Ernährung

7 Tage vegan: Was bleibt von dem Experiment?

Jörn mit Rindswurst und Haferdrink
Aaron Kniese/Canva

Es ist ein Selbstversuch, der Fleischliebhabern zusetzen kann. Eine Woche vegan ernähren. Jörn hat es ausprobiert und wertvolle Tipps.

Beim Essen komplett auf tierische Produkte verzichten. Für Veganer kein Thema, für mich als Fleischfresser eine Herausforderung. Bin ich bereit für den Selbsttest? Mir stellen sich die großen Fragen:

  • Schaffe ich es, mich eine Woche vegan zu ernähren?
  • Wie aufwändig ist die Umstellung?
  • Ist die vegane Ernährung gesünder für mich?

Kaffee kann für mich ein Problem werden. Den trinke ich gerne und viel… mit Milch! Auf Fleisch verzichte ich auch jetzt schon. Das ist nicht schwer. Aber der Verzicht auf Käse? Das kann hart werden. Aber: Challenge Accepted!

Vegan ernähren: Wo fange ich an?

Von den Kolleginnen bekomme ich jede Menge vegane Rezepte. Aaron, der selbst Veganer ist, gibt mir Tipps, worauf ich achten sollte. Besonders hilfreich waren für mich:

  1. Auf Proteine achten, z.B. durch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen.
  2. Nüsse haben viele Mineral- und Nährstoffe, ruhig öfter mal zwischendurch welche snacken.
  3. Möglichst viel unverarbeitete Lebensmittel essen, so wie Obst und Gemüse.

Vorbereitung: Veganes Shopping

voller Kühlschrank mit veganen Ersatzprodukten
Jörn von Lutzau
Mein Kühlschrank nach dem Einkauf

Samstag will ich anfangen. Den Wocheneinkauf am Freitag mache ich nicht allein. Wenn es nach meiner Frau geht, könnte sich die ganze Familie komplett vegetarisch ernähren. Aber da waren meine Tochter und ich immer dagegen.

Auf dem Einkaufzettel: Obst, Gemüse, Soja und Reis, sowie Hafermilch, vegane Wurst (paradoxer geht es kaum) und alle Zutaten für Rezepte, die mir die Kolleginnen aus der Redaktion geschickt haben. Ich merke zum ersten Mal, dass ich Milchprodukte vermissen werde…

Bring Tofu… und Geduld mit!

Der Einkauf dauert eine dreiviertel Stunde länger als sonst: Dem gewohnten Griff ins Regal folgt der Blick auf die Inhaltsstoffe. Schon interessant, aber auch erschreckend, was alles so in vermeintlich simplen Lebensmitteln steckt. Die Salzstangen sind nicht vegan? In der Sauce kann Spuren von Milchprodukten enthalten? Zurück damit, Alternative suchen.

Zum Frühstück mischt uns meine Frau ein selbst zusammengestelltes Müsli: Haferflocken, getrocknete Früchte, Nüsse, Sonnenblumenkerne. Super lecker und viel günstiger als die Fertigmischungen. Warum haben wir das nicht schon früher gemacht?

Tag 1: Alles easy… oder?

Kaffee ohne „echte“ Milch ist gewöhnungsbedürftig. Ich probiere Sojamilch, die zweite Tasse schmeckt etwas besser. Zum Glück trinke ich am Wochenende sowieso weniger Kaffee.

Abendessen: Burger mit Dinkelpattys. Richtig lecker, wenn auch etwas bröselig in der Pfanne. Der „vegane Käse“ auf dem Burger hat authentisch geschmeckt… besteht aber zu 27 Prozent aus Kokosfett, drei verschieden Sorten Stärkemitteln und Geschmacksstoffen. Ich mag zwar Junkfood, aber das ist schon ein ganz neues Level.

Tag 2: Sonntagsbraten? Brauch ich nicht!

Ich vermisse die Milch im Kaffee noch mehr. Schwarz trinken will ich nicht, dann lieber komplett darauf verzichten. Kann ich aber auch nicht.

