Stammzellenspende

Leben retten mit der DKMS – Hanna hats gemacht

Hanna Rinker und Jim stehen vor Hannas Haustür
privat/Rinker
Hanna Rinker hat Jim Stammzellen gespendet

Hanna hat Stammzellen gespendet und damit Jim das Leben gerettet. Seitdem besucht Jim Hanna immer wieder und es ist eine Art Freundschaft daraus entstanden, die sehr viel Geduld und Mut erfordert hat.

Als Hanna 17 Jahre alt ist, lässt sie sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren. „Meine Mutter ist Krankenschwester und hat auf einer Krebs-Station gearbeitet, daher war das immer Thema in meiner Familie“, erzählt sie. Als dann ein Dorf weiter ein Mann an Krebs erkrankt und weiträumig zur Registrierung bei der DKMS aufgerufen wird, ist sie noch zu jung, nimmt sich aber fest vor, sich zu registrieren, sobald sie alt genug ist.

Hoffnung gegen Blutkrebs

Und Hanna zieht durch, bestellt sich das Registrierungskit nach Hause, steckt sich das Stäbchen in den Mund und schickt es zurück an die DKMS. Sie sagt: „Ich denk mir halt: Ich kann mit so einem kleinen Teststäbchen jemandem Hoffnung geben.“

Bei der DKMS registrieren

1️⃣Auf der Seite der DKMS deine Daten angeben und das Registrierungsset bestellen.

2️⃣Ein paar Tage später kommt das Set mit der Post an.

3️⃣Eine genaue Anleitung ist dabei, aber eigentlich muss nur das Stäbchen in den Mund gesteckt werden.

4️⃣Wichtig: Das Stäbchen auch wieder an die DKMS zurückschicken

Und schon bist du als Spender bei der DKMS registriert! 😊

Dann passiert erst mal eine Weile gar nichts. Hanna wird Lehrerin, geht gern schwimmen, heiratet und engagiert sich ehrenamtlich bei den Pfadfindern, wo sie sie eine Kinder- und Jugendgruppe leitet. Und dann, irgendwann kurz vor Weihnachten, DIE Nachricht: Es gibt ein genetisches Match.

„Ich hab gedacht: Wow! Was für ein Wunder, was für eine Ehre! Ich kann jemandem an Weihnachten Hoffnung schenken und vielleicht sein Leben verlängern“, erzählt sie begeistert. „Für mich war das ja verhältnismäßig wenig, was ich geopfert habe, um jemanden eine neue Chance auf ein Leben zu geben. Ich hätte da auch noch mehr getan.“

DKMS: Die Suche nach dem Perfect Match

Hanna Rinker bei der Stammzellenspende
privat
Hanna Rinker bei der Stammzellenspende

Nach dem Anruf der DKMS muss Hanna erst mal zu ihrem Hausarzt und sich Blut abnehmen lassen. Dort lernt sie: Nur weil man infrage kommt, heißt das nicht automatisch, dass man DAS Match für die andere Person ist. Die DKMS sucht Personen raus, die passen könnten und am Ende wird die Person mit den meisten Übereinstimmungen ermittelt. Bei Hanna ist aber schon einige Tage später klar: Sie ist das perfekte Match für die andere Person.

Bevor sie spenden darf, wird sie einen ganzen Tag lang bei einem großen Check-up komplett auf den Kopf gestellt. Als fest steht, dass sie gesund ist und spenden darf, bekommt sie Mittel, die das Wachstum der Stammzellen anregen. Das waren nur ein paar Tage, aber Hanna hat in der Zeit gemerkt, dass sie doch etwas Knochenschmerzen und grippeähnliche Symptome hatte. „War aber nichts schlimmes und die Sache wert“, sagt sie.

So läuft die Stammzellenspende ab

Hanna spendet peripher, das heißt ohne OP und über die Stammzellen aus dem Blut. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Zellen per OP zu entnehmen. „Und ab diesem Moment wird es auch schon ernst. Mir wurde gesagt, wenn ich das jetzt mache, wird der Patient vorbereitet und ein zweites Leben hängt an mir. Das war kurz vor Weihnachten, also hab ich über die Feiertage besonders gut aufgepasst“, erinnert sich Hanna. Danach geht es für sie vier bis fünf Stunden in die Klinik, wo ihr die Stammzellen aus dem Blut gefiltert werden.

