Hospiz

Profikoch Jörg Ilzhöfer erfüllt letzte Essenswünsche

Im Hospiz richtet Jörg Ilzhöfer jeden Teller an und serviert den Gästen das Essen.
Katharina Hirrlinger

Seit 8 Jahren kocht der Profikoch Linsen, Cordon Bleu, Zwiebelrostbraten und vieles mehr, um sterbenskranken Menschen eine Freude zu machen.

Wenn Jörg Ilzhöfer für das Hospiz Esslingen kocht, steht er schon früh morgens in der Küche seiner Stuttgarter Kochschule. Die Abende davor enden durch seine Kochkurse meist erst spät. Die Freude der Hospiz-Bewohner:innen und die Erinnerungen, die sein Essen in ihnen weckt, sind jedoch größer als die Müdigkeit.

Meist kocht er für die Gäste im Hospiz klassische Gerichte, wie Spargel, Linsen und Spätzle, Maultaschen, Kartoffelsalat, Knödel oder Nudeln mit Lachssauce. „Zu 99 Prozent verbinden die Gäste das Gericht mit einer Erinnerung. Sie wollen es nochmal schmecken, weil zum Beispiel die eigene Mutter das immer zum Geburtstag gekocht hat“, erklärt Jörg Ilzhöfer.

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Ehrenamt im Hospiz

Zu seinem Ehrenamt im Hospiz ist der Profikoch zufällig gekommen. Eine Mitarbeiterin kam eines Abends traurig in seine Kochschule und erzählte ihm, dass ein Gast im Hospiz gestorben sei, in dem sie ebenfalls arbeitete. Der Gast hatte sich eigentlich gewünscht, noch einmal Röstzwiebeln zu riechen – diese zu kochen habe sie aber nicht mehr rechtzeitig geschafft.

Was ist ein Hospiz?

In einem Hospiz leben unheilbar kranke Menschen. Ihnen wird dort die letzte Lebenszeit so angenehm wie möglich gemacht. Sie erhalten medizinisch-pflegerische Versorgung und werden beraten. Auch Schmerztherapie spielt im Hospiz eine große Rolle. In Hospizen gibt es meist nur wenige Betten und ausreichend Personal, das daher auch viel Zeit für die Gäste hat. Auch auf die Angehörigen wird in Hospizen besonders achtgegeben. Viele Hospize werden durch die Kirchen getragen.

Hättest du mich angerufen“, hat Jörg Ilzhöfer reagiert. „Ich hätte die Zwiebeln kurz gebraten und einer der Teilnehmer aus meinem Kochkurs wäre mit meinem Auto ins Hospiz gefahren – ich bin mir sicher, jeder wäre gefahren.“ So entstand vor acht Jahren die Idee, ehrenamtlich für das Hospiz zu kochen. Etwa einmal im Monat bereitet er jetzt jeweils eine Leibspeise vor, bringt diese ins Hospiz und serviert sie den Gästen, Angehörigen und Mitarbeitenden.

200 Gerichte und eventuell auch 200 Erinnerungen habe ich fürs Hospiz bereits gekocht.

Hospizleiterin Susanne Kränzle war von Anfang an von der Idee begeistert. „Wenn Herr Ilzhöfer da ist, und ich sehe die zufriedenen und glücklichen Gesichter der Gäste, dann bin ich auch glücklich und freue mich, dass sie einen guten Tag oder eine gute Stunde hatten.“

Für Menschen am Lebensende eine Verbindung zur Welt außerhalb des Hospizes halten

Menschen wie Jörg Ilzhöfer, die sich im Hospiz engagieren, seien eine gute Verbindung nach außen. So würden auch Menschen außerhalb der Hospizbewegung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer in Verbindung kommen. „Weil er mit so unglaublicher Liebe und Fröhlichkeit und großem Engagement für uns im Einsatz ist, strahlt das auch auf unsere Gäste und die Mitarbeitenden aus“, sagt Susanne Kränzle begeistert.

Wenn Herr Ilzhöfer da ist, ist immer gute Laune.

Susanne Kränzle

Hospizarbeit birgt Freude und Trauer

Susanne Kränzle leitet das Hospiz Esslingen.
Katharina Hirrlinger
Susanne Kränzle leitet das Hospiz Esslingen.

Die Besuche im Hospiz sind für Jörg Ilzhöfer mit viel Freude verbunden, aber es kann auch sein, dass er danach im Auto mal weint. Über die Jahre hat er viele Erinnerungen an Gäste gesammelt.

An einen Gast erinnert er sich aber besonders gerne zurück. „Herr Schmölz war auch Gastronom und wir sind gleich ins Gespräch gekommen. Er hat mich gefragt, was ich denn mache, wenn der Kartoffelsalat nicht schön schlonzig wird“, erzählt Jörg Ilzhöfer. Er habe geantwortet, dass er hofft, dass das seinen Gästen einfach nicht auffällt. „Herr Schmölz meinte daraufhin: Du musst Stärke anrühren in einer kalten Gemüsebrühe und zum Kartoffelsalat geben. Ich habe das ausprobiert und es hat tatsächlich super funktioniert,“ erzählt Jörg Ilzhöfer fröhlich. Und so lebe der längst verstorbene Hospiz-Gast ewig weiter, denn seine Geschichte erzähle Jörg Ilzhöfer bei jeder Gelegenheit in seiner Kochschule.

„Was gibt es Schöneres, als Menschen am Lebensende noch eine Freude mit auf den Weg zu geben!“

Durch sein Engagement im Hospiz hat sich Jörg Ilzhöfer mit dem Sterben auseinandergesetzt. Er hat für sich alles geregelt. Und auch sein letzter Essenwunsch steht schon fest „Hangeschabte Spätzle, Rahmsauce und Bröselschmelze oben drüber, dann kann ich gehen.“

Auch du hast ein Talent und möchtest dich wie Jörg Ilzhöfer für andere Menschen engagieren? Zum Beispiel bei der Diakonie gibt es viele Möglichkeiten sich für andere einzusetzen. Wenn du das nicht allein machen möchtest, teile diesen Artikel gerne mit deinen Freundinnen und Freunden und überlegt euch gemeinsam, welches Ehrenamt ihr euch vorstellen könnt.