Judenfeindlichkeit in Deutschland

Was kann ich gegen Antisemitismus tun?

Frau liest Aufgabe von einem Klemmbrett ab
Aaron Kniese

Wie gehe ich mit Antisemitismus und Verschwörungsglaube um? Antworten und Tipps, wie du ihnen begegnen kannst.

Seit der Spätantike werden Juden für verschiedenste Phänomene und Katastrophen verantwortlich gemacht. Darunter Epidemien, Kriege oder Wirtschaftskrisen. Zu den gängigen Parolen gehören die Kontrolle von Wirtschaft, Medien und Regierungen.

Aber woher kommen eigentlich diese Narrative? Und was können wir gegen Antisemitismus und Judenhass tun?

„Nichts gegen Juden“ gibt dir kurze Antworten gegen gängige Aussagen im Netz

Judenhass in vielen Verschwörungstheorien

Kurzer Warm-Up: Judenhass ist die Mutter der Verschwörungstheorien. Schon seit der römischen Kaiserzeit wurden Juden aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Auch die frühen Christen waren judenfeindlich, da die Juden Jesus nicht als Sohn Gottes ansahen.

Im Mittelalter war der Judenhass in der breiten Gesellschaft angekommen. Dabei richtet sich die Judenfeindlichkeit nicht nur gegen den jüdischen Glauben, sondern auch gegen den (konstruierten) sozioökonomischen Status der Juden in der Gesellschaft.

Wenn dich die ganze Geschichte des Antisemitismus interessiert, check den entsprechenden Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung.

Verschwörungs-mythen

und ihre Merkmale:
  • einfache Lösung für komplexe Sachverhalte & Probleme
  • Einteilung der Gesellschaft in Gut und Böse
  • konkretes Feindbild, das es zu bekämpfen gilt
  • eine bestimmte Gruppe wird unter Generalverdacht gestellt
  • alles wird angezweifelt
  • Abwesenheit von Fakten und Daten

So gehst du gegen Verschwörungsmythen vor

1. Konzept der Verschwörungsmythen infrage stellen: Verschwörungsmythen erkennst du an bestimmten Narrativen:

  • einfache Schuldzuweisungen
  • Unterteilung in Gut und Böse
  • Graustufen werden ignoriert
  • Fakten und Gegenargumente werden ignoriert und nicht zugelassen
  • Verschwörungsmythen legitimieren Gewalt

2. Funktion von Verschwörungs-„Theorien“ besprechen

Der Glaube an Verschwörungen bietet: Halt, Sinnstiftung, einfache Einordnung, konkretes Feindbild, Teilhabe an einer Elite, die die „Wahrheit“ erkannt hat.

Versuche diese Punkte aufzuzeigen. So einfach ist die Welt leider nicht.

3. Logik und Fakten stärken

Unsere Krisen und Probleme sind komplex und erfordern manchmal viel Recherche und Eigeninitiative, um sie zu durchblicken. Stärke deinen eigenen kritischen Umgang mit Quellen, die keine dualistischen Weltbilder vertreten.

Lass dich dabei nicht in Detail-Diskussionen verwickeln.

4. Satire punktuell einsetzen

Mit satirischen Vergleichen kannst du die sinnlose Verschwörungsmythen aufdecken. Das solltest du aber nur gezielt einsetzen.

Disclaimer: Die Tipps funktionieren natürlich nur wenn die Person, mit der du diskutierst, kein geschlossenes Weltbild hat.

Verschwörungsmythen sind auch deshalb gefährlich, weil es sehr schwer ist, von ihnen wieder loszulassen. Sich selbst eingestehen, dass man falschlag und Hass verbreitet hat - das braucht ein gewisses Maß an Selbstreflexion. 

Die Folge von Verschwörungsmythen sind Ausgrenzung und Gewalt. Aber auch dagegen kannst du vorgehen, falls du antisemitische oder diskriminierende Anfeindungen mitbekommst.  

So gehst du gegen Antisemitismus im Alltag vor

  1. Reagiere auf den Angriff und versuche ihn zu stoppen.
  2. Such dir Verbündete: sprich andere Menschen an, involviere sie in das Geschehen oder ruf im Ernstfall die Polizei.
  3. Solidarisiere dich mit dem Opfer, gib Unterstützung. Baue Blickkontakt auf, gehe in die Nähe, zeig der anderen Person, dass sie nicht alleine steht.
  4. Begründe gegebenenfalls dein Eingreifen: Jeder Mensch hat das Recht auf ein angstfreies Leben. Intoleranz hat keinen Platz in einer Demokratie.

Deshalb sagen wir Verschwörungs-„Mythen“ und nicht „Theorien“

  • Verschwörungserzählungen sind nicht wissenschaftlich und faktenbasiert
  • sie basieren auf Lügen und Falschinformationen
  • sie äußern Vermutungen
  • sie widersprechen sich selbst

Begründet wird Antisemitismus oft mit Verschwörungsmythen oder mit Kritik an der Israel-Politik. Kritik ist legitim, Antisemitismus hat aber in einer politischen Auseinandersetzung oder Debatte nichts verloren.

Josef Schuster, der Präsident der Zentralrat der Juden, hat auf dem Kirchentag in Nürnberg die Menschen aufgefordert sich gegen Antisemitismus zu äußern. 

Es ist ein süßes Gift, dass die Mehrheit von jeder Verantwortung freispricht.

Antisemitismus gibt Menschen laut Schuster eine Projektionsfläche für die eigene Frustration. Die Probleme unserer Welt sind vielschichtig und lassen sich nicht durch Antisemitismus, Rassismus oder Diskriminierung lösen.

Hast du schon einmal selbst Erfahrungen mit Antisemitismus gemacht? Welche Strategie hat dir geholfen? Schreib uns gerne auf Social-Media.

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