Rund 4.000 Teilnehmende aus über 60 Nationen starten 2023 beim Ironman in Frankfurt. Vergangenes Jahr hat auch Clemens mitgemacht. Er ist mein Verlobter.
Drei Jahre hat er sich auf den Tag vorbereitet – nicht nur für ihn eine große Herausforderung, auch für mich. Doch alles von Anfang an:
Swim, Bike, Run – Schwimmen, Radfahren, Laufen. Super! Er macht gerne Sport. Ich auch! Also direkt mal nach rechts geswiped. Wie man das auf der Singlebörsen-App Tinder so macht, wenn einem jemand gut gefällt. Auch ansonsten macht Clemens, so heißt der Kerl, einen guten Eindruck. Wir schreiben, treffen uns und werden schon bald ein Paar.
Einmal erzählt Clemens mir abends von seiner Radtour. 3.000 Kalorien habe er verbraucht, müsse jetzt erstmal „Carb Loading“ machen – also viele Kohlenhydrate zu sich nehmen. Moment mal, denke ich:
Wie zum Teufel verbrennt der Typ 3.000 Kalorien?
Dafür müsste ich wochenlang joggen. So langsam dämmert es mir. Clemens erzählt mir von seinen Plänen mit dem Ironman. Eigentlich habe er ihn schon in diesem Jahr machen wollen. Ging nicht – wegen Corona.
So vergingen die Monate. Besonders im Winter musste sogar Clemens zugeben: Spaß macht das nicht, drei Stunden „auf der Rolle“ zu sitzen und um sein Leben zu strampeln. „Auf der Rolle“ bedeutet: Das Fahrrad wird auf eine dafür vorgesehene Vorrichtung befestigt. Quasi wie ein Spinning-Rad, wie sie in Fitnessstudios genutzt werden.
Der Kostenpunkt für so ein Teil ist übrigens 900 Euro. Ein Klacks gegen das Fahrrad. Dafür hat Clemens nämlich um die 5.000 Euro geblecht. Mal abgesehen von sämtlichen Zusatzteilen. Das ist übrigens einer der Gründe, warum Triathlon als Elite-Sport gilt. Denn das Geld muss man erst mal haben. Die Anmeldung für den Ironman kommt mit gut 600 Euro dazu.
Als Clemens das Winter-Training überstanden hat, der „Supergau“: Bei einem seiner „langen“ Läufe – und schön, dass 30 Kilometer sogar für einen Triathleten „lang“ sind – knickt er um, verletzt sich. Die Diagnose: Ermüdungsbruch. Clemens wochenlang auf Krücken, die Stimmung zu Hause auf dem Tiefpunkt. Mit Engelszungen rede ich auf ihn ein: Das sei ein Zeichen, der Körper schreit: „Ich kann nicht mehr!“ Clemens ist kurz davor, die Sache mit dem Ironman abzuhaken.
Tut er auch. Allerdings nur für dieses Jahr. Denn das wäre mit der Vorbereitung eng geworden. Also Pläne verschoben auf 2022. Noch ein Jahr Schweiß und Entbehrungen. Für uns beide.
Jede Woche richtete sich nach Clemens‘ Trainingsplan. Jedes Treffen mit Freunden musste genau geplant sein. Gemeinsames Kochen unter der Woche? Unmöglich. Außer am „Pausentag“, an dem Clemens nach Feierabend aber seinem Ehrenamt nachging. Am Wochenende bei schönem Wetter eine gemeinsame Radtour? War auch selten drin. Beim Abendessen mit Freunden versacken und bis nach Mitternacht bleiben? Schwierig. Denn der nächste Tag war ja von früh bis spät mit Training verplant.
Kurzum: Es war kompliziert.