Abendessen: Kichererbsen-Curry mit Reis und Mango. Ein Highlight, das bei uns auf jeden Fall noch einmal auf dem Tisch kommen wird. Das Masala-Curry haben wir aber lange in den Supermärkten suchen müssen.

Tag 3: Montagmorgen ist härter ohne Kaffee

Komplett ohne Kaffee? DAS Experiment habe ich am Nachmittag eingestellt. Ich habe vier verschiedene „Milchersatzprodukte“ gekauft… da MUSS was Gutes dabei sein.

  • Mandelmilch
  • Hafermilch
  • Sojamilch
  • Kokosmilch

Und schon bin ich knapp 10 Euro los. Teurer Spaß, aber ich bin selbst schuld daran.

Abendessen: Avocado und Gurken Sushi, das mochte ich auch früher schon. Hat mich beim „Milch“ kaufen angelacht. Impulskauf.

Jörn sitzt müde und frustriert am Tisch mit einem Sojamilchkaffee
Aaron Kniese

Tag 4: Tofu als echte Alternative

Kokosmilch im Kaffee ist definitiv nicht meins! Mein Kollege Aaron schwört darauf, kann ich wirklich nicht verstehen, der Kokos Geschmack ist mir viel zu dominant. Ich überlege ernsthaft, auf Tee zu wechseln. Ist Red-Bull eigentlich vegan? *seufz*

Abendessen: Wir haben ein Rezept für vegane Saté-Spieße gefunden. Das Hühnchen wird durch Tofu ersetzt. Die selbstgemachte Erdnusssauce ist EXTREM fettig, aber die angebratenen Tofuwürfel sind superlecker. Aber ob das jetzt alles so gesund war…

Falafel, Cracker und Tomatensoße
Jörn von Lutzau
Vegane Falafel mit Tomaten-Dip

Tag 5: Veganes Fastfood

Kaffee und Mandelmilch: 5 von 10 Punkten. So schaffe ich die Arbeitswoche doch noch. Ich hatte kurz Zweifel. Da es heute in der Redaktion später wird, habe ich mir ein Fastfood Menu zusammengestellt und fix eingekauft.

Abendessen: Vegane Falafel-Bällchen, dazu Tomatenaufstrich und Cracker zum Dippen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Crackersorten gibt, die nicht vegan sind… Liegt an der Fertigungsstraße bei der Herstellung, meint Kollege Aaron. Ist wohl auch bei manchen Kartoffelchips und Salzstangen so.

Tag 6: Endlich veganer „Milchkaffee“

Jörn, glücklich mit einer Tasse Kaffee in der Hand
Aaron Kniese
Endlich ein Milchersatz, der schmeckt.

Endlich schmeckt der Kaffee wieder! Hafermilch von einer anderen Marke hat gewonnen. Aber doppelt so teuer, wie ein Liter Frischmilch. Generell muss ich feststellen: Durch die Ersatzprodukte steigen bei uns die Einkaufskosten um knapp 35 Euro (bei einem Drei-Personen-Haushalt). Die ersten Lebensmittel mussten wir schon wegwerfen, da sie angeschimmelt waren.

Abendessen: Blumenkohl-Schnitzel, ein Rezept von Instagram. In dicke Scheiben geschnitten, mariniert und dann frisch aus dem Backofen mit einer veganen Soja-Joghurtsauce. Lecker, aber mit Tsatsiki wäre das Rezept leckerer!

Tag 7: Endspurt

Am letzten Tag klappt der Start mit dem Kaffee routiniert! Aber am Nachmittag bekomme ich Sodbrennen. Woher kommt das? Von der Ernährungsumstellung? Ich brauche tatsächlich ein Medikament, um mich wieder gut zu fühlen.

Abendessen: Pizzabrot mit veganer „Käsealternative“. Spätestens jetzt weiß ich: Finger weg von Ersatzprodukten! Pappkarton hätte besser geschmeckt. Pizzabrot mit Tomate oder mit Olivenöl wäre besser gewesen.

