Bibelwissen kompakt

Aus der Bibel: Spricht Gott durch Träume zu den Menschen?

In jedem Buch wohnt ein Zauber inne
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Die Bibel scheint davon auszugehen, dass der Schlaf uns besonders offen für Gottes Wort macht. Dort offenbart sich Gott den Menschen durch Träume.

von Uwe Birnstein

Seit jeher sind die Menschen fasziniert von Träumen. Traumdeuter versuchen ihre Bedeutung zu ergründen, Forscher ihren Zweck. Sind Träume ein reines Nebenprodukt der Hirnregeneration oder verbergen sich in ihnen Botschaften des Unterbewusstseins oder gar Gottes?

 

Bibelübersetzung

Es gibt verschiedene Bibelübersetzungen. Hier verwenden wir die „Hoffnung für alle“ auf dem Bibelserver, die besonderen Wert auf einen verständlichen Inhalt legt.

Selbstverständlich spreche Gott durch Träume zu den Menschen, betont in der Bibel zum Beispiel Elihu, als er den verzweifelten Hiob zu trösten versucht. „Gott redet durch Träume, durch Visionen in der Nacht, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt. Sie liegen da und schlummern, doch dann lässt er sie aufhorchen und erschreckt sie mit seiner Warnung. Gott will sie abbringen von bösem Tun, und ihren Hochmut will er ihnen austreiben. Er will sie vor dem Tod bewahren, davor, dass sie in ihr eigenes Verderben rennen.“ Allerdings, so stellte er auch fest, hören wir nicht darauf (Hiob 33, 15ff).

Gott spendiert einen Wunsch

König Salomo hingegen beachtete seinen Traum sehr wohl, denn darin geschah etwas, was du heute eher aus Märchenfilmen kennst. Er hatte einen Wunsch frei! „Erbitte von mir, was du willst!“, fragte ihn Gott eines Nachts im Traum. Der junge König antwortete, er sei noch so unerfahren und wünsche sich daher „ein Herz, das auf dich hört“, um „zwischen Recht und Unrecht“ unterscheiden zu können.

Diese Bescheidenheit gefiel Gott so gut, dass er Salomo nicht nur „weise und einsichtsvoll“ machen will, sondern dazu auch noch Reichtum und Ehre schenkte. Kein Wunder also, dass Salomo als der weiseste und reichste König Israels gilt (1. Kön 3,1–15).

Lustig erzählt: Träume in der Bibel in nicht mal 2 Minuten 😇

Auf der Flucht vor seinem um den väterlichen Segen betrogenen Bruder Esau begegnete auch Jakob Gott im Traum. Nach dieser Nacht wird sich Jakob verwundert die Augen gerieben haben. Was er gesehen hatte?

Eine Leiter ragte von der Erde in den Himmel, Engel stiegen rauf und runter, und ganz oben stand Gott und verhieß ihm nicht nur unzählige Nachkommen, sondern auch absolute Treue: „Niemals lasse ich dich im Stich; ich stehe zu meinem Versprechen, das ich dir gegeben habe.“ (1. Mose 28, 10–22) Der Traum trog nicht: Jakob wurde zu einem der biblischen Stammväter.

Traumexperte Josef

Jakobs Lieblingssohn Josef wuchs zu einem echten Traumexperten heran. Schon in seiner Jugend hatte er lebhafte Träume – die allerdings eher symbolischer Natur waren und seine elf Brüder so in Rage brachten, dass sie ihn nach Ägypten verkauften. Josef träumte zum Beispiel von einer Garbe, die aufrecht stehenblieb, während sich elf weitere vor ihr verneigten.

Ein anderes Mal verneigten sich „die Sonne, der Mond und elf Sterne“ vor ihm. Da schimpfte sogar der Vater mit dem offensichtlich an Größenwahn leidenden Jakob: „Bildest du dir etwa ein, dass wir alle – dein Vater, deine Mutter und deine Brüder – uns dir unterwerfen?“ (1. Mose 37, 1–11)

Der Pharao träumt von fetten und mageren Kühen 🐮

In Ägypten geriet Josef in Gefangenschaft und machte sich dort einen Namen als Traumdeuter. Als der Pharao eines Tages von Träumen geplagt wurde, mit denen er nichts anfangen konnte, befragte er zunächst seine Wahrsager.

