JVA Diez

Weihnachten im Gefängnis

Weihnachtsdeko vor der JVA Diez
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Weihnachten: Eine schwere Zeit für Gefangene. Während andere zur Bescherung laufen, sitzen sie im Haftraum.

Kurz vor dem dritten Advent. Draußen regnet es. Vor Martins Fenster stehen kleine Schoko-Nikoläuse, LED-Kerzen und Weihnachtskarten. Dahinter: schwere Gitterstäbe. Martin ist Gefangener in der JVA Diez. Fünf Jahre Freiheitsstrafe muss er absitzen, weil er Gelder veruntreut hat. An der Wand in Martins Haftraum hängen Bilder von seiner Frau. Er hat drei kleine Regale, einen Fernseher und raucht Pfeife. Wenn er aus dem Gefängnis kommt, erzählt Martin, freut sich am meisten auf ein weiches Bett. Kosta, der Beamte, der uns im Gefängnis begleitet, lacht - mit Blick auf die zwei Matratzen, die Martin bereits auf seinem Stahlbett gestapelt hat.

Es ist schön, wenn Weihnachten vorbei ist.

Für Martin ist es das 4. Weihnachten im Gefängnis. „Mein erstes Weihnachten im Knast war ne Katastrophe“, sagt er. Die Weihnachtszeit ist für viele Häftlinge besonders schwer. Von einer Freiheitsstrafe sind oft auch die Angehörigen der Täter betroffen. Auch sie müssen die Festtage ohne einen geliebten Menschen verbringen.

Stimmung an Weihnachten im Gefängnis

Mittelalter Mann mit Brille, weißem Hemd und blauen Pullover steht mit dem Rücken zur Kamera in einem Kirchenraum
Aaron Kniese
Martin ist Gefangener in der JVA Diez

Die Stimmung ist bei vielen Häftlingen ist geladen. Zwar gibt es auch im Gefängnis zu Weihnachten einen Gottesdienst, aber um 15:15 ist Schluss. Da gehen die Zellen zu. Die JVA Diez weiß um die Stimmung während der Weihnachtszeit, deshalb hat sich die Gefängnisleitung entschieden, die Sporthalle der JVA über die Feiertage zu öffnen. Eine gute Entscheidung, findet Martin. Er ist Sportwart und findet es wichtig, dass die Gefangenen Dampf ablassen können, und so ein Ventil haben. Martin hat während dieser Adventszeit auch schon Auseinandersetzungen zwischen Häftlingen miterlebt.

Weihnachtsbesuch im Gefängnis

Martin kann täglich 15 Minuten mit seiner Frau telefonieren. Zweimal im Monat kann er für eine halbe Stunde skypen oder auch Besuch im Besuchsraum haben. Auch an Weihnachten ist Besuch in der JVA gestattet. Trotzdem ist Einsamkeit ein großes Thema im Gefängnis, erzählt Martin. Irgendwie muss jeder Gefangene einen Weg finden, damit umzugehen. Denn während die Inhaftierten ihre Strafe absitzen, dreht sich die Welt weiter. Dadurch fühlt man sich schnell abgehängt, wenn man keinen Kontakt nach draußen hat.

Weihnachtsgottesdienst im Gefängnis

Martin ist froh, dass er als Küster in der JVA helfen kann. Die Gottesdienste bringen ihn zur Ruhe. Dekorieren, Kerzen anzünden, Beamer aufbauen: zusammen mit zwei weiteren Gefangenen teilt Martin sich diese Aufgaben. Für ihn sind die Gottesdienste ein Highlight. Besonders der Weihnachtsgottesdienst. Da kommt ein Posaunenchor von draußen. Und Martin darf mitspielen. Von den Besucherzahlen von Claudias Gottesdiensten in der JVA träumen bestimmt viele kleine Gemeinden. Von rund 500 Untergebrachten in der JVA Diez kommen zwischen 50 und 60 Menschen in den Gottesdienst

Dieter Sahmer vom Posaunenchor Diez/Freiendiez besucht Martin ehrenamtlich im Gefängnis und übt mit ihm Trompete. Ihn haben wir vor zehn Jahren schon einmal besucht.

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Gefängnisseelsorge

Claudia mit roter Bluse und schwarzem Cardigan in der Kirche der JVA
Aaron Kniese
Claudia ist Gefängnisseelsorgerin in der JVA Diez

Den evangelischen Gottesdienst leitet Claudia Gierke-Heinrich. Sie ist Pfarrerin und Gefängnisseelsorgerin in der JVA in Diez. Täglich redet sie in Sprechstunden mit den Gefangenen. Die Themen sind unterschiedlich: Beziehungsprobleme, Einsamkeit, die Beschäftigung mit der eigenen Tat. Claudia sagt, dass sie sich in die Situationen einiger Täter gut hineinversetzen kann.

Da war zum Beispiel ein Mann, der betrunken einen Polizist zusammengetreten hat. Er wollte seinem Freund helfen, weil der Polizist diesen tasern wollte. Für die Körperverletzung an dem Beamten, der mittlerweile wieder im Dienst ist, hat der Mann eine neunjährige Freiheitsstrafe bekommen. Claudia denkt,dass etwas in der Art vielen Menschen passieren könnte.

Weihnachten alleine

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Licht ins Gefängnis bringen

Warum sich Claudia für den Beruf als Gefängnisseelsorgerin entschieden hat, erklärt sie so: „Mir geht es darum, Gemeinschaft zu leben, aber auch den Himmel ein wenig auf die Erde zu bringen.“ In der Seelsorge trifft Claudia auf Menschen in besonderen Lebenssituationen. Sie will ein wenig Licht in diese oft so finstere Umgebung bringen.

„Kein Mensch ist frei von Sünde“, sagt Claudia. Die Menschen sind mehr als nur ihre Tat. Manche Menschen haben einmal unüberlegt oder aggressiv gehandelt und müssen nun für immer mit den Konsequenzen ihrer Tat leben. Claudia zieht für sich aber auch Grenzen. Es gibt Menschen, die so grausame Dinge getan haben, dass Claudia nicht mit ihnen reden möchte, sagt sie. 

Martin geht auch in die Gefängnisseelsorge von Claudia. Er findet die Seelsorge wichtig, um den Blick nach außen nicht zu verlieren. Im Gespräch redet Martin mit Claudia gerne über die Impulse und Predigten aus dem vergangenen Gottesdienst und refelktiert sich selbst.