Podcast „echt gefragt - der Deeptalk“

Als Mama im Gefängnis

Vivien* von hinten, mit blonden Haaren, im Vordergrund Charlotte Mattes am Mikro, im Hof des Mutter-Kind-Heims.
Max Löser

Vivien* hat fünf Kinder. Mit ihren zwei kleinen Söhnen ist sie im Gefängnis, in Frankfurt. Der Grund: Sie hat Leute im Internet betrogen.

Durch ihre Kaufsucht sei Vivien (der Name wurde auf Wunsch der Gesprächspartnerin von der Redaktion geändert) in finanzielle Nöte geraten. Seit sie 18 Jahre alt war, habe sie begonnen Handyverträge zu machen und schicke Schuhe, Kleidung, Taschen und Möbel oder das neueste Smartphone per Ratenzahlung zu kaufen. Nach und nach häuften sich die Schulden an. Sie habe Mahnungen ignoriert.

Ich habe zwar kein Geld, aber ich kaufe es jetzt einfach.

Mit 22 Jahren ist die Frau aus Bayern das erste Mal Mutter geworden. Ab diesem Zeitpunkt sei die kleine Familie auf das Gehalt ihres Partners angewiesen gewesen. Aber er sei feiern gewesen, während sie mit der Kinderbetreuung beschäftigt war. Sie habe zu wenig Geld für den Alltag übrig gehabt.  

Vivien ist jetzt 33 Jahre alt und hat inzwischen fünf Kinder. Geplant waren eigentlich nur zwei. Ihr kleinster Sohn ist zwei Jahre alt.

Mit Kindern im Gefängnis

Mit ihrem Jüngsten und seinem vierjährigen Bruder verbüßt sie ihre Freiheitsstrafe bis voraussichtlich April 2025 im Mutter-Kind-Heim der JVA III in Frankfurt-Preungesheim.

Schwarzfahren und Betrug im Internet führen zu Freiheitsstrafe

Einiges sei bei der ruhigen, blonden Frau zusammen gekommen: Vivien habe das Bedürfnis gehabt, ihren Kindern mehr ermöglichen zu können. Sie wollte nicht so häufig nein sagen, wenn sie nach Gummibärchen oder neuen T-Shirts gefragt hätten. Die Kinder seien häufig enttäuscht gewesen. Aus diesem Grund habe sie Menschen im Internet betrogen.

Sie habe zum Beispiel Puppenhäuser oder Puppen angeboten, das Geld dafür im Voraus verlangt, dann aber keine Ware versendet. So habe sie es mehrfach bei der Plattform ebay Kleinanzeigen gemacht. Doch sie ist aufgeflogen, wurde von mehreren Käufern angezeigt.

Zu diesem Zeitpunkt sei sie elf Monate auf Bewährung gewesen, weil sie häufig ohne gültiges Ticket Bahn gefahren sei.

Diese Bewährung wurde widerrufen, als sich das Schwarzfahren häufte. Zusammen mit dem Betrug im Internet führte das dann zur Freiheitsstrafe. Sie verbüßt nun drei Freiheitsstrafen wegen Betrugs.  

Ich dachte, ich hab Kinder, die geben mir eh Bewährung. Ich habe nie gedacht, dass ich ins Gefängnis komme.

Weihnachten und Silvester sind besonders hart im Gefängnis

Die Zeit in der JVA gebe Vivien Struktur und sie habe sich mittlerweile an den Alltag gewöhnt. Auch an das frühe Aufstehen, um 6 Uhr. In puncto Erziehung habe sie viel dazu gelernt, zum Beispiel den Kindern Grenzen zu setzen und nicht so viel aufs Handy zu schauen.

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Die Hilfe und Unterstützung seien sehr aufbauend für sie. Insbesondere die Aussicht darauf, schuldenfrei zu werden. Sie habe eine Privatinsolvenz angemeldet.

Feiertage sind in der JVA besonders hart

Allerdings gebe es Tage, da sei das Mutter-Kind-Heim der JVA eine harte Strafe für sie. Besonders dann, wenn sie wieder zu einer bestimmten Uhrzeit zurückmüsse. Dazu gehören Weihnachten, die Kindergeburtstage und Silvester. Denn am 1. Januar habe ihr ältester Sohn Geburtstag.

An Weihnachten plant Vivien einen Besuch bei ihrer Schwester, um draußen feiern zu können. Unter der Woche müssen Inhaftierte um 19.30 Uhr zurück sein, am Wochenende und an Feiertagen um 21.30 Uhr.

Mein Halt sind meine zwei Kinder hier. Für die würde ich alles machen.

Die Zeit im Gefängnis öffnet  Vivien die Augen

Vivien sagt, es sei Schicksal gewesen, hier hereingekommen zu sein. Seit Januar 2024 ist sie im Mutter-Kind-Heim.

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Die Zeit hier öffne ihr die Augen. Gerade, was ihren Partner anginge. Während sie im offenen Vollzug ist, also auch tagsüber das Gelände verlassen darf, ist ihr Partner für die drei größeren Kinder zu Hause zuständig.

Vivien habe jedoch die Nachricht erhalten, dass ihre Kinder nun in Obhut seien, in einem Kinderdorf. Ein Grund dafür sei zum Beispiel das zweiwöchige Fehlen der Kinder in der Schule gewesen, ohne Entschuldigung.

Sie hat sich im Gefängnis dafür entschieden, sich von ihrem Partner zu trennen. Denn das Interesse des Partners an den Kindern sei nicht da gewesen.

Großer Wunsch: Als Familie einmal gemeinsam in den Urlaub fahren

Für die Zukunft wünsche sie sich, wieder als Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft arbeiten zu können. Außerdem, dass alle Kinder einem Hobby nachgehen können und sie keine finanziellen Sorgen mehr haben.

Ihr großer Wunsch ist ein gemeinsamer Urlaub, am liebsten nach Kroatien. Das wäre das erste Mal für die sechsköpfige Familie.