Dirty Church Run: Für den guten Zweck durch den Matsch

Als ich auf dem Sportplatz ankomme, ist es noch leer, ich bin einer der ersten von knapp 800 LäuferInnen. Nach einem Auftaktgottesdienst geht es los mit einem gemeinsamen Warmup. Hier komme ich schon leicht ins Schwitzen.

Dann starten die ersten auf die Strecke. Auch ich bin leicht aufgeregt. Gemeinsam mit knapp 150 LäuferInnen starte ich um 11:40 Uhr meine 5,3 Kilometer lange Runde mit 20 verschiedenen Hindernissen. Bei der Anmeldung konnte ich auswählen, ob ich eine, zwei oder vier Runden laufe. Viele starten als Team, ich bin mit den EinzelläuferInnen unterwegs.

An den Dreck gewöhnen

Der erste Teil meiner Strecke führt über den Sportplatz, wo mich Hindernisse wie eine Heuballenpyramide, ein Reifenhügel und die erste Schlammgrube erwarten. Mit mir läuft der örtliche Pfarrer Henning Reinhardt, der das Projekt vor zehn Jahren zusammen mit Martin Eckhardt ins Leben gerufen hat, um die Kirche zu sanieren.

Mittlerweile ist daraus nach eigenen Angaben der „dreckigste Benefizlauf Deutschlands“ geworden. Der gesamte Ertrag geht an gemeinnützige Aktionen. Allein durch das Startgeld 2024 kommen wie vor zwei Jahren wieder über 30.000 Euro zusammen.

Den Schlamm schwimme ich mir ab, denn wir müssen die Fulda durchqueren. Aus dem Wasser raus, muss ich einen steilen Hang hoch. Weil vor mir schon viele den Hang hoch sind, ist die Erde rutschig und ich muss aufpassen, wo ich hintrete.

Das Gefühl, mit nassen Sportklamotten weiterzulaufen, ist mir unangenehm, aber spätestens als ich auch noch durch die Beise, den Bach im Dorf, muss, ist mir das vollkommen egal. Im Bach hat das Technische Hilfswerk (THW) Hindernisse aufgebaut. Ich

• balanciere über Baumstämme
• hangele mich über das Wasser
• tauche unter Gittern hindurch

Jetzt habe ich knapp die Hälfte der Hindernisse geschafft. Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen an der Strecke stehen und anfeuern. Nach Hochrechnungen der Veranstalter waren knapp 1.200 Menschen auf dem Streckengelände. Die meisten kommen aus der Region. Viele haben bei der Organisation geholfen. Sei es beim Hindernis-Aufbau, als Streckenposten oder als Standdienst auf dem Fest. 

Nachdem ich den nächsten Berg hoch und wieder runter gelaufen bin, komme ich Richtung Ziel. Aber: Der größte Dreck wartet noch auf mich.

Die sechs Matsch-Gruben voll mit Wasser sind für viele das ersehnte Highlight. Rein springen, den Matsch-Hügel runterrutschen, Spaß haben. Für mich ein Horror, weil ich mich ungerne dreckig mache. Ich überwinde meine Gefühle und springe trotzdem rein. Und merke direkt: Es macht mega Spaß. Ich klettere braun gefärbt aus der Grube raus, und rutsche direkt in die nächste.

Der Endgegner  ist aber eine steile, rutschige Wand, an der ich mit einem Seil hoch muss. Ich habe Glück, beim ersten Versuch schaffe ich das Hindernis und bin oben. Neben mir rutscht eine Mitläuferin fast ab, ich halte sie fest und helfe ihr hoch. Gemeinsam laufen wir durchs Ziel und sind beide überglücklich.

Teamwork makes the dream work.

Für mich eine super Erfahrung, die sich echt gelohnt hat. Ich konnte meine Angst überwinden, meinen Körper herausfordern und mich mal wieder richtig austoben und Kind sein.

Im Gespräch hat mir Pfarrer Henning Reinhardt berichtet, auch für ihn war es ein anstrengendes, aber erfolgreiches Wochenende. Der bisher größte Dirty Church Run hat allen LäuferInnen am Ende ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Auch ich habe das Strahlen danach nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und habe abends allen stolz erzählt, was ich geschafft habe.