Donald Trump ist als Präsident Geschichte. Ins Weißen Haus zieht sein Nachfolger Joe Biden. Der Wechsel wirkt sich auch auf das politische Gewicht der Kirchen aus: Weißen Evangelikale werden wohl deutlich weniger zu sagen haben.
Dafür könnte der Einfluss gemäßigter Protestanten und Katholiken steigen, auch wenn manche Katholiken gerade in der Frage des Abtreibungsverbots eher auf Trumps Linie waren, als auf der des Katholiken Joe Biden.
Die weißen evangelikalen Christen verlieren ihren größten Beschützer. So bald wird es wohl keine Fotos mehr von evangelikalen Pastoren geben, die im Oval Office Hände auflegen und für den Präsidenten beten.
Rund 80 Prozent der weißen evangelikalen Wählerinnen und Wähler stimmten 2016 für Trump. Im vergangenen Sommer waren laut dem Pew Research Center noch 72 Prozent mit seiner Amtsführung zufrieden. Trump ernannte gleich mehrere Bundesrichter, die Hoffnung auf ein Abtreibungsverbot weckten.
Trumps Slogan, man müsse Amerika „wieder großartig machen“, findet nach Ansicht von Religionswissenschaftler Robert Jones Gefallen in einer konservativen weißen Welt, die sich von demografischen und gesellschaftlichen Trends bedroht fühlt. Was Trump selber glaubt, blieb bis zuletzt unklar. In einem Gottesdienst sah man ihn selten.
Im Oktober 2020 sagte er dem Informationsdienst Religion News Service, er sei als Kind in der Presbyterianischen Kirche konfirmiert worden. Gegenwärtig betrachte er sich als „nicht-konfessioneller Christ“ (non-denominational Christian).
Trumps geistliche Beraterin, die pfingstkirchlich geprägte Predigerin Paula White, gilt als Vertreterin des „Wohlstandsevangeliums“. Gott wolle, dass Gläubige im Wohlstand leben.
Er sei der erste Präsident, dessen einzige religiöse Impulse vom Wohlstandsevangelium kommen, schrieb die Historikerin Kate Bowler, Autorin des Buches „Blessed: A History of the American Prosperity Gospel“ (Deutsch: Gesegnet: Die Geschichte des amerikanischen Wohlstandsevangeliums).