Glaube

„Gothic-Pfarrerin“ - Andrea Völkner liebt die „schwarze Szene“

Andrea im Podcaststudio
Podcast Hoffnungsmensch

Pfarrerin und Goth? Das geht, sagt Andrea Völkner. Sie ist von der schwarzen Szene fasziniert

Pfarrerin Andrea Völkner trägt nicht nur auf der Kanzel schwarz. Die promovierte Theologin hat eine Vorliebe für die „schwarze Szene”. Mit Orgelmusik kann man sie jagen; Gothic-Rock, Dark-Wave und Post-Punk sind eher ihr Ding. Mit Anhängern Lucifers rumhängen? Kein Problem! Andrea liebt die Nacht; tagsüber arbeitet sie als Pfarrerin bei der Berliner Stadtmission, wo sie Familien von Jesus erzählt.

Wie das zusammenpasst und was sie an der „schwarzen Szene” fasziniert, darüber hat Andrea im Podcast „Hoffnungsmensch” mit Steffen Kern gesprochen.

Vom blonden Jeansgirl zum „Goth”

Andrea wächst in den 1980ern in einer christlichen Familie auf. Als sie zum Studium nach Berlin zieht, kommt sie mit der „schwarzen Szene” in Berührung. Die Musik, die Ästhetik und das Lebensgefühl sprechen sie an. Aus dem bunten Jeansgirl mit blonden Haaren wird ein „Goth“ (so nennen sich Anhänger*innen der schwarzen Szene): Sie färbt ihre Haare schwarz, schminkt sich dunkel und trägt extravagante Kostüme. Ihre Familie und ihr Umfeld machen sich Sorgen, doch Andrea hat zum ersten Mal das Gefühl:

Das bin ich!

Was ist die „schwarze Szene”?

Die schwarze Szene ist eine Subkultur. Sie ist geprägt von:

  • die von morbider Ästhetik,
  • Musikgenres wie Gothic Rock, Dark Wave und Black Metal,
  • Mode, mit aufwändigen schwarzen Stoffen und silbernem Schmuck.

Sie umfasst eine starke Gemeinschaft, die sich in Musik, Kunst, Literatur und bei Events ausdrückt, und bietet einen Raum für Individualität, oft mit Fokus auf Tod, Spiritualität und Nonkonformität. „Goth” (abgeleitet von „Gothic”) bezeichnet typischerweise Anhänger*innen der schwarzen Szene.

Willkommen in der Goth-Szene

„Ich habe mich in der Szene von Anfang an willkommen gefühlt“, erzählt Andrea im Podcast. „Ich hatte dort das Gefühl, dass ich ehrlich zu mir selbst sein kann. Ich darf Angst haben, traurig, verletzlich, wütend sein. Das habe ich in der schwarzen Szene mehr erlebt, als anderswo!“

Goth und Christin

Aber wie passen Andreas christlicher Glaube und ihre Vorliebe für die „schwarze Szene“ zusammen, in der auch Satanismus, Okkultismus und Esoterik vorkommen? „Man kann die schwarze Szene nicht mit Okkultismus oder Satanismus gleichsetzen, auch wenn es Überschneidungen gibt!”, erklärt Andrea. „Es gibt Satanist*innen in der Szene, aber sie sind in meiner Wahrnehmung eine Minderheit. Und sich für Friedhöfe zu interessieren, ist ja erstmal nichts Schlechtes. Das machen Pfarrer auch!“, sagt sie schmunzelnd. Andrea hält nichts von Stereotypen – schwarz gleich böse, weiß gleich gut. „Ich mag es nicht, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen.”

Was bedeutet Glaube?

Dass viele in der Szene eine andere Weltanschauung als sie selbst haben, stört sie nicht. „Dann ist das eben so.” Die 42-Jährige erlebt, dass sie relativ schnell in einen „Deep Talk” mit Menschen kommt. Dann erzählt sie auch davon, was sie selbst glaubt, von ihren Zweifeln und Hoffnungen. „Glaube heißt für mich nicht: Ich weiß Bescheid. Es hat mit Sehnen, Hoffen und Verletzlichkeit zu tun. Ehrlich zu sein – auch in Glaubensfragen – bedeutet Andrea sehr viel und das merken auch andere. „Ich erlebe, dass Menschen sich mir gegenüber öffnen, ohne Angst zu haben, von mir bewertet zu werden.”

Tiefer in Andreas Geschichte eintauchen

Um was es in ihrem ersten Fantasy-Roman geht und wie Gott ihr auf dem Weg in den Abgrund begegnet ist, davon erzählt Andrea Völkner im Podcast „Hoffnungsmensch”.