In seinem Traum waren sieben fette, dann sieben magere Kühe aus dem Nil gestiegen; dann wuchsen sieben Ähren auf einem Halm und daneben standen sieben verdorrte Ähren. Doch die Wahrsager wurden nicht schlau daraus. Erst, als man den Häftling Josef zur Hilfe rief, erschloss sich die Bedeutung: Zuerst werde Ägypten sieben gute Jahre erleben, dann sieben Jahre des Hungers, meinte Josef. Der Pharao war begeistert von seinen Traumdeutungskünsten und machte ihn zum Minister (1. Mose 41, 1–46).

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Von seltsamen Albträumen wurde auch der babylonische König Nebukadnezar geplagt. Seine Wahrsager konnten sie nicht deuten, doch dem israelitischen Propheten Daniel gelang es mit Gottes Hilfe.

Die von Steinen zerstörte metallene Figur auf tönernen Füßen, von der Nebukadnezar geträumt hatte, konnte nur bedeuten: Nach den irdischen Reichen wird Gott ein ewiges himmlisches Reich errichten. Als Daniel ihm das erklärt hatte, erkannte Nebukadnezar Gott an und erhob Daniel zum Fürsten (Daniel 2).

Gott spricht zu den Träumenden

„Hört, was ich euch sage! Wenn ich einem Propheten unter euch etwas mitteilen will, erscheine ich ihm in einer Vision oder spreche im Traum zu ihm“, hatte Gott einst zu Moses Geschwistern Miriam und Aaron gesagt (4. Mose 12,6). Doch nicht alle Propheten waren überzeugt von der Aussagekraft von Träumen.

Bibelübersetzung

Da diese Stelle von der Hoffnung-für-alle-Bibel nicht übersetzt wurde, wird hier die aktuelle Übersetzung der Lutherbibel zitiert.

Jeremia zum Beispiel warnte vor Propheten, die lügen, um die Menschen zu betrügen (Jer 23,32). Der Weisheitslehrer Jesus Sirach hielt sie sogar für reine Einbildungen. „Weissagungen, Zeichendeutung und Träume sind nichts, und man sieht dabei Wahnbilder wie eine Frau in Wehen“, meint er, „Träume haben viele Menschen betrogen, und gescheitert sind, die darauf hofften“ (Sir 34,5ff).

Weihnachtsgeschichte beginnt auch mit einem Traum

Dennoch hielt sich die Vorstellung, dass Gott sich den Menschen in Träumen offenbaren kann, bis in die neutestamentliche Zeit – auch wenn in den entsprechenden Büchern nicht mehr so oft davon gesprochen wird.

Die heilige Familie: Maria, Josef und Jesus
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Jesu Ziehvater Josef etwa erscheint gleich zweimal ein Engel im Traum. Das erste Mal, als Maria ihm gerade mitgeteilt hatte, dass sie schwanger sei – nicht von ihm und auch von keinem anderen Mann. Josef konnte das nicht einordnen und wollte Maria heimlich verlassen. Doch der Engel überzeugte ihn, das nicht zu tun, denn Maria sei vom Heiligen Geist schwanger. Josef lies sich überzeugen und als er „aufwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm aufgetragen hatte“ (Mat 1,16–25).

Und auch seinen zweiten Traum nahm er ernst – sonst wäre Jesus womöglich schon als Säugling ermordet worden. Ein Engel hatte Josef im Schlaf vor den Häschern des Herodes gewarnt, die Jesus töten wollen. Daraufhin floh Josef mit Mutter und Kind nach Ägypten.

Es kann sich also durchaus lohnen, ein wenig auf die eigenen Träume zu achten. Laut Bibel jedenfalls, können sie wichtige Einsichten, Warnungen oder Trost vermitteln – und vielleicht hat Gott uns ja auf diesem Weg auch heute noch etwas zu sagen.