Advent

Adventskalender: Zwischen Romantik und Geschäft

Kind öffnet letztes Türchen vom Adventskalender
pexels/cottonbro studio

Adventskalender sind reine Kindersachen? Schon lange nicht mehr. Sie sind ein deutscher Exportschlager.

Ab September gibt es Weihnachtsgebäck und Adventskalender. In allen Preiskategorien und manche Adventskalender sind schon Mitte Oktober ausverkauft. Mehr als acht Wochen vor Weihnachten sind Adventskalender vergriffen. Das sind selten die billigen, sondern da zahlst du schon mal 100 Euro für einen Adventskalender mit täglichen Schönheits- und Pflegeprodukten. Angeblich im Wert von insgesamt 550 Euro.

Umsatz mit Adventskalender bei Unternehmen

Spielehersteller haben das Geschäft mit den Adventskalender schon lange verstanden. Als erster Spielartikelproduzent hatte Playmobil vor rund zwanzig Jahren den Markt für sich entdeckt. Auch dieses Jahr gibt es mehr als zehn verschiedene Adventskalender für Kinder im Online-Shop.

Der Markt für Adventskalender boomt und hat dabei nahezu jede Zielgruppe fest im Blick.

Offenes Türchen eines Adventskalenders - ohne Schokolade
pixabay/Markus Spiske

Geschichte des Adventskalenders

Den Adventskalender gibt es schon lange. Die Geschichte des Adventskalenders geht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Es gab verschiedene Varianten die Tage bis Heiligabend zu zählen:

  • Familien hängten täglich ein kleines Bild mit weihnachtlichen Motiven auf
  • Eltern malten mit Kreide 24 Striche an die Wand und das wartende Kind durfte einen Strich wegwischen

Der bayerische Lithograph Gerhard Lang druckte als erstes einen Weihnachtskalender wie wir ihn kennen. Das war 1904. Er erarbeitete immer neue Varianten. Und schließlich solche, die mit Schokolade befüllt und deren Bilder Türchen zum Öffnen hatten.

Füllung für den Adventskalender: Mehr als Schokolade

Advent = Vorfreude
gettyimages
Adventskalender verkürzen das Warten auf Weihnachten.

Der Markt für Adventskalender ist zu einem riesigen Erfolgsmodell geworden. Längst ist das Türchen-Öffnen bis Heiligabend keine reine Kindersache mehr. Auch Erwachsene kaufen sich Adventskalender. Und auch wenn der Umsatz insgesamt kontinuierich steigt (2022 100 Millionen Euro), so sind in Deutschland die beliebteste Füllungen immer noch Schokolade und Süßigkeiten. Eine Umfrage von Statista zeigt, danach folgen Kosmetika und Accessoires. 

Aber der Adventskalender hat sich zu einem deutschen Exportschlager entwickelt. Zum Beispiel der Spielfiguren-Hersteller Playmobil verkauft seine Kalender in Spanien, den Beneluxstaaten, aber auch in Australien, Mauritius, Hongkong und Singapur. 

Weihnachtsmarkt in Wien
unsplash/Alisa Anton

Von wegen romanitische Adventszeit: Für Unternehmen ein lohnendes Geschäft

Die Zahlen lassen erahnen, warum fast jede Branche mitmischt im Adventskalender-Geschäft: Von Supermarktketten und Möbelhäusern über Kosmetikfirmen bis hin zu Gewürzfirmen und Buchverlagen bieten alle ab Herbst ihre Adventskalender an. Sogar für Haustiere gibt es kleine tägliche Überraschungen.

Für die Unternehmen ist dies ein lohnendes Geschäft, weiß Alexander Haas von der der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Für das Unternehmen ist der Adventskalender eine Investition in die Kundengewinnung. Menschen, die sich das jeweilige hochpreisige Produkt sonst nicht gekauft hätten, greifen nun zu“, so der Professor für Marketing.

Adventskalender bringen neue Kunden

Einkaufszentrum zu Weihnachten
jeshoots/Jan Vašek

Vielleicht kennst du diese Erfahrung: Du hast durch den Adventskalender etwas ausprobiert und kaufst im Anschluss das Produkt ganz regulär? Damit bist du nicht alleine, denn genau darauf setzen die Unternehmen. Denn hast du erst einmal die Creme, das Bier, die Gewürzmischung in deinen Händen, steigt die Chance, dass du es wieder kaufst – auch ohne Adventskalender.

Diese Strategie ist für Unternehmen wesentlich erfolgreicher, als einen Produktpreis zu reduzieren, um neue Käuferschichten zu locken. Und damit nicht genug: Steht der Adventskalender erstmal im Wohnzimmer einer Familie, bedeutet dies für die Marke eine 24-tägige Inhome-Werbung. „Ein Adventskalender trägt sehr zur positiven Markenbildung bei“, erklärt Alexander Haas.

Einer der am stärksten nachgefragte Adventskalendern ist übrigens der des schwedischen Möbelhauses Ikea. 2019 produziert es 1,27 Millionen Exemplare. Im Kalender befinden sich Schokolade aber auch zwei Einkaufsgutscheine zwischen fünf Euro bis 1.000 Euro.

Selbstgemachte Adventskalender als Geschenk

Eine Frau packt einen Adventskalender
gettyimages/galitskaya
Kaufen oder selbst basteln? Beides ist möglich.

Aber auch abseits der wirtschaftlichen Maschinerie kannst du den Advent zu zelebrieren: Schau einfach mal spätestens ab Oktober in die Sozialen Netzwerke. Jahr für Jahr überschlagen sich Hobby-Künstler:innen mit kreativen Einfällen und posten diese in den üblichen Netzwerken. Wer Inspirationen für Selbstgemachtes braucht, wird dort fündig.

Im Advent den Alltag unterbrechen

Klasse findet Pfarrerin Annegreth Schilling, wenn diese den Alltag unterbrechen. „Früher war die Adventszeit eine Fastenzeit, in sich die Menschen auf das wesentliche im Leben besinnen“, sagt sie. Ideen für so einen Adventskalender:

  • Buch mit 24 kleinen Geschichten
  • Kalender mit Gedichten
  • kurze tägliche Impulse
  • ein digitaler Adventskalender

Adventskalender & du - wo steht ihr?

Gehörst du auch zu den Menschen, die gerne Türchen am Adventskalender öffnen? Schreib uns gerne eine Nachricht mit deinem tollsten Adventskalender gerne 📧 via Mail in die Redaktion oder per Social-Media auf: 

Instagram

Facebook

Aber bitte nicht stressen lassen, denn auch „wenn es anfangs funktioniert, dann aber schlecht läuft“ kann jedes Türchen etwas Schönes bewirken. Denn wir haben ja auch „vier Wochen Zeit“ die Türchen zu öffnen, macht Annegreth Schilling Mut. Sie warnt davor sich selbst unter Druck zu setzen.

Lebendige Adventskalender liefern Gemeinschaft

Eine andere Möglichkeit die weder dick macht noch viel kostest: Lebendige Adventskalender, zu denen viele Kirchengemeinden einladen. Täglich können Menschen sich versammeln, „Häuser öffnen sich, eine Familie nach der anderen lädt ein, Geschichten werden erzählt, es wird gesungen und alles findet draußen statt“, erzählt Pfarrerin Schilling. So werden die 24 „Türchen“ einzigartig und möglichst vielfältig.