Manchmal sind Kaffeekränzchen bedeutend. 2013 im März war das so. Sigrid Wobst war zusammen mit einem Vetter zu Besuch bei ihrer betagten Mutter Rosemarie Pohl in Soest. Beim Durchblättern eines Fotoalbums erinnerte sich die alte Dame an ein Stillschweigeabkommen hinsichtlich Adolf Eichmanns, an Fritz Bauer und eine Reise nach Israel.
Klammer meldete seine Entdeckung den deutschen Behörden. Doch niemand interessierte sich für den brisanten Hinweis. 1957 kehrte der Geologe mitsamt seiner Familie nach Deutschland zurück. Genauer: nach Duisburg. Pohls lebten damals in Unna. Nun sahen sich die Studienfreunde und ihre Familien wieder öfter.
Bei einem Besuch 1959 zog Gerhard Klammer die Freunde Giselher und Rose beiseite und berichtete von Eichmann in Argentinien. Wichtigstes Indiz: ein Foto mit CAPRI-Mitarbeitern samt Eichmann und Klammer, aufgenommen Anfang der 1950er Jahre.
„Ich erzähle euch das jetzt, damit es in die richtigen Hände kommt. Ich will damit nichts mehr zu tun haben“, soll Klammer zu Giselher Pohl gesagt haben.
Du als Pfarrer wirst schon eine Möglichkeit finden.
Gerhard Klammer bat um absolutes Stillschweigen. Er habe damit nicht im Rampenlicht erscheinen wollen und berufliche Nachteile befürchtet. Auch der Theologe Pohl hatte kein Interesse an Öffentlichkeit. Aber: Er arbeitete als Militärseelsorger und sein Chef war der Militärbischof Hermann Kunst in Bonn.
Rosemarie Pohl schrieb am 10. November 1959 in ihr Tagebuch „Große Wäsche gemacht, Vati auf dem Weg zum Bischof nach Bonn.“ Ihre Tochter Sigrid Wobst erinnert sich an einen „charmanten, netten, gebildeten Menschen, der auch zur Visitation zu uns kam“.
Bischof Kunst handelte, wie Pohl erhofft hatte. Er wandte sich umgehend an den Nazi-Jäger Fritz Bauer.