Greifst du gerne zu den regionalen Äpfeln, auch wenn die nebenan viel gleichmäßiger und von intensiveren Rottönen sind? Aber die kommen aus Neuseeland. Oder du beziehst Ökostrom, obwohl der teurer ist? Und du liebst die „transfair“ Schokolade?
Damit bist du nicht allein, denn viele bemühen sich bereits um einen gerechten und nachhaltigen Lebensstil. Gemeinsam dem Klimawandel und Arbeitsbedingungen, denen jegliche menschenrechtskonformen Standards fehlen, entgegenwirken. Das ist gut.
Eine noch größere Wirkung hat es, wenn viele Menschen gemeinsam handeln. Auch Kirchengemeinden können ihren Beitrag leisten und im Alltag mit nur kleinen Änderungen ökosozial und ökofair handeln. Das Zertifikat „Faire Gemeinde“ kann dabei helfen.
Für diese Auszeichnung muss der Kirchenvorstand eine Selbstverpflichtung unterzeichnen und darüber informieren, dass die Kirchengemeinde künftig den fairen Handel unterstützt. Außerdem soll es jährlich mindestens eine Bildungsveranstaltung zum Thema „Faires Handeln bei uns und weltweit“ geben.
Neben dem Angebot von fairem Kaffee und einem weiteren Produkt aus fairem Handel bei ihren Veranstaltungen muss die Gemeinde mindestens drei der folgenden Kriterien erfüllen:
Außerdem können Kirchengemeinden ihre Kommune unterstützen, wenn sie Fairtrade-Stadt oder Fairtrade-Dorf ist. „Faire“ Kirchengemeinden können sich nach der EU-Norm auch EMAS freiwillig zertifiizieren. Das nennt sich bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau „Grüner Hahn“.
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Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Regionalität, soziale Gerechtigkeit. Für die Gemeinde im Frankfurter Westen musste zunächst keine Plakette her, um ihr Engagement sichtbar zu machen. Über die Initiative von Brot für die Welt freuten sich die Ehrenamtlichen im Kirchenvorstand trotzdem.
Im Januar 2021 hat die Hilfsorganisation der Lydiagemeinde die Auszeichnung „Faire Gemeinde“ verliehen. Der Vorstand unterzeichnete seinerzeit eine Selbstverpflichtung und informierte im Gemeindebrief darüber, dass sie sich ausdrücklich zum fairen Umgang mit den Mitmenschen und der Schöpfung bekennen.
Jetzt wissen es alle, dass wir verantwortungsvoll handeln.
Stefanie Graeme
Sie verweist stolz auf die Artikel in der Gemeindezeitung, wo ökosoziale und ökofaire Themen und einfache Tipps zur Umsetzung immer wieder Platz finden.
Brigitte Molter erklärt, dass die Umsetzung verschiedener Kriterien, beispielsweise auf Umweltpapier – zertifiziert durch den Blauen Engel – umzusteigen, Blumenschmuck für Festlichkeiten der Gemeinde nur noch saisonal und regional zu beziehen und im Seniorentreff ausschließlich Kaffee und Tee aus fairem Handel auszuschenken, helfen soll, den Konsum immer wieder neu zu hinterfragen.
„So“, hofft die Referentin „wird ein Nachdenken über den Einfluss des eigenen Verhaltens auf die globale Gerechtigkeit angeregt und der Wandel hin zu einer Entscheidung für faire und/oder regionale Produkte angestoßen.“
In Frankfurt und Offenbach sind es derzeit gerade einmal vier Gemeinden, die sich der Initiative „Faire Gemeinde“ verschrieben haben. In ganz Hessen nur 66 von etwa 1.100 Gemeinden. „Dabei sind die Themen Nachhaltigkeit, ökosoziales und ökofaires Handeln in den Kirchengemeinden schon lange präsent und werden teilweise bewusst oder unbewusst umgesetzt,“ beschreibt Molter die Situation.
Dennoch scheuen viele Gemeinden die Bewerbung oder eine Unterzeichnung der Selbstverpflichtung. „Zu unrecht.“ findet Molter. Der damit verbundene Aufwand werde häufig überschätzt. Sicherlich hätten viele Gemeinden aktuell mit Fusionen und der Corona-Pandemie drängende Aufgaben zu bewältigen. Da liege es nahe, sich nicht ohne Not weiteren Herausforderungen zu stellen.
Ökosoziales und ökofaires Handeln sind für die gemeinsame Zukunft allerdings alternativlos.
Brigitte Molter (Brot für die Welt)
Das sieht auch Stefanie Graeme von der Lydiagemeinde so: „Das ist nur ein kleiner Schritt, den wir als Gemeinde gehen. Und der ist für uns definitiv leistbar. Wir wollen bei unseren Gemeindemitgliedern ein Bewusstsein für die drängenden Fragen unserer Zeit schaffen. Wir wollen ein Samenkorn säen und dieses hegen und pflegen. Dieses zarte Pflänzchen soll wachsen und Früchte tragen. Das ist unsere ethische Pflicht.“