Papa und ich sind an dem Abend rausgegangen vor die Tür. Und haben die Sternbilder zusammen angeschaut. Wir haben sogar viele entdeckt“, erzählt sie und lächelt.