Steigende Preise

Inflation: Verzichten lernen

Detlef Schneider
Kommentar von Detlef Schneider

Was tun angesichts steigender Lebensmittel- und Energiepreise? Ein Austausch zwischen den Generationen könnte neue Perspektiven eröffnen.

Lebensmittel werden teurer, Energiepreise steigen. Die aktuelle Entwicklung bereitet zu Recht all jenen Menschen große Sorgen, die wenig Geld im Portemonnaie haben. Ihnen muss die Politik schnell und unbürokratisch helfen.

Generationen sollten miteinander ins Gespräch kommen

Einschränkungen und Verzicht sind das Gebot der Stunde. Dabei könnte ein Austausch zwischen den Generationen hilfreich sein. Jüngst hat unsere Redaktion die Zuschrift einer 74-jährigen Frau erreicht. Sie berichtet über ihr Aufwachsen in den 1950er Jahren. „Wir trugen die Kleider unserer Geschwister auf, die Eltern stopften Socken, setzten Flicken auf Hosen und Jacken und waren, der Zeit geschuldet, sparsam.“ Sonntags, schreibt sie weiter, gab es einen Braten, den Rest der Woche vegetarisches Essen wie Erbsensuppe, Kartoffelbrei mit Zwiebeln und Apfelkompott.

Geheizt wurde im Winter nur die Wohnküche, im Bett gab es eine Wärmflasche.

Nein, es war nicht alles besser früher. Sondermüll wurde über die Restmülltonne entsorgt, wilde Mülldeponien waren verbreitet und Haushaltsgeräte wahre Energiefresser. Ein Glück sind wir hier als Gesellschaft ein ganzes Stück umweltbewusster geworden.

Mit steigendem Wohlstand leben wir über unsere Verhältnisse

Zugleich leben wir mit steigendem Wohlstand und Wirtschaftswachstum weit über unsere Verhältnisse. Wir konsumieren mehr als nötig, produzieren Tonnen an Müll und beuten die Ressourcen der Erde aus. Der „Erd-Überlastungstag“ war in diesem Jahr für Deutschland am 4. Mai. An diesem Tag waren die Ressourcen für ein ganzes Jahr bereits aufgebraucht.

So kann es nicht weitergehen. Angesichts der Klimakrise müssen wir uns einschränken: Weniger Energie verbrauchen, weniger Fleisch essen, regional und saisonal einkaufen, das Auto öfter stehen lassen.

Verzichten klingt erst einmal unangenehm, aber es geht. Ältere Menschen wissen das.

Wir hatten nicht viel, aber schlecht ging es uns nicht.

Dieser Satz ist in dem Zusammenhang häufiger zu hören.

Kirchengemeinden können Diskussionsabende anbieten

Ein Austausch der Generationen könnte hier neue Perspektiven eröffnen. Die Alten können den Jungen erzählen, wie man auch mit Wenigem gut auskommen kann. Gemeinsam können sie herausfinden, was von früheren Erfahrungen heute hilfreich wäre. Auch die Kirchengemeinden können helfen. Sie können ihre Türen öffnen und mit Erzähl- und Diskussionsabenden einen Ort zum Austausch schaffen. Gemeinschaftsgärten in Gemeinden und Dekanaten, die es in einigen Orten schon gibt, können Großeltern und Enkel gemeinsam bewirtschaften.

„Do-it-yourself“ ist bei jungen Leuten im Trend

Warum nicht Gemüse anbauen, ernten und hinterher gemeinsam Suppe kochen? Warum nicht im Gemeindehaus Apfelmus und Marmelade für den Winter einkochen, Apfelsaft keltern und Kartoffeln einlagern? „Do-it-yourself“ ist bei jungen Leuten im Trend, und die Alten wissen, wie es geht. Das ist noch nachhaltiger, als sich das Glas Apfelmus im Biomarkt zu kaufen.

Natürlich reicht das allein nicht aus. Die Politik ist gefordert, etwa darin, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben und die notwendigen Rahmenbedingungen für Forschung und Wissenschaft zu schaffen. Zugleich ist auch jeder und jede Einzelne aufgefordert, mitzumachen. Wenn dabei noch ein Wir-Gefühl generationenübergreifend entsteht, umso besser.

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Dagmar Brunk
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