Olympische Spiele

Paris 2024: Als Olympia-Pfarrer für Team Deutschland am Start

Am 26.07. starten die Olympischen Spiele in Paris
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Am 26.07. starten die Olympischen Spiele in Paris

Bei den Olympischen Spielen in Paris ist Thomas Weber als Olympiapfarrer vor Ort. Der Seelsorger hilft dem deutschen Team im Umgang mit Leistungsdruck und Trauer.

Olympiapfarrer Thomas Weber und seine katholische Kollegin Lisa Keilmann
privat
Olympiapfarrer Thomas Weber und seine katholische Kollegin Lisa Keilmann

Die Vorfreude bei Thomas Weber steigt. Am 26. Juli starten in Paris die Olympischen Spiele und Weber ist live vor Ort. Als Olympiapfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist er gemeinsam mit seiner katholischen Kollegin Lisa Keilmann als Seelsorger für die über 400 deutschen Athletinnen und Athleten in Paris zuständig.

„Für viele der Nominierten sind die Olympischen Spiele der Höhepunkt in ihrer sportlichen Karriere. Alle Beteiligten betonen zudem, wie schön das Zusammenleben im Olympischen Dorf ist, wenn dort Athletinnen und Athleten aller Sportarten zusammenkommen“, erzählt der 64-Jährige.

Bereits seit 2006 ist Weber als Olympiapfarrer tätig und außerdem bei den „FISU World University Games“ mit im Einsatz – nach Olympia und den Paralympics die weltweit größte Multisportveranstaltung.

Olympia 2024: Umgang mit Druck und hohen Erwartungen an die Sportler

Olympia-Pfarrer Thomas Weber in Paris am Straßenrand eines Wettbewerbs
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Olympiapfarrer Thomas Weber in Paris

Als Olympiapfarrer feiert Thomas Weber Gottesdienste im Olympischen Dorf und bietet Abendgebete an. Als Seelsorger hat er vor allem ein offenes Ohr für das deutsche Team. Ein Thema sei etwa der Leistungsdruck, den die Sportlerinnen und Sportler im Wettkampf erleben. „Neben dem sportlichen Erfolgen geht es für die Athletinnen und Athleten um Fördergelder und Verträge für die Zukunft, auch die Sponsoren erwarten viel Leistung“, sagt Weber.

Am Ende gewinnt der, der am besten mit dem Druck umgehen kann.

Weber betont, dass anders als etwa im Profifußball viele Athletinnen und Athleten nicht vom Sport leben können und daher auf finanzielle Unterstützung angewiesen seien. Bleibt der Erfolg aus, kommen zu ihm auch Sportler die sich fragen, wie es nach Olympia mit ihnen weitergeht.

Als Pfarrer gebe er den Sportlern immer den Rat mit auf den Weg, sich früh genug ein zweites Standbein aufzubauen. „Im Fernsehen sieht man oft nur die schillernde Fassade. Aber die sportliche Karriere kann auch schnell wieder zu Ende sein, etwa durch eine Verletzung“, begründet er.

Glaube und Sport – für den Pfarrer passt das gut zusammen. „Unser Glaube bezieht sich auf alle Lebensbereiche. Er kann in schwierigen Situationen unterstützen und zur Ruhe führen. Und er gibt mir die Gewissheit: ‚Bei Gott bin ich kein Versager‘.“

Olympia: Umgang mit Trauer nach einem Todesfall in Rio 2016

Olympiapfarrer Thomas Weber und Fabian Hambüchen bei den Olympischen Spielen in Rio 2016
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Olympiapfarrer Thomas Weber und Fabian Hambüchen bei den Olympischen Spielen in Rio 2016

Als Olympiapfarrer ist Thomas Weber nicht nur für die Athletinnen und Athleten zuständig, sondern auch für Trainer und Betreuer, medizinisches Personal und Familienangehörige. Außerdem pflegt er Kontakte zum olympischen Jugendlager. „Themen in meiner Arbeit sind auch Privates und ganz Alltägliches wie Spannungen in der Familie oder der Verlust eines Angehörigen“, sagt er.

Besonders in Erinnerung geblieben seien ihm die Olympischen Spiele in Rio 2016, wo Stefan Henze, der deutsche Kanu-Slalom-Trainer bei einem Autounfall tödlich verunglückte. Viele Trauergespräche habe er daraufhin geführt sowie eine Trauerfeier gehalten. „Der Umgang mit Tod und Sterben ist für mich als Seelsorger eine Kernaufgabe. Das gemeinsame Trauern ist wichtig, weil es der Betroffenheit und Unsicherheit, die jeder von uns in solchem Momenten spürt, Ausdruck verleiht“, sagt Weber.

Stichwort: kirchliche Seelsorge

Seelsorge ist eine Kernaufgabe von Kirche. Sie ist da, wo die Menschen sind, etwa bei Olympia, auf Festivals oder im Gefängnis.

Lies hier was wäre, wenn es keine kirchliche Seelsorge mehr gäbe.

Neben der Arbeit bleibt Thomas Weber auch Zeit, die Spiele live aus nächster Nähe zu verfolgen. Besonders freue er sich auf Randsportarten wie Rudern oder den Kanuslalom, die nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen.

Der Pfarrer erinnert sich besonders gern an den Auftritt seines ehemaligen Konfirmanden Lukas Klostermann, der 2016 mit der deutschen Fußballolympiamannschaft in Rio bis ins Finale kam und den Weber von der Tribüne aus anfeuerte.

Gevelsberg: Auch die Gemeinde des Olympiapfarrers ist sportbegeistert

Wenn nicht Olympia ist, dann ist Thomas Weber Gemeindepfarrer in Gevelsberg
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Wenn nicht Olympia ist, dann ist Thomas Weber Gemeindepfarrer in Gevelsberg

Wenn nicht gerade Olympia ist, dann ist Thomas Weber Gemeindepfarrer in Gevelsberg in Westfalen. Weber ist selbst sportbegeistert – er spielt Tennis und fährt Fahrrad, im Winter Ski. Lange Zeit hat er außerdem Handball gespielt und war Torwart in der westfälischen Pfarrermannschaft beim Fußball.

Auch seine Gemeinde in Gevelsberg macht beim Sport mit. „Wir haben jahrelang Skifreizeiten in Frankreich organisiert, bis zu 80 Teilnehmende waren jeweils mit dabei“, sagt er. Auch Kanus besitzt die Gemeinde und macht regelmäßig gemeinsame Kanutouren auf der Ruhr oder der Lippe.

„Beim Sport kommt man miteinander ins Gespräch. Die gemeinsame Bewegung tut gut und ermöglicht einen ganz anderen Zugang zueinander“, sagt der Pfarrer. Er ist überzeugt:

Der Sport stärkt unsere Gemeinschaft, deswegen ist er wichtig für unser Zusammenleben.

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