Gesellschaft

Mit 39 Jahren das erste Mal wählen gehen

Host Charlotte Mattes, in gelbem Pulli, schaut in die Kamera. Daneben steht ein kleiner Tisch mit Indeon-Tassen darauf. Parwiz, die Hände im Schoß gefaltet, lächelt auch in die Kamera.
Christian Spangenberg
Parwiz möchte, wenn es irgendwann möglich ist, Brücken zwischen Afghanistan und Deutschland bauen.

Wählen dürfen, für Parwiz etwas ganz Besonderes. Der Afghane erzählt im Podcast „echt gefragt“ davon, warum seine Heimat für ihn zu gefährlich wurde.

„Ich bin stolz, Höchster zu sein“, sagt Parwiz Rahimi strahlend. Der gebürtige Afghane wohnt in Frankfurt-Höchst und ist mächtig stolz, seit 2024 deutscher Staatsbürger zu sein. Durch seine Einbürgerung darf er auch bei der Bundestagswahl seine Kreuzchen setzen.

Parwiz wählt zum ersten Mal in Deutschland, mit 39 Jahren. Das sei für ihn eine Ehre. Sich an Politik beteiligen zu können, sei das größte Privileg. Außerdem belege es auch seine Integration in Deutschland. Am 23. Februar will er für den Wahltag etwas Schickes anziehen, hat er mir im Podcast „echt gefragt - der Deeptalk“ erzählt. Am liebsten etwas Buntes, nichts Graues.

Leben in Afghanistan wurde zu gefährlich

Parwiz lebt seit Ende 2015 in Deutschland. Das Leben in Afghanistan wurde für den freiheitsliebenden Journalisten zu gefährlich. Er habe Fotos gepostet, auf denen er Cocktails getrunken und sich mit Frauen unterhalten habe. Außerdem habe er studiert, seinen Master gemacht.

All das reiche in Afghanistan aus, um von den Taliban als Feind gesehen zu werden, erzählt er. Einmal wurde sein Motorrad demoliert und ihm wurde gedroht, als er Menschen dazu motiviert habe, in Afghanistan wählen zu gehen.

Die Worte seines Vaters haben den Ausschlag gegeben, seine Heimat zu verlassen.  

Ich will nicht irgendwann hören: Jemand hat deinen Sohn getötet.

Parwiz hatte nur einen Koffer dabei. Durch ein Visum sei er nach Deutschland gekommen.

Parwiz lächelt in die Kamera, hat dunkelroten Pullover an, Im Hintergrund sind eine Holzwand und ein Fenster zu sehen.
Christian Spangenberg
Sonne, ein guter Kaffee und ein Stück Bienenstich machen für Parwiz einen tollen Tag.

Der Anfang war schwer, doch er habe viel Hilfe von den unterschiedlichsten Menschen bekommen. Bis heute habe er eine „Patenmama“, die er durch das Projekt Teachers on the Road kennen gelernt habe. Mir ihr wolle er sich auch am Wahltag treffen, um ein wenig zu feiern.

Seine Eltern sind beide schon verstorben, der Vater vor kurzem, seine Mutter, als er noch ein Kind war. Seine „Patenmama“ in Deutschland gebe ihm ein gutes Gefühl und er hofft, dass sie noch ganz viele Jahre leben wird.

Arbeiten und eigenes Geld in Deutschland verdienen

Parwiz sei es wichtig gewesen, schnell arbeiten zu gehen, um eigenes Geld zu verdienen. Er arbeitet seit acht Jahren in der Flüchtlingshilfe für das Deutsche Rote Kreuz.

Seit dem Jahr 2022 arbeitet er außerdem für das Nachrichtenportal Amal. Hier berichtet er für geflüchtete Menschen oder Menschen, die erst seit kurzem im Rhein-Main-Gebiet leben, in seiner Muttersprache Farsi über lokale Themen. Auf indeon haben wir bereits Gastbeiträge von seinen Kolleginnen veröffentlicht. 

Frauenrechte im Jemen, Inklusion in Deutschland: Ein Leben des Kampfes

Ukrainerinnen in Deutschland: Zwischen Exil und Heimweh

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