Drei Viertel aller Beschäftigten in Deutschland plädieren für eine Vier-Tage-Woche, in der Industrie ist der Wunsch sogar noch größer. Viele würden für ein längeres Wochenende sogar Lohneinbußen hinnehmen, immerhin 25 Prozent der Beschäftigten denken so. Die Gründe sind vielfältig: Der Wunsch nach mehr Freizeit oder mehr Zeit für die Familie, aber auch die gestiegene Arbeitsverdichtung im Job sind ein Thema.
Zugleich hat erst kürzlich eine neue Studie im Auftrag der Hans Böckler-Stiftung gezeigt: Jeder Zehnte ist arbeitssüchtig.
Ein Burn-out, wenn wir anderen helfen, hätte Gott nicht gewollt.
Denn oft sind wir gerade selbst die Ursache, wenn wir zur Arbeitssucht neigen: Viele Menschen sehnen sich danach, gebraucht zu werden. Für Arbeitssüchtige ist der Job mehr als nur ein Arbeitsplatz, denn es bereitet ihnen ein positives Gefühl, wenn sie unverzichtbar im Unternehmen scheinen. So definieren Arbeitssüchtige oftmals ihr Leben durch den Job – Anerkennung in der Gesellschaft bekommen Arbeitssüchtige vor allem für ihre beruflichen Aufgaben.
Viele bemerken ihre Arbeitssucht erst dann, wenn sie in den Ruhestand gehen: Plötzlich ist alles vorbei. Die Kollegen, der geregelte Tagesablauf, oft geht auch das Ansehen flöten: „Keiner interessiert sich mehr für mich.“ Arbeit, die Menschen in eine solche Sucht treibt und eine Gesellschaft, die so tickt, das ist toxisch. Eine solche Gesellschaft fördert nicht die Produktivität, sondern im Gegenteil: sie lockt die besonders Engagierten in eine Burn-out-Falle.
Die Arbeit über alles andere zu stellen ist auch ein typisch deutsches Phänomen: Andere machen Siesta, Familie und Freunde sind wichtiger, Freizeit und Hobbys – das Risiko von Arbeitssucht ist in manch anderem Land geringer.
Wir brauchen deshalb ein Umdenken bei der Gestaltung von modernen Arbeitsprozessen, zum Beispiel:
Die Vier-Tage-Woche würde längere Erholungszeiten bieten und damit Burn-out oder Depressioinen vorbeugen. Die ständige Arbeitsverdichtung, wie wir sie gerade im Dienstleistungsbereich erleben, beschleunigt das Ausbrennen der Mitarbeitendenden. Digitale Tools und Videokonferenzen diktieren den Tagesablauf, Pausen sind seltener geworden und oftmals wird die Arbeit noch parallel zum Meeting am Bildschirm erledigt.
Die Einführung einer Vier-Tage-Woche würde die Effizienz also keinesfalls senken, sondern vielmehr die Arbeitsleistung wieder auf ein gesundes Maß zurückführen. Natürlich ist eine Vier-Tage-Woche nicht in allen Branchen realisierbar - dort, wo sie möglich ist, steigert die Vier-Tage-Woche aber die Attraktivität des Arbeitsplatzes und bindet Fachkräfte an das Unternehmen.
Im kirchlichen Umfeld finden sich viele Jobs, die potenziell von Arbeitssucht betroffen sind. Die Hilfe für den Nächsten ist das Kerngeschäft der Kirche – in Diakonie und Pflegeberufen, aber auch in Kitas und selbst bei ehrenamtlichem Engagement. Gerade in der Verwaltung wäre eine Vier-Tage-Woche möglich. Gleichzeitig entwickelt sich Kirche nur äußerst langsam weiter. Bis Veränderung Einzug hält, kann es schon mal dauern – die Folge: Frust und Burn-out sind für so manchen ein bekannter Begleiter.
Wenn schon die Vier-Tage-Woche bislang nur ein Vorschlag und für viele noch in weiter Ferne liegt: Dann sollten wir gerade in Deutschland wenigstens den Feierabend wörtlich nehmen: Der Abend ist zum Feiern da, Abstand von der Arbeit finden, abends sind Freizeit, Freunde und Familie dran. Freizeit macht das Leben vielfältiger. Wir dürfen Gott dankbar sein für die Vielfalt des Lebens. Wir leben gesünder bis zu unserem Ruhestand und wir dürfen uns auf das Ende der beruflichen Laufbahn freuen – weil wir mit dem Job eben nicht den Sinn unseres Lebens verlieren.
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Burn-out durch Arbeitssucht