Vom Elefantenklo bis Lincoln

Streetart-Spaziergänge in Hessen und Rheinland-Pfalz

Graffiti unterm Brückenkopf in Mainz-Kastel, Hessen
Fabienne Lichtenberger
Graffiti unterm Brückenkopf in Mainz-Kastel, Hessen

Legendäre und legale Plätze für Graffiti in Gießen, Marburg, Friedberg, Mainz und Darmstadt: Mit eindrucksvollen Streetart-Werken.

Welches Graffiti fällt dir sofort ein, wenn du an deine Gegend denkst? Das Coole an Streetart ist: Alles, was du tun musst, ist, raus ins Freie gehen. Ich nehme dich hier auf eine kleine Streetart-Tour durch Hessen und Rheinland-Pfalz mit. Viel Spaß mit den Bildern.

Wir beginnen mit Streetart in Gießen

Schon am Ausgang des Bahnhofs kannst du Streetart entdecken. Eine Gesteinswand auf dem Platz zeigt die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki mit Friedenssymbolen. Das Bild wurde im Sommer 2020 vom Künstlerkollektiv 3Steps aus Gießen in Kooperation mit Greenpeace gestaltet. Anlass war der 75. Jahrestag  der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki in Japan.

3Steps hat noch weitere Bilder in Gießen gemacht, etwa hinter der Technischen Hochschule Mittelhessen gegenüber vom Schwanenteich oder in der Kinogasse und Katharinengasse mitten in der Einkaufstraße. 3Steps hatte dafür in den letzten Jahren im Rahmen des River-Tales-Streetart-Festivals internationale Künstler eingeladen.

Die Motive sind vielfältig: Mal ist es eine anmutig guckende Katze, eine grüne Flasche oder ein Meer aus Song-Zitaten und anderen Sprüchen. Für Spaziergänger ideal, die sich die Werke mit einem Cafe-to-Go von den Bäckereien in der Katharinengasse anschauen wollen.

Hommage ans Gießener Elefantenklo!

Ein Elefantenklo am Elefantenklo vor dem Giessener Einkaufsstraße
Fabienne Lichtenberger
Ein Elefantenklo am Elefantenklo vor dem Giessener Einkaufsstraße

Wer in Gießen vom Bahnhof in die Innenstadt will, kommt am Elefantenklo nicht vorbei. Das ist eine Fußgängerüberführung über eine Straßenkreuzung. Ihren Namen hat sie wegen seiner übertriebenen Größe und der drei großen Öffnungen oberhalb der Kreuzung, die an ein Plumpsklo denken lassen. Viele Gießener empfinden das Elefantenklo, in Bezug auf das Stadtbild, als störend. Wie gut, dass Schüler:innen der Liebig-Schule in Gießen eine Treppe des Elefantenklos bemalten und somit ein wenig verschönert haben. Zu sehen sind, wie passend, drei blaue Elefanten, der eine steckt im Plumpsklo fest.

 

Streetart in Marburg!

Marburg liegt in Mittelhessen und ist wegen seiner großen Altstadt mit vielen Cafés sowie mehreren Kirchen und Schlössern ein beliebtes Ausflugsziel für Tourist:innen. Aber auch außerhalb der Stadtmitte kannst du Sehenswertes finden. 

Unter der Brücke zum Stadtzentrum befindet sich am Fluss Lahn der Hermann-Cohen-Weg. Dort sind gesprayte Wände mit bunten Gesichtern und Sprüchen: „Die Stadt Marburg hat vor einiger Zeit das Sprayen von Graffiti hier legalisiert. Seitdem kommen viele Künstler aus ganz Hessen hier her und gestalten die Wände“, sagt Samu S. . Der 21-Jährige hat mit einigen Freunden am Tag der Fotoaufnahmen neue Graffiti gestaltet.

„Wir kennen uns schon seit der Schulzeit und wir sind alle Künstler auf unterschiedliche Art. Die einen malen, oder rappen gerne, so wie ich. Aber uns alle verbindet, dass wir gerne hier her kommen, um zu sprayen. Dadurch, dass wir öfters auf andere Künstler treffen, vernetzen wir uns alle immer mehr. Das Schöne daran, ist es, dadurch neue Leute kennen zu lernen.“

Friedberg ehrt mit Graffiti berühmte Persönlichkeiten der Wetterau!

