Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Jan (Name von der Redaktion geändert) machte mir Komplimente, schenkte mir Blumen, lud mich zum Essen ein. Wochenlang ging das so. Da war ich Anfang 20. Und ziemlich verknallt. Jan war Reitlehrer. Nicht zuletzt deswegen verstanden wir uns auf Anhieb blendend. Ich, das ewige Pferdemädchen. Seinen Eltern gehörte ein Reiterhof.
Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem die Beziehung eine Kehrtwende machte. Wir waren bei Jan zu Hause, wollten uns einen gemütlichen Filmabend machen. Als Jan später die Pizza völlig verbrannt aus dem Ofen zog, eskalierte es zum ersten Mal. Das war sozusagen der Tropfen auf dem heißem Stein.
Er flippte erst aus, schrie und trampelte wutentbrannt durch die Wohnung. Wenig später brach er zusammen, kauerte auf dem Fußboden, weinte bitterlich. Er erzählte mir von seinen Problemen, seinen Schulden und davon, dass er mir eben alles recht machen und etwas bieten wolle.
War ich eine schlechte Freundin?
Von diesen Ausbrüchen gab es noch ein paar in den nächsten Monaten. Irgendwann richtete sich seine Wut konkret gegen mich. Ich würde ihn unter Druck setzen, ihn bewusst eifersüchtig machen. Langsam zweifelte ich an mir. Hatte er recht? War ich eine schlechte Freundin? Meine Eltern bemerkten zuerst, dass etwas nicht stimmte. Sie sahen mir an, wie sehr mich die Beziehung mitnahm. Ich weinte viel, hatte keine Lust auf nichts mehr.