Das Verhältnis Martin Luthers (1483 - 1546) zu den Juden war... sagen wir: kompliziert. Der Blick des Reformators auf die Juden war zwar Wandlungen unterworfen, doch an seiner negativen Grundhaltung änderte sich Zeit seines Lebens wenig – bis hin zur Forderung, Juden zu entrechten, sie aus dem Land zu vertreiben und Synagogen anzuzünden.
Und das wirkt bis heute nach. Nicht nur die Nazis haben sich auf Luther in ihrem Antisemitismus berufen. Vor Jahrzehnten wurden noch antijüdische Ressentiments und teilweise auch antisemitische Thesen von Deutschlands Kanzeln gepredigt.
Was trieb den Reformator Martin Luther zu diesem Judenhass an, welche Folgen hatte das für die Menschen? Hier haben wir für dich die elf wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum hasste Luther die Juden?
Gab es in Luthers Haltung zu den Juden Entwicklungen?
Was waren die wichtigsten „Judenschriften“ des Reformators Martin Luther?
Was wollte Luther den Juden verbieten?
Hatte Luther persönliche Beziehungen zu Juden?
Wie steht der Reformator allgemein zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden?
Was hat es mit der „Judensau“ auf sich?
Was haben die Nazis mit Luther zu tun?
Nein. Der Reformator steht in der Tradition des christlichen Antijudaismus, der vom modernen Antisemitismus zu unterscheiden ist.
Der Begriff „Antisemitismus“ entsteht im 19. Jahrhundert und ist mit der falschen Vorstellung verbunden, die Juden seien eine „Rasse“.
Bei Luther steht stets der Glaube im Mittelpunkt. Auch wenn er davon spricht, das jüdische Blut sei „wässerig und wild“ geworden, sind ihm „rassische Kategorien“ völlig fremd.
Allerdings bezeichnet er auch getaufte Juden weiter als Juden, nicht als Christen.
1523 äußert der Reformator noch die Erwartung, dass aus den Juden „viel rechte Christen werden“. Angesichts der Wiederentdeckung der Bibel geht er davon aus, dass die Juden nun Jesus als Messias anerkennen müssten.
Als sich diese Hoffnung nicht erfüllt, schlägt Luthers Haltung in blanke Ablehnung über. In seinen Spätjahren verfolgt er die Juden mit „Hass, unflätigsten Beschimpfungen und auch blutrünstigen Vernichtungsfantasien“, so Luther-Biograf Heinz Schilling.
Kaum. Es gibt keinen Hinweis, dass er je eine Synagoge besucht hätte. Mit Josel von Rosheim, dem Leiter der Judenheit im Reich, verkehrt der Reformator nur brieflich, obwohl er ihn „meinen guten Freund“ nennt.
1537 schreibt er ihm, er sei den Juden wohlgesinnt gewesen, diese aber hätten sein Wohlwollen missbraucht.
In Wittenberg erhielt Luther einmal Besuch von Rabbinern. Einer von ihnen soll dabei Jesus beleidigt haben. In den Tischgesprächen kommt Luther immer wieder auf diese Begebenheit zurück.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, bezeichnet Luther als eine „problematische Persönlichkeit“. Damit bezieht er sich auf Luthers Antijudaismus im Allgemeinen und insbesondere auf seine späten, judenfeindlichen Schriften.
Schuster sagt, dass es ein wichtiger Schritt seitens der Evangelischen Kirche war, sich von Luthers judenfeindlichen Aussagen zu distanzieren – damit habe sie „ziemlich aufgeräumt“. Wichtig ist ihm dabei auch, dass mit dieser Distanzierung auch die Abkehr von der Judenmission bekräftigt wurde.