Was tue ich, wenn ich vor anderen Menschen sprechen muss? Da geht es Pfarrerinnen und Pfarrern genauso, wie jedem anderen Redner auch: Denn eine gute Predigt schreiben, ist wie eine gute Rede schreiben: Ein Handwerk, das du nicht von einem Tag auf den anderen lernst. Viola Minge ist Vikarin, also Pfarrerin in Ausbildung, und kann sich noch sehr genau an ihre erste Predigt erinnern.
„Ich war total aufgeregt“, sagt Viola. „Die Treppen bin ich im Talar hochgestolpert, die ganze Zeit hing mir eine Lampe vor der Nase, das habe ich gar nicht bemerkt.“ Jetzt, nach dem Vikariat, verhalte es sich ganz anders. Denn in der praktischen Ausbildung haben sie und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen viel gearbeitet, unter anderem auch gelernt, gut zu predigen.
Wie beginne ich eine gute Predigt? Die 27-Jährige hat da ein Beispiel aus ihrer Ausbildung. Einmal, erzählt Viola, hätten sie in der Kirche reihum nur die ersten zehn Sätze ihrer Predigten gehört. „Haben Sie schon mal ein Schaf getragen“, habe ihr erster Satz gelautet.
Viola möchte neugierig machen auf das, was kommt, möchte nicht zu erwartbar sein. Sehr gerne erzählt sie in Miniaturen, in kleinen Geschichten.
Ein Mann steht im Garten, gräbt in der Erde und verliert seinen Ehering.
Das sei zum Beispiel ein Anfang für eine ihrer Predigten gewesen.
Für die angehende Pfarrerin ist es wichtig, sich sich lange mit dem Text zu beschäftigen. Sie liest ihn, notiert sich erste Gedanken. Dann ordnet sie den Text exegetisch ein. Das heißt, sie schaut in den Urtext. „Manchmal bleibe ich an einem Wort hängen“, erklärt die Westerwälderin. Das altgriechische Wort pneuma zum Beispiel kann Geist, Hauch, Luft oder Atem bedeuten.
Was das für den Predigttext heißt, darüber denkt sie am liebsten draußen nach, beim Spazierengehen oder Joggen.