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Filme

(K)ein Kino für Mainz: Kirche rettet Programmkino

2 Männer bauen einen Projektor auf, die Leinwand steht schon in der Kirche.
Christuskirchengemeinde Mainz

Nach dem Aus von Capitol und Palatin: Wie die Mainzer:innen ihr Kino jetzt selbst machen.

von Leon Ebersmann

Für Fans der Mainzer Programmkino-Kultur war der 28. Oktober 2023 der absolute Tiefpunkt. Die Kinos Palatin und Capitol mussten schließen. Durch den Abriss des Palatin-Gebäudes ist das Capitol mit nur einem Kinosaal schlichtweg unwirtschaftlich geworden. Aber: Die Menschen in Mainz wollten auf das Angebot nicht verzichten. Eine Initiative aus Freund:innen der beiden Programmkinos und des Mainzer Dekanats zeigen nun monatlich einen Film an wechselnden Orten.

Nachhaltiges Kino in Mainz

Die Idee hatte Miriam Heil. Sie arbeitet beim evangelischen Dekanat in Mainz. Dort ist sie die Nachhaltigkeitsbeauftragte. Mit dieser Idee ging sie auf die 2021 gegründete Initiative Mainz für Kino zu. Zu deren Mitgliedern gehören ehemalige Palatin- und Capitol-Mitarbeitende. Erste Treffen gab es schon im vergangenen Herbst. Die Premiere von KuK war im April 2024.

Drei Personen zeigen Flyer und Programm vom KuK - dem Programmkino in Mainz
Dekanat Mainz
Zum Team vom KuK gehören (von links): Robert Hertel (freier Produktions- und Aufnahmeleiter und Gründungsmitglied von Mainz für Kino), Miriam Heil, Inga Kreusch (Pfarrerin Pauluskirchengemeinde Mainz)

So nennt sich das Programmkino-Angebot. Was sich dahinter versteckt, ist absichtlich nicht final definiert, erklärt Miriam Heil. Der Name soll einfach von der Zunge gehen: „Wir gehen ins KuK“ Die K’s können aber für Kino, Kirche, Kunst oder Kultur stehen.

KuK in Mainz: Nachhaltiges Programmkino ohne zu belehren

Das Besondere am KuK ist der Fokus auf Nachhaltigkeit. Schon bei der Filmauswahl achtet Miriam Heil darauf, dass das Thema in möglichst vielen Facetten vorkommt. Das sind nicht nur Dokumentationen, sondern Filme wie „Erich Kästner und der kleine Dienstag“, „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ oder „Sodom - Dein Handy war schon hier“.

Durch die Filmauswahl positioniert sich die evangelische Kirche in Mainz als Vermittlerin von gesellschaftlich relevanten Fragestellungen, sagt Miriam Heil. Sie betont, dass KuK „nicht sowas Oberlehrerhaftes sein“ soll. Zu jedem Film wird ein:e passende:r Referent:in eingeladen. Wer möchte, kann also im Anschluss an den Film noch mit den Expert:innen über das Gesehene sprechen.

Frau an Popcorn-Maschine
Christuskirchengemeinde Mainz

Übrigens ist der Eintritt kostenlos. Wer es sich leisten kann, zahlt am Ende einen sogenannten Wertschätzungsbeitrag. Du entscheidest selbst, was dir der Kinobesuch Wert ist.

Auch die Snacks und Getränke sind gratis. Die Popcorn-Maschine hat ein Gemeindemitglied zur Verfügung gestellt. Die Snacks wurden vor dem Müll gerettet. Das Nachhaltigkeits-Thema kommt selbst bei den Getränken an: Das Bier wurde mit gerettetem Brot gebraut.

Miriam Heil möchte erreichen, dass Kirchen als Orte der Begegnung verstanden werden. Insbesondere für Menschen, die Vorbehalte haben oder gar nichts mit dem christlichen Glauben anfangen können, ist KuK ein niedrigschwelliges Angebot, sagt sie.

Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftsthema und Kino das verbindende Element.

Miriam Heil

Ihrer Meinung nach bringe Kino Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnet wären. Zusätzlich zeige das Dekanat Mainz, dass es nicht nur für sich und seine Mitglieder da ist.

Was als öffentlicher Druck auf die verantwortlichen Personen begonnen hat, hat die Menschen in Mainz zusammengeführt: Jetzt bringen frühere Mitarbeitende der Kinos ihr technisches Know-How in die Räume der Kirchengemeinden mit. Um ein echtes Kino-Erlebnis bieten zu können, hilft medien.rlp mit professioneller Hardware aus.

Bei KuK zeigen die Ehrenamtlichen einmal monatlich (im Dezember wird kein Film gezeigt) einen Film. 

Programmkino Capitol kommt zurück, KuK bleibt

KuK ist ein Kino, das von Location zu Location wandert. Ganz unabhängig davon, ob das ein Kirchengebäude ist, eine Kulturkneipe oder auch der demnächst wiedereröffnete Capitol-Saal.

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Denn in der Zwischenzeit hat die Stadt Mainz das Capitol angemietet und für die Zeit bis zum Neubau des Palatins einen Untermieter gesucht und gefunden. Der neue Betreiber ist Christoper Bausch, der mit der „Arthouse-Kinos-Frankfurt“-Gruppe in Frankfurt und Aschaffenburg bereits Programmkinos betreibt. Aber wann die Wiedereröffnung sein soll, ist noch offen.

Somit haben die Menschen in Mainz ein vorläufiges Happy End: Ihre Programmkinos und das KuK bleibt auch.