Wer hat’s geschaut, das Deutschland-Spiel gegen Japan bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar? Und wer hat seinen Boykott der WM durchgehalten? Respekt, wenn ein Fußball-Fan den Boykott durchzieht und auf die Spiele verzichtet. Trotzdem nervt aber auch der moralische Zeigefinger: Wer glaubt, der bessere Mensch zu sein, wenn er die Spiele boykottiert, macht es sich zu leicht.
Denn natürlich ist es der Traum eines jeden Spielers, bei der WM auf dem Platz zu stehen. Viele der Nationalspieler waren noch Kinder, als die Entscheidung für Katar gefallen ist. Sie haben trainiert und ihr Leben lang alles ganz auf Fußball gesetzt – es wäre eine bittere Enttäuschung, nicht dabei zu sein. Wir brauchen einen differenzierten Blick auf die WM.
Dennoch: Fußball und Politik und Menschenrechte sind nicht zu trennen. Das wird die Nationalelf aus dem Iran noch zu spüren bekommen, wenn sie wieder nach Hause reist. Chapeau – die Hymne aus Protest nicht mitsingen, da droht den Spielern echte Gefahr. Nicht wie bei der deutschen Nationalelf, der nur die rote Karte droht, wenn sie doch die „One Love“-Binde auf dem Platz tragen würde.
Wenigstens ein Zeichen setzt die deutsche Nationalelf zu Beginn des Spiels gegen Japan bei ihrem Mannschaftsfoto: Die „One Love“-Binde zu verbieten sei wie den Mund zu verbieten. „Unsere Haltung steht“ heißt es vom DFB-Team auf Twitter.
Boykott der Fußball-WM?