Soziales

FSJ, FÖJ oder BFD – alles was du zum Freiwilligendienst wissen musst

Wenn junge Menschen sich engagieren: Diese Formen von Freiwilligendienste solltest du kennen
Gettyimages/FatCamera
Engagierte junge Frau liest kleinem Jungen im Rollstuhl aus einem Buch vor.

Du überlegst, einen Freiwilligendienst zu machen? Fragst dich, was dich da genau erwartet? Hier bekommst du Infos, die dir bei der Entscheidung helfen können.

von Arik Sürek

FSJ, FÖJ, BFD, weltwärts, IJFD, kulturweit… Mit unserem Guide verstehst du ganz schnell, was damit gemeint ist. Hinter diesen Abkürzungen steckt ein freiwilliges Jahr und die meisten unterscheiden sich nur in der Bürokratie, die dahinter steckt.

BFD, FSJ & FÖJ - Freiwilligendienst in Deutschland

Beim Bundesfreiwilligendienst (BFD) machst du deinen Vertrag direkt mit dem Staat und arbeitest in gemeinnützigen Einrichtungen, z.B. in Kitas, Schulen, Pflegeheimen oder bei Umweltprojekten, bei denen es um das Wohl der Gesellschaft geht und nicht um Profit. Der BFD ist in jedem Alter möglich.

Beim Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) arbeitest du im sozialen oder auch im kulturellen Bereich – zum Beispiel in Krankenhäusern oder Theatern. Dabei geht es um das Allgemeinwohl, also das, was der Gesellschaft insgesamt guttut. Mitmachen kannst du, wenn du zwischen 15 und 26 Jahre alt bist.

Beim Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) liegt der Fokus auf Umwelt und Nachhaltigkeit – du kannst z. B. in Nationalparks, Umweltbildungszentren oder bei Unternehmen mitmachen, solange der Einsatz ökologisch sinnvoll ist. Das Ganze ist fürs Gemeinwohl gedacht und offen für alle zwischen 15 und 26 Jahren.

Freiwilligendienste im Ausland

Der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJDF) ist im Grunde wie ein FSJ. Der Unterschied ist, dass du deinen Freiwilligendienst weltweit machen kannst – also z. B. in sozialen, ökologischen oder kulturellen Projekten im Ausland.

Weltwärts ist ein staatlich geförderter, entwicklungspolitischer Freiwilligendienst in Ländern des sogenannten Globalen Südens. Du engagierst dich dort z. B. in sozialen, ökologischen oder bildungsbezogenen Projekten und lernst dabei viel über andere Kulturen und globale Zusammenhänge.

Kulturweit ist ein internationaler Freiwilligendienst mit Fokus auf Kultur und Bildung, gefördert von der UNESCO. Du arbeitest zum Beispiel an Schulen, Museen oder Kulturinstituten im Ausland und stärkst den kulturellen Austausch.

Voraussetzungen für einen Freiwilligendienst:

Für die Freiwilligendienste ist die einzige Voraussetzung: Du musst die Schulpflicht erfüllt haben. Das bedeutet in Hessen mindestens die 9. Klasse abgeschlossen haben. Die meisten, die ein FSJ machen, haben ein Abi in der Tasche und sind über 18. Auch die Statistiken des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bestätigen das.

Axel Eppich koordiniert in der Landesarbeitsgemeinschaft Freiwilligendienste Hessen die Dienste. Er nennt zwei Gründe für genau diesen Zeitpunkt und zitiert:

  • „Ich mach’ nach der Schule noch mal ein Jahr zur Orientierung.“
  • „Ich bekomme mit dem Freiwilligendienst die Fachhochschulreife.“

Er erklärt, dass Menschen unter 18 Jahren „weniger Einsatzstellen haben, aus denen sie wählen können“. Das liege vor allem daran, dass viele Einsatzstellen aus „rechtlichen Gründen Volljährigkeit erwarten“. Zum Beispiel bei den Arbeitszeiten. Für unter 18-Jährige gilt, dass sie nur begrenzt arbeiten dürfen, was bei einem Vollzeit-FSJ oft nicht passt.

Geld im Freiwilligendienst – Wie viel gibt’s wirklich?

Die Bezahlung im Freiwilligendienst ist total unterschiedlich. Es gibt zwar eine Obergrenze von 644 Euro pro Monat, aber keine Mindestgrenze.  Das bedeutet, du kannst auch deutlich weniger bekommen. In der Regel liegt das Taschengeld zwischen 150 und 450 Euro.

