Podcast Hoffnungsmensch

Nahtod-Erfahrung: Einmal Tod und zurück

Portrait von Mirjam Hentschel
Podcast Hoffnungsmensch

Hast du Angst vor dem Tod? Mirjam nicht mehr, denn sie war schon einmal beinahe tot. Wie das für sie war?

Als Mirjam Hentschel mit einer schweren Lungenentzündung ins Koma fällt, macht sie eine Erfahrung, die ihr Leben verändert. Im Podcast HOFFNUNGSMENSCH erzählt sie, wie wunderschön es war zu sterben und warum sie heute noch lebt.

Als Kind bekommt Mirjam Hentschel die Schockdiagnose Mukoviszidose. Die unheilbare Erbkrankheit führt dazu, dass ihre Lunge verklebt. Ein Dauerhusten gehört zu ihrem Leben. Ihre Eltern müssen den Schleim täglich lange abklopfen.

Mit den Jahren, mit Mitte 30, geht es ihr immer schlechter. Ihre Lunge will nicht mehr und sie muss ins Krankenhaus. Dort bekommt Mirjam Sauerstoff. Doch sie kann nicht mehr richtig ausatmen. Immer mehr Kohlendioxid reichert sich in ihrem Körper an. „Das hat zu einer regelrechten Vergiftung geführt und ich bin ins Koma gefallen“, erinnert sich Mirjam.

Das Sterben war wunderschön.

Sie ringt mit dem Tod. Für ihre Familie und die Ärzte ist dieser Kampf schrecklich anzusehen, aber sie selbst erlebt ihr Sterben ganz anders. „Ich war an einem Ort, der hell und schön war. Ich habe nur Liebe und Wärme gespürt.”

Mirjam ist im Himmel, davon ist sie überzeugt. Und bei ihr ist Gott. „Das war wie eine ganz helle Wolke, die mich vollkommen umgeben hat.” Sie hört viele Stimmen, die sich an Gott wenden. „Es war wie ein riesiges Scheunentor, an das viele Menschen mit ihrem Anliegen geklopft haben.” Auch die Stimme ihrer Schwester Angie, die in diesem Moment an ihrem Krankenbett steht, ist zu hören.

Mirjam Hentschel bei der Aufnahme vom Podcast Hoffnungsmensch
Podcast Hoffnungsmensch

Wie klingt Gott?

Mirjams hört ihre Schwester mit Gott sprechen. „Uns ist klar, dass du sie früher nimmst, aber nicht so“, betet Angie. Und Gott antwortet. „Es war eine Stimme, die etwas zu sagen hat!“, beschreibt es Mirjam. Sie nimmt Gottes Stimme als eher männlich wahr. Sie klingt klar und vertraut, doch die Antwort irritiert. Gott sagt zu Angie: „Ihr könnt Mirjam wieder haben, aber dann müsst ihr sie nehmen, wie sie kommt!“

Mirjam will nicht mehr zurück. „Ich war glücklich an diesem Ort! Ich wollte dort nie wieder weg.” Doch sie erwacht. Sie ist am Leben, aber immer noch schwerkrank.

Gottes Stimme oder Halluzination?

Die Wissenschaft ist sich unsicher, was es mit solchen Nahtoderfahrungen auf sich hat. Mögliche Erklärungen sind, dass sie durch Sauerstoffmangel oder Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin durch das sterbende Gehirn ausgelöst werden.

Wie sieht Mirjam selbst das? „Für mich war das real, egal, wie jemand das wissenschaftlich bewertet. Ich habe das so erlebt, durfte zurückkommen und habe das Wissen: Wenn der Moment kommt, dass ich endgültig gehen muss, werde ich das wieder so erleben.”

Auf Spenderliste für ein neues Organ

Nach ihrer Nahtoderfahrung ist Mirjam bald dauerhaft auf Sauerstoff angewiesen, jedes Treppensteigen ist eine Qual. Mirjam lässt sich auf die Warteliste für eine Spenderlunge setzen. Eine Entscheidung, mit der sie lange ringt.

Ich habe mich immer gefragt, warum soll für mich jemand sterben?!

Doch als sie ein Interview mit Eltern einer jung verstorbenen Frau und Organspenderin liest, beginnt sie umzudenken. „Die Eltern haben berichtet, welcher Trost es für sie gewesen ist, dass ihre Tochter anderen Menschen zu weiterem Leben verholfen hat!“

Mirjam erhält schließlich eine neue Lunge, mit der es ihr seit etwa zehn Jahren gut geht. Sie weiß nicht, von wem ihre Lunge stammt.

Dir gefallen solche Storys? Dann unterstütze unsere Arbeit und teile den Artikel in deinen Netzwerken oder bei uns auf Social-Media via:

Instagram

Facebook

Aber sie hatte die Möglichkeit, über eine Vermittlungsagentur einen Brief an die Familie des Spenders oder der Spenderin zu schreiben. Die Antwort hat sie sehr berührt. „Das war ein so bewegender, schöner Brief voller Dankbarkeit, dass ich dieses Geschenk angenommen habe und als Geschenk sehe.”

Sie wirbt dafür, sich Gedanken über Organspende zu machen – auch wenn es kein leichtes Thema ist: „Ich kann gut verstehen, dass Menschen Ängste haben und es steht mir nicht zu, jemanden überreden zu wollen. Aber aufgrund meiner eigenen Erfahrung kann ich nur sagen: Macht euch Gedanken!”

Die heute 53-Jährige ist dankbar für jeden Tag. Angst vor dem Tod hat sie spätestens seit ihrem außergewöhnlichen Erlebnis nicht mehr: „Wir brauchen keine Angst vor dem Sterben zu haben. Wir sind von der ersten Sekunde an nicht allein!“