Zukunft der Pflege

Sind Roboter in der Pflege sinnvoll?

Portrait von Esther Stosch
Kommentar von Esther Stosch

Die Krise in der Pflege ist unübersehbar. Wie Roboter und Künstliche Intelligenz dabei helfen können, eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen.

Roboter Pepper bei der Cebit 2017
epd/Friedrich Stark
„Pepper“ erkennt Mimik und Gestik. Er soll auf Emotionen entsprechend reagieren können.

Schöne neue Pflege-Welt: Robo-Robbe Paro lässt die Augen von Demenz-Kranken strahlen. Der kleine Pflegeroboter Pepper animiert Menschen im Seniorenheim. Automatisierte Pflegewagen liefern Verbandsmaterial und befüllen sich selbst im Lagerraum neu.

Und was macht das Pflegepersonal? Das, was es immer getan hat: Patient:innen umwuchten, den Hintern abwischen und immer mehr Papiere fein säuberlich in irgendwelche Akten sortieren… Und immer weniger Menschen wollen in der Pflege arbeiten: Das hat akute Folgen. Zum Beispiel können wegen Personalmangel Pflegeplätze gar nicht erst belegt werden. Ambulant ist die Situation noch schlimmer.

Da läuft doch irgendetwas falsch. Egal ob es der mangelnde Wille oder die Kosten sind: Es gibt bisher nur wenig Robotersysteme im Klinik- und Pflegealltag. Und wenn doch, dann scheinen wir alle mitmenschlichen Komponenten an die Maschinen abzugeben.

Mit Robotern kuscheln ersetzt keine echten Berührungen.

Algorithmen lernen sprechen und häufen jede Menge Wissen an. Nur zu verständlich, dass wir uns gerne mit ChatGPT und Co. unterhalten. Wenn es ums Wissen geht, wird die Maschine uns (irgendwann) abhängen. Aber auch bei der Menschlichkeit? Mit Robotern kuscheln ist zwar mal ganz lustig, aber ersetzt keine echte Berührung. Echte Zuneigung und Empathie sind etwas zutiefst Menschliches.

Künstliche Intelligenz verändert in den kommenden Jahren nicht nur unsere Arbeitswelt. Deswegen habe ich mich gefragt: Wie soll mein Leben im Alter aussehen? Was ist, wenn mein Körper nicht mehr so mitmacht, wie gerade jetzt?

Mir persönlich wäre es viel lieber, ein Roboter kümmert sich um meine Körperhygiene, als mein Ehemann. Falls ich bettlägerig wäre, wünsche ich mir, dass ich auf Knopfdruck meine Blase entleeren darf und nicht erst 30 Minuten auf jemanden warten muss. In der Industrie haben wir schon jede Menge Maschinen, die uns die Aufgaben abnehmen, nun ist die Pflege dran.

Krankenschwester, die Notizen für die Dokumentation macht
epd/Thomas Lohnes

Wäre es nicht eine schöne Welt, in der das Pflegepersonal das leistet, was ihre Kernaufgabe sein sollte? Nämlich das Mitmenschliche, das Miteinander und das Mitfühlende. Auf den Punkt gesagt: Soll mir doch der Roboter den Hintern abwischen und die Pflegefachkraft Zeit haben, mit mir über Roboter zu diskutieren. Das wäre mir lieber.

Ein Grund, warum Menschen in der Pflege arbeiten: Sie wollen Menschen helfen. Dabei sollten sie in der modernen Arbeitswelt bessere Unterstützung erfahren.

Welche Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz in der Pflege kannst du dir vorstellen? Schreib mir deine Ideen oder beteilige dich an der Diskussion auf unseren Social-Media-Kanälen: 

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Und wenn wir schon über Zukunft reden, warum sollte das nur im Pflegeheim so sein? Auf dem Weg zum smarten Zuhause könnten wir doch gleich die häusliche Pflege mitdenken. Denn wenn Angehörige zu Pflegenden werden, dann liegt das oft an fehlenden Alternativen.

Ja, wir brauchen mehr Geld im Pflegesystem, denn der Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft steigt. Aber wie dieses Geld sinnvoll eingesetzt werden kann, darüber müssen wir debattieren. Für mich und mein Alter wünsche ich mir:

  • Empathische Pflegeprofis, die sich auf die wichtigen Aufgaben konzentrieren können
  • Künstliche Intelligenz und Roboter, die den Alltag erleichtern
  • Ein smartes Zuhause, in dem ich so wenig Unterstützung wie möglich brauche

Also alles in allem eine Pflegewirklichkeit, die sich an meinem Alltag orientiert und nicht andersherum. In einer Welt, in der es nicht mehr genügend Pflegepersonal gibt, kommen wir wohl um intelligente Maschinen in der Pflege nicht drumherum. Aber die Entscheidung wie wir sie einsetzen, das liegt ganz bei uns.