Alles steht und fällt nach den Worten der Forscherinnen und Forscher damit, dass man die Verhältnisse vor Ort kennt und beachtet. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass sie das sagen. In anderem Zusammenhang, nämlich der Entwicklungshilfe, kennt man diese Diskussion schon seit Jahrzehnten.
Alte Fehler, ständig wiederholt
Aber in Afghanistan ging es schon wieder daneben. An den Finanzen lag's nicht, sagte Tobias Debiel vom Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen. Beim Afghanistan-Einsatz habe es an Geld nicht gemangelt, aber das habe Korruption und Klientelismus gefördert. Geduldige Verhandlungen mit lokalen Vertretern wären erfolgversprechender gewesen. Wenn man nicht auf Übersetzer angewiesen sein will, bedeutet das aber, dass man Expertinnen und Experten gebraucht hätte, die Paschtu oder Dari sprechen.
Immerhin ist Afghanistan nach Einschätzung von Conrad Schetter vom Bonn International Centre for Conflict Studies noch nicht alles den Bach runter. Man könne benachteiligten Gruppen wie Frauen oder der religiösen Minderheit der Hazara immer noch helfen, nämlich über die Hilfsorganisationen, die noch im Land sind. Die wüssten nämlich über die Situation vor Ort in der Regel gut Bescheid und könnten austesten, was unter den Taliban noch möglich ist.
Unbedingter Pazifismus ist für die Institute keine Option
Noch etwas an der Sonderstellungnahme lässt aufhorchen. Neben der Stärkung ziviler Mechanismen, empfiehlt sie auch den Ausbau militärischer Fähigkeiten für den Notfall. „Wir haben in Kabul gesehen, dass die EU nicht in der Lage war, den Flughafen dort zu sichern“, kritisierte Ursula Schröder vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg.
Soll heißen: Wenn die nächsten sandalentragenden Gotteskrieger oder sonstige Aufständische ankommen, sollte die EU schon in der Lage sein, hart zuzulangen.