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Müll sammeln

Tauchen im Trüben: Kampf gegen Umweltverschmutzung

Lahntaucher in Marburg
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Bohrmaschinen, Fährräder, Autobatterien - all das haben die Lahntaucher schon aus dem Fluss geholt. Sie sammeln regelmäßig Müll aus der Lahn in Marburg.

Angefangen hat damals alles mit Studierenden, die in der Lahn schwimmen wollten und sich am Glas im Fluss verletzt haben. „Wir haben dann schnell fesgestellt: Oh, da ist ja viel, viel mehr als nur ein bisschen Glas! Da liegt eine Bohrmaschine, da liegt ein Gartenstuhl, da liegt eine Waschmaschine... und so hat das angefangen“, erzählt Mattis Weber (31) von den „Lahntauchern“.

Müll im Fluss: Kämpfen für eine saubere Umwelt

In drei Jahren haben sie inzwischen etwa 13 Tonnen Müll nur aus der Lahn geholt. Ihnen ist wichtig ihren Beitrag zum Natur- und Gewässerschutz zu leisten.

Wer sind die Lahntaucher?

Die Lahntaucher sind eine Gruppe freiwilliger Helfer:innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, durch Apnoetauchen (also nur mit Schnorchel und ohne Sauerstoffflasche) die Lahn von Müll zu befreien. 

Zur Homepage der Lahntaucher

Bei anderen Flüssen sei das aber nicht immer so einfach, erklärt Mattis. Amelie Becker (23) ergänzt: „Rhein und Main sind auch beschifft und haben eine viel stärkere Strömung als die Lahn, deshalb ist es dort viel zu gefährlich per Apnoetauchen Müll zu sammeln.“

Systematisch Müll sammeln

Beim Säubern der Lahn geht die Gruppe systematisch vor. Sie haben an einem Punkt angefangen und arbeiten sich nun langsam den Fluss aufwärts voran.

Mattis berichtet: „Gerade im Stadtbereich und unter Brücken liegt besonders viel Müll und auch nach großen Festen finden wir mehr Müll in der Lahn.“ Punktuell gibt es also Hotspots wo immer wieder Müll in den Fluss geworfen wird und die sie deshalb immer wieder reinigen müssen.
 

Das Ziel war natürlich die Lahn von der Quelle bis zur Mündung sauber zu machen,

Amelie Becker

Dabei konzentrieren sie sich auf die großen Städte, da da der meiste Müll liegt. So haben sie auch schon in der Lahn bei Wetzlar, Weilburg und Limburg getaucht. Sie wollen die Lahn möglichst langfristig sauber bekommen - auch wenn ihnen bewusst ist, dass das eine große Aufgabe ist.

Giftiger Müll im Fluss

Alles mögliche haben sie schon aus der Lahn geholt. Amelie und Mattis schätzen, dass es allein 200 Fahrräder waren. Besonders schlecht für den Fluss sind beispielsweise Autobatterien, weil die auslaufen können und die ganzen Stoffe giftig sind und sich negativ auf die Wasserqualität auswirken. Mattis erklärt dazu: „Generell sind die Auswirkungen von Müll in den Gewässern gar nicht so gut erforscht, wie man vielleicht glaubt. Deshalb machen wir das.“

Einen besonderen Fund haben sie auch schon gemacht: Eine Speer-Spitze aus dem 16.Jahrhundert mit historischem Wert. Mattis berichtet: „Wir haben sie zum Landesamt für Denkmalschutz geschickt, die haben das für uns bestimmt.“ Seitdem ist die Speerspitze im Besitz der Lahntaucher, die sie immer mal Menschen zeigen, um zu verdeutlichen, was für Schätze sich auch in der Lahn finden.

Kann man einfach so mitmachen bei den Lahntauchern?

Erstmal: Ja, da auch an Land und auf dem Fluss in Booten viel Unterstützung gebraucht wird. Also neue Leute und Helfer sind immer willkommen. Mittauchen ist aber nicht einfach so möglich, da die Taucher einmal die Woche im Schwimmbad trainieren und auch Sicherheitstrainings absolvieren müssen. Dort werden beispielsweise Unfälle simuliert um auf alle möglichen Situationen gut vorbereitet zu sein.

An Land haben wir bei unseren Einsätzen eine Gruppe von etwa 60 Leuten“, sagt Amelie. Die Freiwilligen organisiern sich durch eine WhatsApp-Gruppe, wo die Termine und Orte der Tauchaktionen veröffentlicht werden. Der Müll, den die Taucher aus der Lahn holen, wird (manchmal mit Hilfe von Booten) an Land gebracht. Dort wird er dann eingezäunt und einen Tag später von der Stadt Marburg abgeholt.

Nicht einfach nach Müll tauchen

Das Tauchen in der Lahn sei außerdem aus mehreren Gründen ziemlich gefählich, erklärt Amerlie.

  • teils starke Strömung
  • Sicht unter Wasser oft sehr schlecht
  • Gefahr durch den Müll oder totes Holz

Wenn sich also Tauchende unter Wasser an Totholz oder Müll verhaken, ist es schwierig, den Tauch-Buddy wiederzufinden. Auch weil die Lahntaucher nur mit der Luft in ihren Lungen tauchen. Da bleiben oft nur 30 Sekunden bis drei Minuten unter Wasser, bis gesundheitliche Schäden entstehen können.

„Deshalb sind die ausführlichen Sicherheitschecks und regelmäßigen Übungenim Schwimmbad zur Vorbereitung so wichtig“, betont Amelie. Dabei üben die Taucher beispielsweise auch wie es ist unter Wasser nichts zu sehen um nicht in Panik zu verfallen.

Wie läuft ein Müllsammel-Einsatz ab?

„Zuerst müssen wir den Einsatz bei den Behörden melden“, erklärt Mattis. „Es muss klar sein, dass es rechtlich abgesegnet ist und dass der Müll später abgeholt wird.“ Danach erst wird der Ort bestimmt, wo die Tauchgänge stattfinden. Danach wird sich an der Basis getroffen und das Material geholt und zum Einsatzort gebracht.

Dort wird dann einige Stunden getaucht und Müll gesammelt. Manchmal gibt es auch eine Mittagspause und im Anschluss noch einen zweiten Tauchgang. „So eine Aktion dauert also den ganzen Tag und ist ziemlich intensiv“, führt Amelie aus. Am Ende haben sie meistens ein paar 100 Kilo Müll zusammen gesammelt.