Direkt nach der Spende ruft Hanna bei der DKMS an und möchte Infos über den Empfänger der Stammzellen. Dort erfährt sie, dass sie einem australischen Mann im mittleren Alter gespendet hat. Und das wars dann erst mal. Mehr Infos bekommt Hanna nicht. Trotzdem entscheidet sie sich ein paar Wochen später einen anonymen Brief zu verfassen und über die DKMS an „ihren“ Empfänger zu senden.

Und wieder passiert lange Zeit nichts. Hanna sagt sich: Das ist okay, nicht jeder möchte Kontakt. Und manche Menschen überleben den Krebs leider trotzdem nicht. Doch über die DKMS hört Hanna etwa jedes halbe Jahr, dass „ihr“ Empfänger noch lebt. Mehr erfährt sie nicht.

Den Stammzellen-Empfänger doch treffen

Jim während der Chemo-Therapie im Krankenhaus.
privat
Jim während der Chemo-Therapie im Krankenhaus.

Bis ein Jahr später plötzlich eine Mail bei ihr eingeht. Absender ist James Rutherford, kurz Jim, der Empfänger von Hannas Spende. Hanna berichtet: „Er hat sich erst jetzt gemeldet, weil er so einen harten Kampf gegen den Krebs hinter sich hat und sich erst melden wollte, wenn er es wirklich geschafft hat.“

Von nun an bekommt Hanna zwei Jahre lang alle paar Monate Post. Das läuft anonymisiert über die DKMS. Und weil in Australien andere Regeln rund um die Spende gelten, sind manche Sätze geschwärzt.

Nach zwei Jahren ist die Anonymitätsfrist abgelaufen. Hanna entscheidet sich, dass sie Jim gern über einen Videocall kennenlernen würde,  doch von ihm kommt erst mal keine Antwort. Wieder liegt es an den unterschiedlichen Regeln der Länder und Hanna muss warten, bis sie ihre vollständigen Kontaktdaten austauschen können.

DKMS: Spenderin und Spender treffen sich

Aber dann flutscht es: Es gehen ein paar Whatsapp-Nachrichten hin und her, bis raus kommt, dass Jim gerade in Europa ist und Hanna gern besuchen würde! Keine ganze Woche später steht Jim dann vor ihrer Haustür.

Ich war so aufgeregt, das war alles so überwältigend!

Hanna Rinker

„Und dann stand da einfach ein wildfremder Mann vor meiner Tür. Von dem ich wusste, dass er einfach die gleiche DNA wie ich trägt“, sagt Hanna lachend. „Wir waren beider kurz verunsichert, haben dann aber gelacht und uns in den Arm genommen.“

Stammzellen spenden

Allein 2024 scheiden 135.000 Spender bei der DKMS aus. Nur wer zwischen 17 und 61 Jahren alt ist, kommt als Spender in Frage. Allein in Deutschland erkrankt aber alle zwölf Minuten ein Mensch an Blutkrebs. Weltweit ist die Zahl sogar noch extremer, da sind es alle 27 Sekunden.

Seitdem sind die beiden in Kontakt, denn sie verstehen sich auch privat sehr gut. Hanna mag an dem australischen Anwalt besonders, wie gut sie sich einfach unterhalten können. Beide reisen gern und haben „ständig Hummeln im Hintern“.

Der nächste Besuch von Jim bei Hanna ist schon geplant. Vielleicht ist bis dahin sogar schon Hannas Baby da. Für Hanna und Jim war und ist die Stammzellenspende jedenfalls eines der bewegendsten Ereignisse in ihrem Leben bisher. Beide freuen sich über die zweite Chance, die Jim bekommen hat.

Wenn du dir unsicher bist oder dir eine Stammzellen- oder Knochenmarkspende vorstellen kannst, aber Angst vor Spritzen hast, dann hat Hanna noch eine Nachricht für dich: „Du schaffst das und du kannst das! Und es ist ein überwältigendes Gefühl, wenn du es durchziehst! Nicht nur, dass du vielleicht jemandem das Leben rettest, die DKMS stand mir auch immer mit Rat und Tat zur Seite, ich bekomme heute noch Gesundheitsfragebögen und Nachsorgetermine. Deinem Körper wird da kein Schaden zugefügt.“

Das passt auch zu Hannas Lebensmotto: Alles was du von den anderen Menschen erwartest, das solltest du selbst auch tun. „Man weiß nie, wann man selbst oder ein geliebter Mensch mal dringend Hilfe braucht. Also helfe ich, wenn ich es kann.“