Beim BFD gebe es oft mehr Kohle, weil hier der Staat Zuschüsse zahlt. „Das Gehalt liegt oft sehr weit auseinander“, sagt Axel Eppich. Manche Einsatzstellen zahlen nämlich nicht nur Geld, sondern bieten auch Sachleistungen an, zum Beispiel eine Wohnung.

Das Geld sollte nicht die tragende Rolle beim FSJ spielen.

Axel Eppich

Der Fachmann erklärt, „weil es ja eine Art von Ehrenamt ist und kein Job wie jeder andere“. Trotzdem sieht er Handlungsbedarf, denn es ist nicht mehr wie 1964, der Anfangszeit des FSJ, dass alle FSJler zu Hause wohnen.

Sein Vorschlag: Der Staat sollte eine gerechtere Lösung finden, „insbesondere diejenigen unterstützen, die für den Dienst umziehen oder keine elterliche finanzielle Unterstützung haben.“ Denn am Ende sollte Geld nicht der Grund sein, warum jemand keinen Freiwilligendienst machen kann. „Der Staat sollte das einfacher und unbürokratischer regeln, um allen Jugendlichen die Teilnahme zu ermöglichen.“

Was dich beim Freiwilligendienst erwartet

Ein FSJ bedeutet, offen für Neues zu sein. Es geht nicht nur darum, mal kurz in einen Beruf reinzuschnuppern – du bist mittendrin! Du arbeitest mit Menschen, knüpfst Beziehungen und wirst ein Teil des Teams – egal ob im Altenheim, im Kindergarten oder in einer anderen Einrichtung.

Einen Freiwilligendienst machen

Wenn du gerne einen Freiwilligendienst machen möchtest, aber noch nicht weißt, wo oder in welchem Bereich, dann hilft dir die evangelische Freiwilligenbörse.

Zur Freiwilligen-Börse ein-jahr-freiwillig.de

Wer sich für ein FSJ entscheidet, so Eppich, „sollte sich bewusst sein, dass es emotional herausfordernd sein kann, insbesondere, wenn man sich nach einem Jahr wieder von den Menschen verabschieden muss“. Das FSJ ist daher keine einfache Aushilfsarbeit, sondern eine „tiefgehende Erfahrung, die persönliche Entwicklung ermöglicht“.

Du kannst dir Zeit lassen – zum Durchatmen, zum Erfahrungen sammeln und um herauszufinden, was du wirklich willst. „Dafür ist so ein Freiwilligendienst einfach eine super Zeit“ so Eppich.

Hast du überlegt, ein FSJ zu machen? Oder hast sogar schon eines in der Tasche? Erzähl uns von deinen Erfahrungen. Gerne in unseren Social-Media-Kanälen: 

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FSJ als Berufsorientierung? Ein Beispiel

Dafür, wie das FSJ die eigene Zukunft beeinflussen kann, kennt Eppich viele Beispiele. Er erzählt von einem jungen Mann, der in der Haustechnik eines Altenheims mitarbeitete. Technik? Klar, das konnte er sich vorstellen. „Aber mit alten Leuten arbeiten? Um Gottes willen!“ dachte er sich anfangs.

Doch als Haustechniker musste er in die Zimmer der Bewohner – Glühbirnen wechseln, eine Schranktür festmachen, solche Dinge. Er kam ins Gespräch. Plötzlich merkte er: „Hey, das macht mir total Spaß!“ Die alten Menschen mochten ihn und am Ende seines FSJ entschied er sich für eine Pflegeausbildung.

„Hätte man ihm vorhergesagt: ‚Du wirst Pfleger!‘, hätte er nur gelacht und gesagt: ‚Du hast nicht alle!‘“, so Eppich. Aber genau darum geht’s: Sich auf etwas Neues einlassen und vielleicht einen ganz anderen Weg entdecken.

Das kann auch anders laufen. „Man kann total schlechte Erfahrungen machen, wenn der Träger nicht gut mitarbeitet oder die Anleitung in der Einsatzstelle schlecht ist.“ Dann könne ein FSJ auch mal frustrierend sein. Selbst das ist eine Erkenntnis: „Manche merken durch das FSJ: 'Cool, das ist genau meine Richtung!‘ – andere stellen fest: ‚Das ist nichts für mich.‘ Auch das ist wichtig zu wissen.“ Aber in den meisten Fällen sei ein Freiwilligendienst eine positive und prägende Erfahrung.