Zurück zu tierischen Produkten – quasi Fastenbrechen

Lange hab ich überlegt, was ich zum „Fastenbrechen“ esse: Echte Milch im Kaffee? Zu öde. Pizza mit doppeltem Käse? Nicht so früh! Ich hab‘s: Joghurt mit Honig und Mandelsplittern!

Beim Essen stellt sich mir die Frage, warum überhaupt jemand auf Honig verzichten kann. Flüssiges Gold!

Mein(!) Fazit nach einer Woche verganer Ernährung

Fleisch habe ich nicht wirklich vermisst. Und wie vermutet: Dafür die Milchprodukte umso mehr! Allein deswegen möchte ich mich nicht komplett vegan ernähren. Besonders genervt hat mich, dass ich nicht einfach alles essen konnte, was ich wollte.

Aber diese Woche hat mir einige Dinge klar gemacht:

  • Ich sollte öfter auf die Inhaltsstoffe schauen.
  • Die Auswahl im Supermarkt ist ganz schön groß.
  • Es gibt viele leckere Gerichte, die sicher noch ausprobieren werde.

Wie das Umfeld auf die vegane Ernährung reagiert

Im Freundeskreis war es immer ein Thema. „Warum tust du dir das an?“ und „Da habe ich auch schon drüber nachgedacht!“ Die Meinungen gehen weit auseinander.

Aber letztendlich ist es doch toll, dass wir es uns erlauben können, vegan zu leben. Das wäre in der Generation meiner Großeltern gar nicht möglich gewesen.

Jörns veganes Experiment
Aaron Kniese

Vegane Lieblingsgerichte

Manche Gerichte aus dieser veganen Woche werden wir wieder kochen. Ich fand besonders das Kirchererbsen-Curry und die Saté-Tofu-Spieße lecker. Wenn du sie nachkochen willst, hier habe ich die Rezepte für dich: 

Veganes Kirchererbsen-Curry mit Mango

Das vegane Kirchererbsen-Curry stammt von veganewunder.de

Rezept für 3-4 Portionen

  • 2 EL (Kokos-)Öl erhitzen.
  • 1 große geschnibbelte Zwiebel, 2 klein geschnittene Knoblauchzehen und 1 TL Salz dazugeben und etwa 2 Minuten leicht braten.
  • 1 in Stücke geschnittene Mango (etwa 300g), 1 EL Garam Masala (alternativ Currypulver), 1 TL Kurkuma, 1/2 TL Pfeffer dazugeben. Etwa 2 Minuten weiterbraten.
  • Mit 400 ml Kokosmilch und 400 ml passierten Tomaten ablöschen. Etwa 20 Minuten einkochen lassen. 
  • 400 g Kichererbsen (aus der Dose), 1 EL Ahornsirup und eventuell noch etwas Salz dazugeben

Wenn du magst, kannst du auch frischen Koriander dazugeben und den kurz mit einkochen lassen. Wir haben ihn weggelassen, war auch so mit Reis sehr lecker..

Saté-Tofu-Spieße

Auch wenn mir die Erdnusssoße von veganewunder.de nicht so gut geschmeckt hat, die Spieße selbst waren megelecker. 

Rezept für die 4-5 Spieße

  • Tofu in gleichmäßige und mundgerechte Stücke schneiden.
  • Würfel in eine Schüssel geben. 
  • Dazu kommen: 1 EL Sesamöl, 6 EL Sojasauce, 50 ml Kokosmilch, 1 EL Sambal Olek. Alles gut vermischen und mindestens 15 Minuten marinieren
  • 4 EL (Kokos-)Öl erhitzen.
  • Tofuwürfel auf die Holzspieße ziehen (5-6 Stücke pro Spieß).
  • Spieße in der Pfanne auf jeder Seite etwa 2-3 Minuten kross braten.

Guten Appetit!

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