Soziales

Vom Prügelkind zum Pionier: „Die Arche“ als Wendepunkt

Bernd Siggelow steht in einem hellen Raum und lächelt in die Kamera.
Evangelisches Medienhaus Stuttgart [der Hintergrund wurde mit Adobe Photoshop KI-erweitert]
Bernd Siggelkow hat das christliche Kinder- und Jugendhilfswerk „Die Arche“ gegründet.

Kinderarmut in Deutschland bedeutet für viele Kinder, dass sie nicht wirklich Kind sein dürfen. Für einen besseren Start setzt sich die Hilfsorganisation „Die Arche“ ein.

„Kinder sehnen sich nach Liebe und Beziehung”, sagt Bernd Siggelkow. Er ist der Gründer des christlichen Kinder- und Jugendhilfswerks „Die Arche“.

Bernd Siggelkow weiß, wovon er spricht: Er ist in äußerst schwierigen Verhältnissen in St. Pauli aufgewachsen. Seine Mutter verlässt die Familie, als er sechs Jahre alt ist. Sein Vater, ein hochverschuldeter Kettenraucher, hat kein Interesse an seinen beiden Söhnen.

Ich habe den Gerichtsvollzieher häufiger zuhause gesehen, als meinen Vater!

 

Statt Liebe bekommt Bernd von seinem Vater Schläge. „Bei jeder Kleinigkeit gab es Dresche mit dem Gürtel“, erzählt er im Podcast Hoffnungsmensch. Als die geliebte Oma an Krebs stirbt, muss er quasi allein für sich sorgen. Er kämpft sich durch seine Kindheit.

Lieblos aufgewachsen: Wie Gott „Papa Bernds“ Leben verändert

Bernd Siggelow im Tonstudio. Vor seinem Mund ein Mikrofon im Hintergrund ein Fernseher auf dem „Hoffnungsmensch“ steht.
Evangelisches Medienhaus Stuttgart
Im Podcast Hoffnungsmensch spricht Bernd Siggelkow darüber, wie er Kindern Zuwendung, Geborgenheit und Hoffnung gibt.

Als Jugendlicher bekommt er die Möglichkeit, kostenlosen Musikunterricht bei der christlichen Heilsarmee zu nehmen. Ein Jugendpastor stellt ihm damals eine Frage, die sein Leben verändert: „Weißt du, dass es jemanden gibt, der dich liebt?

Diese Frage trifft den 16-jährigen Bernd tief. „Dieser Pastor sprach von Gott, davon hatte ich keine Ahnung. Aber ich wusste in diesem Moment: Liebe hat mir gefehlt! So sehr, dass ich damals wahrscheinlich sogar einer Vergewaltigung zugestimmt hätte.“

Bernd hat nichts zu verlieren und gibt Gott eine Chance. „Ich habe gedacht, endlich sieht mich mal jemand!“

Es ist der Wendepunkt in Bernds Leben. Später wird er selbst Pastor und gründet 1995 das Kinder- und Jugendhilfswerk „Die Arche“ in Berlin. „Es ist ein Wunder, was aus mir geworden ist“, sagt Bernd Siggelkow im Podcast „Hoffnungsmensch“. In der „Arche“ will er, dass Kinder die Liebe erleben, die er selbst als Kind nicht erfahren hat.

Kinder bekommen dort unter anderem ein kostenloses Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Freizeitangebote. Mittlerweile hat die „Arche” Standorte in ganz Deutschland, unter anderem in Frankfurt und Stuttgart, aber auch in Polen und sogar in Afrika.

„Wir haben jeden Tag zehntausend Kinder in unseren Einrichtungen“, sagt Bernd Siggelkow. Er betont: „Wir merken, dass wir etwas verändern können. Wenn wir langfristig in die Kinder investieren und wir ihnen zeigen, dass wir an sie glauben.“

Kindheit ohne Kindsein: Was die „Arche“ wirklich bedeutet

Kindern eine Perspektive geben – das will Bernd Siggelkow. Er merkt, dass das dringend nötig ist. „Wir begehen Verbrechen an unseren Kindern“, sagt er. Er redet gerne Klartext, spitzt zu, provoziert - damit seine Aussagen Gehör finden.

Gestützt werden seine Äußerungen von seinen täglichen Erfahrungen und den Zahlen: Laut Statistischem Bundesamt sind Millionen Kinder in Deutschland arm oder armutsgefährdet. Über 50.000 Kinder verlassen pro Jahr die Schule ohne Abschluss. „Wir haben Kinder bei uns, die in der fünften Klasse sind und sagen, wenn ich erwachsen bin, werde ich Bürgergeldbezieher.“

Gegen Kinderarmut und für Kinderrechte einsetzen

„Ich würde mir wünschen, dass Kinder stattdessen sagen: ‚Wenn ich groß bin, gehe ich auch arbeiten!‘“ Bernd Siggelkow stellt fest, dass es Kindern nicht nur an Liebe und Zuwendung fehlt, sondern auch an guten Vorbildern.

Wir sollten mehr darüber reden, was wir der Gesellschaft zurückgeben können, findet er. „Was wir falsch machen – auch wir Christen: Wir werden immer egoistischer und drehen uns nur noch um uns selber.“ Siggelkow wünscht sich mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt, den es brauche, um Kindern eine gute Zukunft zu geben.

Du möchtest mehr gute Nachrichten im Netz lesen? Dann unterstütze unsere Arbeit und teile diesen Artikel in Social-Media. Gerne auch über unsere Kanäle auf: 

Instagram

Facebook

Darin versage der Staat an vielen Stellen. Deswegen fordert Bernd Siggelkow bessere Lösungen bei den Themen Migration, Kinderarmut und Bildung.

Kinder sind die einzige Ressource, die wir in Deutschland haben“, betont er. „Wir haben keine Bodenschätze, wir haben kein Erdöl. Wir haben Kinder!“

Doch trotz aller Herausforderungen bleibt der 61-Jährige hoffnungsvoll: „Die Arche ist ein gutes Beispiel für Hoffnung.“ Das Hilfswerk habe vielen Menschen eine Zukunft ermöglicht: „Wir haben viele Biografien verändert“, sagt er. Dabei denkt er beispielsweise an Mitarbeitende in der Arche, „die sind Erzieherinnen oder Erzieher, die hätten sonst nie eine Chance gehabt“.

Wenn er auf diese Geschichten blickt, dann „macht mir das Mut!“