Podcast Hoffnungsmensch

Niels Petersen: Vom Drogendealer zum „Hope-Dealer”

Niels Petersen zu Gast beim Podcast Hoffnungmensch
Hoffnungsmensch.de

Als Dealer landet Niels in einem der gefährlichsten Gefängnisse der Welt. Dort findet er seinen Glauben und kommt als Christ zurück nach Deutschland.

Niels Petersen wächst in den 1980er-Jahren als Einzelkind in einem behüteten Elternhaus in Flensburg in Norddeutschland auf. Nichts deutet darauf hin, dass er Jahre später in Kolumbien eine Drogenkarriere machen wird.

Doppelleben als Dealer in Norddeutschland

Im Podcast Hoffnungsmensch erzählt er Steffen Kern, wie er als Jugendlicher über seinen Freundeskreis in Kontakt mit Cannabis kommt. Er beginnt zu dealen – zunächst an Leute an seiner Schule und Bekannte. Sein Geschäft wächst schnell. Aus Gramm werden Kilo. Bald kommen Amphetamine, Ecstasy und Kokain dazu.

Anfangs hat mein Gewissen noch laut angeklopft, aber es wurde immer leiser.

Er führt ein Doppelleben. Seine Familie weiß nichts von seinen Aktivitäten als Dealer.

Als er bereits tief ins Kokaingeschäft in Norddeutschland und im benachbarten Ausland involviert ist, lernt er online eine Kolumbianerin kennen. Sie werden ein Paar und 2008, mit Mitte 20, zieht es Niels nach Südamerika. Kolumbien ist laut den Vereinten Nationen einer der größten Kokainproduzenten weltweit.

Zur Person Niels Petersen

Niels hat das christliche Rap-Label Realtalk Records gegründet und rappt selbst als R.E.A.L. über seinen Glauben. Außerdem hat er eine Biografie über sein Leben geschrieben und eine Film-Doku produziert.

Niels wittert seine Chance: „Ich dachte, wenn ich schon mal hier bin, kann man ja mal schauen, ob man nicht noch ein paar gute Geschäfte machen kann!“

Und das Geschäft läuft gut. „Die Gier hat mich angetrieben. Man bekommt nie genug!“ Obwohl Niels ein kleiner Fisch im kolumbianischen Drogengeschäft ist, verdient er viel Geld. In Medellín, der zweitgrößten Stadt des Landes, eröffnet er einen angesagten Club. Das „Dubai“ zieht die High Society der Millionenmetropole an. „Geld, Frauen, Ansehen. Damals lag mir die Welt zu Füßen, dachte ich.“

Doch dann geht es abwärts.

Niels überlebt nur knapp einen Mordanschlag, weil er sich auf der Flucht von einer Brücke mehrere Meter in die Tiefe fallen lässt. Offensichtlich hat er sich Feinde gemacht. Bald fällt er auch geschäftlich tief. Mit seinem Club geht er Pleite, Geschäftspartner werden ermordet oder gekidnappt. Er hat Schulden. „Ich stand mit dem Rücken an der Wand und die Abwärtsspirale ging immer weiter nach unten“.

Kokainschmuggel nach Deutschland gestoppt

Niels entscheidet sich zu einer Verzweiflungstat. Er will 600 Gramm Base – chemisch verarbeitetes Kokain – nach Deutschland schmuggeln. Doch die Drogenpolizei am Flughafen von Bogotá schnappt ihn. Das Urteil: Acht bis zwölf Jahre.

Niels Petersen zu Gast beim Podcast Hoffnungmensch
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2011 kommt er ins berüchtigte Gefängnis „La Modelo“ in Kolumbiens Hauptstadt. „Dort habe ich die Hölle auf Erden erlebt. Das Gefängnis war heillos überbelegt. Ich musste mir meine Zelle kaufen. Andere lagen einfach auf den Fluren. Nachts hat man Männer schreien hören. Manche sind von einem auf den anderen Tag verschwunden“, erzählt er im Gespräch mit Hoffnungsmensch-Gastgeber Steffen Kern.

Im Gefängnis: Himmel in der Hölle

Doch ausgerechnet in der „Knasthölle“ findet Niels seinen Himmel. Er besucht die Gefängnisgottesdienste und lässt sich schließlich in einem Waschzuber taufen.

Ich wusste in diesem Moment: Es gibt einen, der mich von meiner Schuld befreien kann. Jemand, der mein Leben wieder in den Griff bekommen kann.“ Der Glaube an Jesus verändert sein Leben. „Aus Hoffnungslosigkeit ist Hoffnung geworden“, sagt er im Podcast Hoffnungsmensch.

Niels kommt bereits nach zweieinhalb Jahren wegen guter Führung aus dem Gefängnis frei. Er verlässt Kolumbien und lebt wieder in Flensburg. Er ist mit einer Kolumbianerin verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Statt mit Koks handelt Niels heute mit tropischen Früchten.

Er besucht kolumbianische Gefängnisse, um von seiner 180-Grad-Lebenswende zu erzählen und anderen Hoffnung zu machen. Mit dem Projekt „Frutos de Gracia“ (Früchte der Gnade, Anm. d. Red.) will er ehemaligen kolumbianischen Häftlingen eine neue Perspektive aufzeigen, indem er ihnen auf einer Maracuja-Plantage Arbeit zu fairen Bedingungen gibt.