„Was wäre ein guter Tag zum Sterben? Geht es bei euch nächste Woche?“ Abschiednehmen, wenn das Todesdatum planbar ist.
Im Gespräch erzählen davon Gerrit Kimsma, Hausarzt aus den Niederlanden, und der Schweizer Schriftsteller Nicola Bardola, dessen Eltern den assistierten Suizid gewählt haben. Dabei sollten nicht die Regelungen zur Sterbehilfe in den Nachbarländern bewertet werden. Es ging darum, deren Erfahrungen zu hören. Eine Gratwanderung.
Ein gemeinsamer Tod sei immer das Ideal des Vaters und der Mutter gewesen, erzählt Nicola Bardola. Der Schweizer Journalist hat das Buch „Schlemm“ über den gemeinsamen assistierten Suizid seiner Eltern geschrieben. Blasenkrebs im fortgeschrittenen Stadium, so lautete die Diagnose des Vaters. Für ihn war klar: Er wollte „die letzte Phase nicht im Morphiumnebel erleben“. Für die Mutter war klar: Sie wollte nicht ohne ihren Mann weiterleben. Lange vor der Erkrankung waren beide Eltern Mitglieder bei „Exit“ geworden, der „Vereinigung für humanes Sterben“ in der Schweiz.
Der erste Patient, der ihn um Sterbehilfe bat, habe ihn viel gelehrt, erzählt Kimsma. Schon einige Jahre war er dessen Hausarzt gewesen. Eines Tages kam der 60-Jährige zu ihm in die Praxis. Er befürchtete, Darmkrebs zu haben. Der Verdacht bestätigte sich. Der Tumor war so aggressiv, dass nur noch Schmerzlinderung in Frage kam.
Der Mann wollte nicht vom Tod überrascht werden. Das hatte er offen mit seiner Frau und Familie besprochen. Nun sagte er zu Kimsma: „Sie sind uns immer ein guter Hausarzt gewesen. Wenn ich Sie nun um Hilfe beim Sterben bitte, muss unser Verhältnis persönlicher werden.“ Als erstes bot er dem Arzt das „Du“ an. Es müsse einen persönlichen Bezug zwischen Arzt und Patient geben, sagt Kimsma. Das sei für ihn die unerlässliche Bedingung.
Die beiden führten viele Gespräche, bevor der Arzt seinem Patienten den Becher mit tödlichen Medikamenten ans Krankenbett stellte. Henk selbst trank ihn aus und schlief sofort ein. Doch die Dosis reichte nicht. Am folgenden Tag musste der Arzt mit der Spritze nachhelfen. Dann verständigte er die Polizei. Die stellte fest, dass alles nach den Richtlinien verlaufen war.