Online-Dating

Ghosting: Warum sich Date-Partner plötzlich nicht mehr melden

Ghosting Frau mit Handy
gettyimages/tommaso79
Von Heute auf Morgen meldet sich der Date-Partner nicht mehr. Das nennt man "Ghosting".

Viele suchen auf Tinder und Co. nach der großen Liebe. Rund jeder Fünfte hat dabei schon Erfahrung mit „Ghosting“ gemacht.

Anne wurde geghosted
privat
Anne hat Erfahrungen mit Ghosting gemacht. Lange Zeit war sie Männern gegenüber extrem skeptisch.

Gut zwei Wochen schwebt Anne F. im siebten Himmel. Einen Tag vor Weihnachten 2019 lernt sie Mario (Name geändert) in der Dating-App Tinder kennen. Schnell tauschen sie Nummern aus, telefonieren und schreiben sich jeden Tag.

„Er war wie mein Ebenbild“, denkt die 32-Jährige aus Bonn an die Zeit zurück. Dann, nach gerade einmal zwei Treffen, taucht Mario plötzlich ab. Ihre WhatsApp-Nachrichten bleiben ungelesen, die Sprachmails ungehört. Es ist, als sei er niemals dagewesen. 💔

Umfrage: Jeder Dritte erlebt Ghosting 

Eine schmerzhafte Erfahrung von „Ghosting“ – dem plötzlichen Kontaktabbruch und Verschwinden eines Menschen. Anrufe oder Nachrichten laufen ins Leere, als hätte man es mit einem Gespenst zu tun. Der Begriff „Ghosting“ kommt aus den USA. Seit 2015 steht er im Collins, einem der wichtigen englischen Wörterbücher. Die psychologische Partnervermittlung Gleichklang.de hat im vergangenen Jahr Mitglieder zu „Ghosting“ befragt. Es zeigte sich, dass fast jedes dritte Mitglied bereits Ghosting erlebte. Jedes sechste Mitglied wurde selbst mindestens einmal in der Vergangenheit zum „Ghost“.

Hast du Erfahrung mit Ghosting? 👻

Hat sich dein Date auch von Heute auf Morgen nicht mehr gemeldet? Oder hast du vielleicht mal jemanden „geghosted“ - vielleicht weil du Angst vor der Konfronation hattest? Wir freuen uns über deine Erfahrungen. Schreibe uns eine E-Mail (gerne auch anonym!) über unsere Social-Media-Kanäle auf

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Tina Soliman: Grund für Ghosting ist oft fehlende Geduld

Einige solcher Geschichten hat auch die Journalistin Tina Soliman in einem Buch zusammengetragen. Dafür hat sie mit Hunderten „Ghosts“ und „Geghosteten“ gesprochen.

Häufig „ghosten“ Menschen in der Anfangsphase einer Beziehung, wie die Autorin berichtet, und sie ergänzt: „Paradoxerweise gerade dann, wenn die Begegnung vielversprechend war.“ Das könne schnell überfordern, erklärt die 56-Jährige. Oftmals steckten hinter dem gespenstischen Verschwinden aber auch fehlende Lust, Neugier und Geduld oder einfach Feigheit.

Buch-Tipp zum Ghosting

Tina Soliman: „Ghosting: Vom spurlosen Verschwinden des Menschen im digitalen Zeitalter“; Klett-Cotta; Stuttgart 2019; 358 Seiten; 18 Euro.

Ghosting hat durch Online-Dating zugenommen

Auch wenn es die klassische Funkstille bereits vor dem Internet-Zeitalter gab, hängt „Ghosting“ klar mit dem Online-Dating zusammen, wie Soliman sagt. „Was mit einem Wisch beginnt, endet auch mit einem Wisch“, stellt sie klar und meint: „Der Kontaktabbruch ohne Erklärung ist vom schambehafteten Unfall zur achselzuckend hingenommen Normalität geworden.“

Die Auswahl an potenziellen Partnern auf digitalen Kennenlern-Börsen wie Tinder und Co. sei so groß, dass sich viele nicht mehr die Mühe eines Abschieds machten. Betroffene fühlten sich tief verletzt und massiv verunsichert, betont die Redakteurin. Viele trauten sich nicht mehr in Partnerschaften.

Der Kontaktabbruch ohne Erklärung ist zur achselzuckend hingenommen Normalität geworden

Die Liebeskümmerer Elena-Katharina Sohn
epd-bild/Christian Ditsch
Elena-Katharina Sohn hat vor zehn Jahren in Berlin „Die Liebeskümmerer“ gegründet.

Betroffene von Ghosting suchen Schuld bei sich

Quälend für Betroffene auch die Frage: „Was habe ich falsch gemacht?“, wie Elena-Katharina Sohn weiß. Die 40-Jährige hat in Berlin „Die Liebeskümmerer“ gegründet – ein Online-Angebot für Liebeskummer-Geplagte. Anfragen wegen „Ghostings“ hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, berichtet Sohn.

Besonders schlimm für die Opfer sei der Gedanke: „Ich bin es meinem Gegenüber nicht mal wert, vernünftig behandelt zu werden.“ Die Psychologin rät ihren Kunden dazu, Bekanntschaften langsam anzugehen, als bereits nach zwei Wochen von der großen Liebe zu sprechen. Auch „Geister“ selbst melden sich bei Sohn und ihrem Team. Die meisten hätten ein schlechtes Gewissen, erzählt die Beziehungsexpertin.

Selbstwertgefühl wieder aufbauen

Anne F. hat sich keine Hilfe von außen geholt. Nur einen Ratgeber gegen Liebeskummer hat sie gelesen. Einige Tipps hätten ihr geholfen. Besonders, ihr Selbstwertgefühl wiederzugewinnen. Bei ihr war es vor allem die Familie, die sie in der Zeit unterstützt hat. Seit einem Jahr ist die junge Frau glücklich in einer Beziehung. Das Paar sucht gerade nach einem gemeinsamen Haus.

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