von Karsten Packeiser
Noch sind es ganz zarte Reben, die auf einer Anhöhe hoch über der Winzergemeinde Nackenheim in die Höhe sprießen. Bis zur barocken katholischen Pfarrkirche und dem städtischen Friedhof sind es nur wenige Schritte. Die Weinstöcke zwischen zwei wellenförmig angelegten Wegen gehören zum neuen „Friedwingert“ der 5.000-Einwohner-Gemeinde südlich von Mainz. Die Idee, Urnen in einem eigens angelegten Weinberg zu bestatten, wird in den deutschen Weinbauregionen immer populärer - vor allem in Rheinland-Pfalz.
Im Ergebnis entstanden 215 Urnengräber, in denen jeweils maximal vier Urnen Platz finden können - eine beachtliche Anzahl, angesichts des Umstandes, dass es in Nackenheim insgesamt nur 50 bis 60 Todesfälle pro Jahr gibt. Die Kosten für eine Grabstätte im Weinberg liegen wegen des erhöhten Pflegeaufwands etwas über denen für ein gewöhnliches Urnengrab.
Im Januar 2023 segnete die Ortsgemeinde ihren Friedweinberg im Beisein des katholischen Pfarrers und dessen evangelischer Amtskollegin ein, und der Bürgermeister erinnerte in einer Ansprache an seinen Kommunionsspruch aus dem Johannesevangelium:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.