Leben mit Behinderung

Der erste Parastronaut der Welt

Die ESA bleibt auch Astronauten mit Behinderung auszubilden
gettyimages/dima_zel

John McFall lebt seit seinem 19. Geburtstag mit einer Behinderung. Und doch hat er es geschafft, zum Astronauten ausgebildet zu werden. Sein Ziel: ein Flug ins Weltall.

John McFall will trotz Behinderung ins Weltall fliegen
ESA

John McFall (41) hat es geschafft. Er ist der erste Parastronaut der Welt. Der erste was? Ein Astronaut mit Behinderung. Und zwar in Diensten der europäischen Raumfahrtagentur ESA.

Dem Briten fehlt seit einem Motorradunfall mit 19 Jahren das rechte Bein. Er soll an einer Machbarkeitsstudie während der Astronautenausbildung teilnehmen. Die ESA will damit erreichen, dass künftig auch Menschen mit körperlichen Behinderungen im Weltraum arbeiten können.

ESA-Chef: Das All soll auch für Menschen mit Behinderung offen sein

Das Ziel der Mission: Herausfinden, wie die Hardware verändert werden muss, damit Menschen mit Behinderungen Aufgaben übernehmen können. ESA-Chef Josef Aschbacher sagte, man sei gewillt, das All für alle zu öffnen. Man brauche dafür spezielle Studien und eventuell Anpassungen im Weltraum oder auf dem Weg dorthin.

Wie auf Erden, so im Himmel, könnte man sagen.

Wir haben uns nicht entwickelt, um ins All zu fliegen, also sind wir alle behindert, wenn es um die Raumfahrt geht.

ESA-Astronautin Samantha Christoforetti

Nach mehr als zehn Jahren Pause von dem Programm konnten sich Interessierte im Jahr 2021 wieder bei der ESA, einem Zusammenschluss von 22 Nationen, für die Aufgabe bewerben.

Infografik zu den sogenannten Paranauten
ESA
Die gerechte Vertretung aller Teile der Gesellschaft soll nun im Raumfahrtsektor sichtbar werden. Deswegen sollen Menschen mit einer körperlichen Behinderung am Raumfahrtprogramm teilnehmen.

Die Hürden sind hoch, um es ins ESA-Team zu schaffen

Der vergangene Jahrgang an ESA-Astronaut:innen wurde zwischen 2008 und 2009 ausgewählt. Mit den aktuellen Wissenschaftler:innen will die ESA mit gutem Beispiel voran gehen. Allerdings ist es nicht einfach Austronaut:in zu werden: Zu den Kriterien gehörten: 

  • mindestens ein Master-Abschluss in einem MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) oder Medizin
  • alternativ eine abgeschlossene Testpiloten-Ausbildung
  • mindestens drei Jahre Berufserfahrung
  • fließendes Englisch, idealerweise weitere Sprachen
  • höchstens 50 Jahre alt

Auch psychisch und physisch gesund müssen Bewerber:innen sein, im Weltraum sind Krankheiten unpraktisch. Krankenhaus und medizinisches Personal gibt es nicht.

John McFall: Profisportler mit Olympiaerfahrung, Mediziner und dreifacher Vater

John McFall kommt aus einer Soldatenfamilie, wollte ursprünglich zum Militär, erzählt er in einem Video der ESA. Nach seinem Motorradunfall hatte sich das erledigt. Er wurde Leichtathlet, holte bei den Paraolympischen Spielen in Peking Bronze im 100-Meter-Sprint. Danach hat er Medizin studiert, arbeitet heute als Orthopäde und Unfallchirurg.

Der dreifache Familienvater ist der einzige Bewerber, der es von 257 behinderten Menschen geschafft hat. Zugelassen waren Menschen mit Bein- und Fußprothesen, mit unterschiedlich langen Beinen oder kleiner als 130 Zentimeter Körpergröße.

Im Video erzählt John McFall, was ihn antreibt.

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Geschlechtergerechtigkeit bei der ESA

Durchgesetzt bei den anderen 22.500 Bewerberinnen und Bewerbern haben sich zwei Frauen und drei Männer für die erste Riege. Außerdem elf Männer und Frauen für die Reserveauswahl, darunter sind auch die ehemalige Bundeswehr-Kampfpilotin Nicola Winter und die Biochemikerin Amelie Schoenenwald aus Deutschland.

Vielleicht fliegt John McFall ins All - wer weiß das schon?

Die neuen Astronaut:innen werden nun eine einjährige Grundausbildung am Europäischen Astronautenzentrum EAC in Köln durchlaufen, in der sie unter anderem Überlebenstrainings absolvieren und Russisch lernen. Anschließend folgt eine Aufbauausbildung, erst danach beginnen die Astronautinnen und Astronauten, sich auf eine konkrete Mission vorzubereiten.

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Wann sie schließlich ins All fliegen werden, weiß daher noch keine:r von ihnen. Und dass jemand aus der Reserve eine Chance bekommt, ist gar nicht so unwahrscheinlich.

Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer etwa schaffte es zunächst nicht in die Auswahl von 2009, wurde aber 2015 nachnominiert und flog 2021 erstmals zur Internationalen Raumstation ISS. Und vielleicht fliegt ja auch John McFall ins All, wer weiß das schon?