Eine halbe Stunde von Gießen entfernt liegt Friedberg im Wetteraukreis. Bekannt ist die Stadt für den Adolfsturm und der Miwke (auch genannt: Judenbad). Unweit vom Stadtzentrum in Richtung Bad Nauheim liegt der Weg Am kühlen Grund für Fußgänger und Radfahrer. Die Malerei in der Unterführung zeigen unter anderem den Hessen Johann-Phillip Reis, einer der Erfinder des Telefons, sowie den Sänger Elvis Presley, der während seines US-Militärdienstes in den späten 1950er in Bad Nauheim stationiert war. 

Entstanden sind die bunten Wände im Herbst 2019. Es war eine Kooperation zwischen der Jugendkultureinrichtung Junity , dem Kunstverein Friedberg und der Stadt. „Die Künstler waren Jugendliche, die wir durch einen Zeitungsaufruf gefunden haben. Alle haben ihre eigenen Ideen mit reingebracht“ so Nadine Ahrens, 43, Initiatorin des Projekts. Sie wohnt in der Nähe des Kühlen Grund, sah jeden Tag die Wände: „Ich wollte, dass Sie mehr Farben bekommen und den Menschen, die jeden dadurch laufen, Freude bringt.“

In der östlichen Altstadt gegenüber des Synagogenplatzes wurde 2017 eine Hausfassade bemalt. Sie trägt den Titel ProjektVerwandlung,  zeigt bunte Menschen in der Friedberger Allstadt und viele Wörter wie „Glaube“ und „Toleranz“.  Veranstaltet wurde das Projekt vom Magistrat der Stadt Friedberg und der Koordinierungsstelle Fünf-Finger-Treff, wozu auch das Diakonische Werk Wetterau gehört. 

Von Friedbergers Zeitreisetunnel in die Mainzer Zukunftsgalerie

Wenn du vom Brückenkopf in Mainz-Kastel über die Theodor-Heuss-Brücke nach Mainz willst, solltest du vorher unbedingt noch auf der hessischen Rhein-Seite bleiben und einen Spaziergang unter dem Brückenkopf machen. Dafür gehst du die Treppe runter und in die Unterführung rein. Dort findest du Experimenteure, Roboter und Skelette. Ein Gang der sich vom Rhein-Ufer bis zum Beginn des Stadt-Bezirks von Mainz erstreckt und darüber hinaus noch zu anderen Bildern an Häusern führt. Das Rhein-Ufer mit seinen Sitzbänken zum Durchschnaufen nach dem langen Spaziergang an den Graffiti macht die Besichtigung perfekt.

In der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz im Bezirk Neustadt findest du die Grüne Brücke, eine Unterführung für Autofahrer und Fußgänger. Auf beiden Seiten  gibt’s bunte Graffiti, die unter anderem das Sars-Cov-2 als böses Smiley oder ein Piratenschiff mit übernatürlichen Wesen.

Je südlicher in Hessen, desto politischer die Graffiti

In Darmstadt musst du mit der Tram oder den Bussen raus aus dem Stadtzentrum und rein ins Grüne fahren. Die Graffiti am Herdweg neben dem Alten Friedhof zeigen vorallem politische Statements wie #fightracism oder #freeassange.

Ein Gewinn für alle Graffiti-Liebhaber ist die Lincoln Wall in der Lincoln-Siedlung in Darmstadt-Süd. Früher ein Ort mit Wohngebäuden und sozialen Einrichtungen für US-Soldaten in den 1950er, ist es heute Ort ein für Familien, Sportler und Graffiti-Künstler.

Die Lincoln-Wall ist 700 Meter lang und wurde 2015 von der Stadt Darmstadt legalisiert. Ideal für Touristen zum Picknicken und für Sportler, die an Outdoor-Spielplätzen trainieren können.

Bist du neugierig, welche Graffiti es noch in Hessen und Rheinland-Pfalz gibt? Na dann, nichts wie los! Pack deine Sachen, mache Ausflüge und halte deine Augen offen. Viel Spaß!

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Wir sind gespannt auf deine Bilder